Zu Besuch bei ... Ute Mank
Ein zum Sofa umfunktioniertes, antikes Bett und jede Menge Kaffee: Im Interview erzählt uns Autorin Ute Mank mehr über ihren Schreiballtag. Nach › Wildtriebe‹ ist mit ›Elternhaus‹ gerade ihr neuer Roman erschienen – eine Familiengeschichte, die unter die Haut geht.
Wie sieht Ihr Schreiballtag aus?
Ich schreibe morgens. Nicht, weil ich ein Morgenmensch wäre (ganz im Gegenteil), sondern weil dann der Kopf noch frei von Alltagsgedanken ist, man noch ein wenig »zwischen Tag und Traum« schwebt. Ich schreibe am Laptop, Gedanken und Fragen sortiere ich allerdings gern handschriftlich. Ideen, die mir im Laufe des Tages noch kommen, werden auf Zetteln festgehalten und an den Laptop geheftet.
Mein tägliches Schreibziel sind zwei Normseiten, die so gut sein müssen, dass ich weiß, ich lösche sie am nächsten Tag nicht gleich wieder. Dieses Ziel ist sehr gut zu erreichen. Schaffe ich mehr, freue ich mich. Erreiche ich es gerade so, bin ich dennoch nicht frustriert.
Haben Sie dabei feste Rituale?
Nichts als jede Menge Kaffee. Und ich sitze selten am Schreibtisch. Viele Jahre hatte ich ein sehr funktionales Arbeitszimmer. Doch irgendwann habe ich festgestellt, dass ich in einer gemütlichen Umgebung viel besser arbeite. Deswegen gibt es in meinem Arbeitszimmer ein antikes, zum Sofa umfunktioniertes Bett. Dort schreibe ich mit dem Laptop auf dem Schoß. Auch der Widerstand, »an die Arbeit« zu gehen, ist so viel geringer.
Arbeiten Sie mit einem Notizheft, einer Pinnwand o.Ä.?
Außer dem oben erwähnten Gedankensortieren mit Bleistift und Collegeblock benutze ich nur den Laptop.
Was wollten Sie als Kind werden?
In einer strengen Religionsgemeinschaft aufgewachsen, in der man darauf wartete, dass Jesus jeden Augenblick erscheint und danach die Welt untergeht, stellte sich diese Frage gar nicht. Ich wollte nichts als in den Himmel kommen. Garantiert war das nämlich nicht, auch nicht für ein Kind.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Andere haben mir gesagt, du schreibst gut, mach was draus. Zum Beispiel die damalige Frauenbeauftragte der Stadt Marburg, Christa Winter, bei der ich während meines Studiums ein Praktikum gemacht habe. Sie hat dafür gesorgt, dass ich bei unserer Lokalzeitung als Reporterin anheuere. Andere haben mich sehr viel später auch gefragt, warum ich eigentlich keinen Roman schreibe. Nachdem meine Dissertation erschienen war und ich eine neue Herausforderung brauchte, dachte ich, ich probiere das ernsthaft.
Welche/r Autor*in oder welches Buch hat Sie nachhaltig geprägt?
Das ist eigentlich kaum zu beantworten. Ich glaube, in unterschiedlichen Lebensphasen ist man von je anderen Autor*innen und ihren Büchern beeindruckt.
Vielleicht Erich Kästner? Jedenfalls ist er der einzige Autor, von dem ich nicht nur sämtliche Kinderbücher (die ich immer wieder gelesen habe und die mich auch als Erwachsene noch begeistern), sondern auch sonst alles, was er geschrieben hat, besitze.
Welche/r Autor*in sollte unbedingt noch entdeckt werden?
Wie gerne würde ich hier für eine/n unentdeckte/n Autor*in schwärmen. Doch: Ich kenne keine/n.
Welches Buch hat Sie jüngst begeistert?
›Wir hätten uns alles gesagt‹ von Judith Hermann.
Wen oder was wollen Sie unbedingt noch lesen?
Marcel Proust, ›Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‹. Und das schon seit Jahren.
Was lesen Sie zurzeit?
Im Augenblick ist »Sachbuch-Zeit«: ›Der Osten: eine westdeutsche Erfindung‹ von Dirk Oschmann und ›Wir Klimawandler‹ von Elizabeth Kolbert. An Romanen stapeln sich unter anderem Bücher von Heinz Strunk und Ewald Arenz, von denen ich – möglicherweise unverzeihlich – bisher noch nichts gelesen habe.
Wo lesen Sie am liebsten?
Im Sommer auf jeden Fall in meinem Garten. Ansonsten gibt es keinen bestimmten Platz.
Wofür legen Sie jedes Buch beiseite?
Für ein Telefonat mit meinen Töchtern, die beide ziemlich weit entfernt von mir leben.