Ein Buch voller Luft- und Gedankensprünge, voller Ironie und Witz.
Sommer 1980: Ein Lehrerehepaar aus Itzehoe macht eine Ferienreise in den Fernen Osten. Ob in Bangkok, in Bombay oder auf Bali: die deutschen Fragen werden sie trotz der andrängenden Bilder der Dritten Welt nicht los. Dafür sorgt schon der sich immer wieder einmischende Erzähler, dem mitten in Shanghai die Idee kommt, wie es wohl wäre, wenn nicht die Chinesen, sondern die Deutschen ein Volk von neunhundertfünfzig Millionen Menschen wären. Oder wenn, wie manche Politiker befürchten, die Deutschen ausstürben.

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Jens Erdmann, Mai 2003
»Das Buch, eine Mischung aus Sachbuch und Erzählung, war als Grundidee für
einen Film gedacht. Nie gewinnt das Sachbuch die Oberhand, immer wird alles von der Erzählung beherrscht. Dies besonders durch Wortwitz und Erzähldichte. Ab und an läßt
Grass sogar echte Wortgeschütze auffahren, um Denkmuster und Meinungen nieder zu zwingen, sie mürbe werden zu lassen. Da ist nichts sicher, in welcher Ansichtenfestung auch eingebunkert.
Vielleicht liegt das an der Grundehrlichkeit, die John Irving als "In dieser Mischung aus
Sachbuch und Erzählung und nicht zustande gekommenem Film begegnet man der absoluten Ehrlichkeit, die V.S. Prichett als gundlegend für die russischen Epiker des 19. Jahrhunderts bezeichnet hat." beschrieb - sicher aber an dem behandelten Stoff.
Grass holt nach allen Seiten aus - selbst nach sich - mit Worten der Mahnung und der Hoffnung, wortgewaltig wie immer; schält Verhaltensmuster und Meinungen wie einen Apfel; mühsam errichtete und unterhaltene Fassaden geraten ins wanken; das Innere wird nach außen gekehrt. Wir sehen uns mit unserem Inneren gegenübergestellt,
es gelingt der Blick von außen.
In seinem für mich tiefgehenden, sich langzeitwirksam ins Gehirn festsetzenden Buch entwirft er eine Zukunft, die ihre nachdenklich machende Kraft aus den Fehlern der Gegenwart zieht. Verdrängtes kommt wieder aus dem Unterbewußtsein zurück, ist wieder da, das ist alles Andere als beruhigend.
Ich sage mir, dieser Schriftsteller kennt uns, kennt die Welt, die Deutschen, die Zusammenhänge und die Wirkungen und will uns einfach nicht in Ruhe lassen, gönnt uns unsere Ruhe und heile Welt einfach nicht. Ein Querdenker, ein Störenfried. Zum Glück
haben wir ihn! Der anfangs aufkommende Gedanke des Parteilichen verflüchtigt sich bald, spätestens beim wiederholten Lesen.
Was aber ist die Geschichte, die das Buch zur Erzählung werden läßt? Ein Lehrerehepaar, politisch angagiert, reist zu einem Ferienaufenthalt nach Asien, wird dort mit dem Elend
Ostasiens konfrontiert - im Handgepäck die eigenen, die heimatlichen Probleme. Ihre Welt prallt auf die Welt Ostasiens, Gegensätze und Widersprüche sind dabei unvermeidlich. Mehr
nicht, doch sehr vielschichtig aufgearbeitet.
Durch die regelmäßig wechselnde Erzählperspektive, durch Wortreichtum und Wortwitz, gelingt eine Auflockerung des schwierigen Stoffes. So wird das Ausblenden jedes Belehrungsversuchs erreicht, ein politisches Pamphlet wird gekonnt vermieden.
Ist dieses Buch, als Spiegel der 80er Jahre aber noch lesenswert, noch gültig? Unbedingt! Auf jeden Fall! Einiges hat sich gewiß geändert, vieles ist leider geblieben. Es sind nicht die
80er die Grass in dieses Buch getrieben haben, es ist der Zeitgeist. Ich persönlich bin aus eigener, wiederholter Leseerfahrung davon überzeugt, das dieses Buch in keinem Buchregal kritisch denkender Literaturliebhaberinnen und Literaturliebhaber fehlen sollte. Es ist für wiederholtes Lesen bestens geeignet. Sollte es mir einmal zu gut gehen, was auch immer daraus folgert, so bringt die Lektüre auf jeden Fall Auflockerung, kritische Erfrischung, schärft wieder den abgestumpften Blick.«
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