"Verbrecherin, wohin ich mich neige." - Was immer Luise unternimmt oder unterlässt, um ihre Unschuld zu bewahren, es verkehrt sich ins Gegenteil. Ihre Liebe zu Ferdinand von Walter erscheint der Bürgerlichen als Frevel gegen die Standesgesetze. Der Major hingegen ist fasziniert von seiner revolutionären Leidenschaft und missdeutet Luises stille Verzweiflung als Mangel an Liebe. Eine höfische Intrige besiegelt ihr tragisches Schicksal und führt zum gemeinsamen Freitod. Schillers Kritik richtet sich ebenso vehement gegen den Feudalstaat wie gegen das erstarkende Kleinbürgertum. Beide Ordnungen und ihre Repräsentanten, u. a. Gert Westphal in der Rolle des heimtückischen Hofpräsidenten von Walter, stellen der Emanzipation des Menschen unüberwindliche Hindernisse entgegen.
»Nirgendwo in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts ist der Konflikt zwischen Staatsraison und menschlichem Glück mit solcher Schärfe gestaltet worden.« Hans Mayer