Deutsch von Frank Günther
Mit einem Essay von Kurt Tetzeli
Romeo und Julia: die Namen stehen längst für einen Mythos, den Mythos der tragischen Leidenschaft. Die Geschichte hat unzählige Nachahmer gefunden, und der Aufruhr der Gefühle darin gehört heute, trivialisiert und ausschnittsweise, zum Repertoire nicht weniger Seifenopern: der tödliche Zwist zweier Familien; der Blitzschlag der unerlaubten Liebe zwischen den Kindern dieser Häuser; das Ungestüm und die Zärtlichkeit, mit denen sich beide dieser Liebe versichern; der Todesmut, mit dem Julia in den Plan einwilligt, sich als Scheintote »entführen« zu lassen, um damit einer anderweitigen Vermählung zu entgehen und Romeo nachzufolgen. Und dann natürlich die tragischste aller Szenen, der Liebestod: Romeo, durch einen fatalen Zufall nur unzureichend über den Plan informiert, glaubt Julia tot und vergiftet sich in ihrer Gruft; Julia erwacht und ersticht sich mit Romeos Dolch.
Das alles scheint eher romantisch als elisabethanisch, und durch die gewohnte Brille des 19. Jahrhunderts (als das Stück als Tragödie zum großen Erfolg wurde, während man es im 18. ohne Bedenken auch mal glücklich enden ließ) sehen wir heute noch jene »große Liebe«, die von der »Gesellschaft« nicht gewollt wird. Shakespeare aber erfand zu seiner Zeit mit ›Romeo und Julia‹ etwas völlig Unbekanntes: die erste englische Liebestragödie.

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Eugen Wenzel, November 2001
»,,Sein oder nicht Sein'': ich bin für nicht sein des Werkes des umstrittenen britischen Schriftstellers, der in einer Zeit lebte, wo Liebe und Leidenschaft keinen psychischen, sondern einen moralisch-christlichen besessen hat; folglich ist das Werk Shakespeares nicht ernst zunehnen, was dem gleich kommt, dass Shakespeares Vorhandensein überflüssig ist. Was hier gesprochen wurde, stammte einer langjährigen Literaturerfahrung ab, und wird eines Tages Geschichte schreibe.
2.11.2001 der falschen Zeitrechnung«
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