
Am 6. Juni 1944 begann am sogenannten D-Day mit der Landung der alliierten Truppen in der Normandie und der Eröffnung einer zweiten Front die Befreiung Westeuropas von der Nazi-Diktatur. 150 000 Soldaten – größtenteils US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen – zogen allein an diesem Tag in den Kampf gegen Hitler. Was ihnen bevorstand, war ein harter Alltag an der Front, Heimweh, Todesangst, Hass, Schuldgefühl – die ganze Psychologie des Krieges.
Der Zweite Weltkrieg erstmals aus der Sicht eines amerikanischen Soldaten
In ›Der Befreier‹ schildert Alex Kershaw den Zweiten Weltkrieg erstmals aus der Sicht eines US-Soldaten: Felix Sparks (1917-2007) stammte aus einer Bergarbeiterfamilie in Arizona und ließ sich nach der High School von der Armee anwerben, weil er in der Großen Depression keine Arbeit fand. Dann ging er ans College, um Jura zu studieren, und wurde erneut einberufen, als die USA sich für den Kriegseintritt rüsteten. Er nahm teil an der Invasion Siziliens 1943, war der einzige Überlebende seiner Einheit bei der Schlacht von Anzio, überlebte die deutsche Ardennenoffensive, den Häuserkampf in Aschaffenburg, wo der »Volkssturm« die Amerikaner aufzuhalten versuchte, und kommandierte die Einheit, die Dachau befreite. Dort beantwortete sich für ihn die Sinnfrage – Warum machen wir das? – endgültig. Doch trotz des Grauens, das er dort zu Gesicht bekommt, versucht Sparks, sich die Menschlichkeit zu bewahren, wie ein Foto aus diesen Tagen eindrucksvoll beweist.
Alex Kershaw auf die Frage, wie es zu›Der Befreier‹ kam:
»Bei einer Recherche über Amerikaner, die im Zweiten Weltkrieg an der Befreiung der Konzentrationslager beteiligt waren, stieß ich auf ein außergewöhnliches Foto. Es stammte vom 29. April 1945. Darauf war ein junger amerikanischer Offizier in Dachau zu sehen, Felix Sparks. Einige seiner Männer haben das Feuer auf SS-Soldaten eröffnet. Er schießt mit seiner Pistole in die Luft und hebt abwehrend die Hand. Das Foto hält einen Augenblick unglaublicher Menschlichkeit fest. Sparks hatte seit der Landung in Sizilien über 500 Tage in einem brutalen Krieg verbracht, er hatte bei Anzio eine ganze Kompanie verloren und ein Bataillon an die SS. Die meisten Menschen hätten die Ermordung solcher Männer nicht verhindert, ein paar Minuten, nachdem sie den ganzen Schrecken von Hitlers erstem Konzentrationslager entdeckt hatten. Ich musste diesen Mann kennenlernen.«
Alex Kershaw