»Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver.« Die Kadaver, das sind die ausgestopften Jagdtrophäen, die der Vater der zehnjährigen Ich-Erzählerin von seinen Großwildsafaris mit nach Hause bringt. Und die er mehr liebt als seine Familie, für die er nur Verachtung und Prügel übrig hat. Mutig und voller Liebe versucht das Mädchen, ihren jüngeren Bruder vor der väterlichen Gefühlskälte und Gewalt zu schützen. Doch dann geschieht eines Tages ein schrecklicher Unfall, der nicht nur das fröhliche Lachen des Bruders verstummen lässt. Ungekürzte Lesung mit Camilla Renschke 4 CDs | ca. 5 h 9 min

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Adeline Dieudonnés „Das wirkliche Leben“ wurde am 22.12. im Schweizer Literaturclub besprochen.
Auf spiegel.de empfiehlt Elke Heidenreich in einem Videobeitrag Adeline Dieudonnés „Das wirkliche Leben“: spiegel.de.
Pressestimmen
Judith Peters, BRF,
Juli 2020
»Das Überraschende an ›Das wirkliche Leben‹ ist seine überzeugende Mischung aus Märchen und Thriller, aus Gesellschaftsroman und Horrorgeschichte.«
Gert Scobel, 3Sat Buchzeit im Sommer,
Juni 2020
»Wenn ich nichts über das Buch und seine Autorin gewusst hätte, dann hätte ich garantiert gesagt, dass ist wieder einmal ein typisches Beispiel der Meisterschaft des amerikanischen Erzählens – völlig falsch: die Frau ist Belgierin.«
Thea Dorn, ZDF, Das Literarische Quartett,
Mai 2020
»Welche Bücher haben es im Augenblick überhaupt geschafft, einen so in Bann zu ziehen, dass man tatsächlich mal für ein paar Stunden alles stehen und liegen lässt und einfach nur in einer Lektüre versinkt? Diesem Buch ist das gelungen. […] Es ist ein radikales Plädoyer, sich von der Angst nicht hetzen zu lassen.«
Kerstin Hellberg, Stern,
April 2020
»Jeder Satz ein Treffer: Adeline Dieudonné zeigt in ihrem Debüt, wie man sich gegen das Unglück wehrt. […] Eine wilde Geschichte, bei der jedes präzise platzierte Wort funkelt, jede Metapher sitzt. […] Die Wucht, mit der die Autorin schreibt, nährt sich aus der Angst, die die Terroranschläge von Brüssel bei ihr hinterließen. Die Energie, mit der sie die Sätze rausfeuert, lieferte die musik, die sie beim Schreiben hört: Death Metal. Die Leichtigkeit, mit der sie Animalisches und Zartes verbindet, macht den Zauber ihres Romans aus.«
Barbara Vinken, 3Sat Buchzeit im Sommer,
Juni 2020
»Die Sozialanalyse in diesem Buch ist zwischen den Zeilen einfach brillant.«
Franziska Wolffheim, spiegel.de,
April 2020
»Gegen Ende ist im Roman zu lesen: ›Es heißt, dass die Stille, die auf Mozart folgt, immer noch Mozart ist.‹ Die Stille, die auf die Lektüre von Dieudonnés Buch folgt, ist Schockstarre. Ihr Roman ist wie ein Faustschlag, von dem man sich erst mal erholen muss.«
Leserstimmen
Ihre Meinung
ulrike rabe, Juni 2020
»„Gilles war in jenem Sommer sechs, ich war zehn.“
Eine kleine Reihenhaussiedlung am Waldrand. Alles hat seine Ordnung. Im schönsten und größten Haus wohnt die namenlose Erzählerin mit ihrem kleine Bruder Gilles und den Eltern. Doch es ist keine liebevolle Familie. Der Vater ist ein brutaler Mann. Wenn er nicht gerade die Mutter misshandelt, trinkt er, hängt vor dem Fernseher ab oder geht seinem grotesken Faible für die Jagd nach. Die Mutter hat sich aufgegeben, ihr Dasein gleicht einer „Amöbe“. Die beiden Kinder entgehen dem tristen Alltag beim Spielen auf einem nahegelegenen Schrottplatz und Streifzügen durch den benachbarten Wald. Es ist Gilles‘ magisches Lachen, das „alle Wunden heilen kann“. Doch eines Tages werden die Kinder Zeugen eines tragischen Unfalls. Völlig alleingelassen mit der Verarbeitung dieses traumatischen Ereignissen, treibt es die Familie auf eine Katastrophe zu.
Die belgische Autorin Adeline Dieudonné schreibt in ihrem Debütroman über „Das wirkliche Leben“, und das tut sie mit einer messerscharfen, bildhaften Sprache. Ihre sehr junge Icherzählerin hinterlässt trotz der Distanziertheit der Erzählung einen tiefgehenden Eindruck bei mir. Es ist ein Buch über das Aufwachsen in einer dysfunktionalen Familie, über eine Kindheit und Jugend geprägt von einem toxischen Weltbild des Vaters. Es ist geht um Kinder, die ohnehin schon schwer zu verkraftendes Leben haben, die aber durch ein schreckliches Ereignis völlig auf sich gestellt aus der Bahn geworfen sind.
„Geschichten sind dazu da, alles hineinzupacken was uns Angst macht. Denn so können wir uns sicher sein, dass es nicht im wirklichen Leben passiert.“
So versucht das Mädchen ihren kleinen Bruder immer zu beruhigen. Bis sie es eines Tages nicht mehr schafft, ihn zu erreichen, sein wunderbares Lachen verstummt. Es beginnt eine Zeit, in der die Magie (der Kindheit) nicht mehr wirkt, wo nur mehr Wissenschaft zu helfen scheint. Und das Mädchen stürzt sich in einen Eifer des Lernens. Nur das hält sie aufrecht, bestärkt sie darin, Vergangenes wieder gut machen zu können.
Das wirkliche Leben dieser Kinder ist ein Leben mit Gewalt, Misshandlung, Einsamkeit ohne einen wirklichen Ausweg. Wenn die Personen, die dich eigentlich lieben und beschützen sollten, die dich aber physisch, psychisch, verbal und brachial quälen und im Stich lassen, wird dieses Leben wirklich, wird es zu einer Normalität. Wer von den Eltern keinen Schutz zu erwarten hat, was kann man dann von Fremden erwarten?
„Kinder brauchen bis zu acht Anläufe, bevor ein Erwachsener ihnen glaubt.“ , hört man von ExpertInnen, die im Kinderschutz tätig sind. Manche geben schon früher auf. Während der Praxis des Wegschauens dreht sich die Spirale der Gewalt weiter.
Der Schluss des Buches trifft mitten ins Herz und beinhaltet bei aller Wirklichkeit ein kleines bisschen Magie.«
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