Zu Besuch bei ... Stephanie Schneider

Als Kind wollte sie ›Astrid Lindgren‹ werden – inzwischen ist sie ihrem Traum als erfolgreiche Kinderbuchautorin sehr nahe gekommen. Willkommen in der Schreibwerkstatt von Stephanie Schneider!

Haben Sie beim Schreiben feste Rituale?
Ich brauche einen Kaffee, einen Computer, meine Kopfhörer und ein Café. In dieser Reihenfolge und an 365 Tagen im Jahr. Mein Wecker klingelt meistens um kurz nach sechs, manchmal aber auch schon um halb fünf. Dann fülle ich mir eine Wärmflasche und verschwinde in ein Café. Die Zeit, in der meisten Menschen noch schlafen, ist mir am allerliebsten.

Arbeiten Sie mit einem Notizheft, einer Pinnwand oder Ähnlichem?
Ich habe Notizbücher und korrigiere auf Papier, aber der Computer ist wichtiger. Schreiben funktioniert dann, wenn ich Vernunft und Logik in der Außenwelt vergesse und wie ein Kind ins Träumen gerate. Die Wirklichkeit ist beim Schreiben eher hinderlich. Deshalb versuche ich mein Werkzeug (Pinnwände, Recherchen, Notizen) möglichst einfach zu halten. Meine Texte sind für mich mit vielen Emotionen besetzt. Zudem bin der typische ADS-Mensch. Papierstapel und Unordnung bringen mich leicht durcheinander. Da ist es gut, wenn ich nach dem Schreiben einfach nur eine Datei schließen und das Gedankenchaos in den Tiefen meines Notebooks versenken kann.

Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte immer schon Kinderbücher schreiben. Auf die Frage, was ich später mal werden möchte, habe ich ›Astrid Lindgren‹ geantwortet.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich habe schon als Kind ständig Tagebuch und Gedichte geschrieben. Mit 15 Jahren konnte ich bei der Lokalzeitung als freie Mitarbeiterin anfangen und später habe ich Songs für meine und andere Bands geschrieben. Immer wenn es irgendwo etwas zu texten gab, dann war ich am Start. Zwischendurch war mein Traum vom Bücherschreiben erstaunlicherweise in Vergessenheit geraten. Erst 2004 hat mich mein Mann daran erinnert. Danach ging alles ganz schnell und innerhalb eines Jahres war ich von Beruf ›Ausdenkerin‹.

Welche*r Autor*in/welches Buch hat Sie nachhaltig geprägt?
Die Bücher meiner Kindheit! Großgeworden bin ich mit Nöstlinger, Lindgren, Kirsten Boie, Enid Blyton und den Liedertexten von Frederic Vahle. In der Pubertät wurden Hesse, Camus, Kästner, Ringelnatz, Sarah Kirsch und Mascha Kaléko wichtig. Ich habe einfach alles gelesen, was mir unter die Finger kam.

Welche*r Autor*innen sollte/n unbedingt noch entdeckt werden?
Kinderbuchautor*innen, die mit noch viel mehr Mut, Humor, Betroffenheit, Empörung, Verrücktheit, Unverschämtheit, Liebe und Diversität schreiben. Da trauen die Erwachsenen dem Buchmarkt und den Kindern oft zu wenig zu.

Welches Buch hat Sie jüngst begeistert?
Begeistern tun mich Bücher selten, aber manche entspannen und inspirieren mich mehr als andere. ›New York‹ von Lily Brett gehört zum Beispiel dazu. Und die Papierschnipsel-Poesie von Herta Müller wie ›Vater telefoniert mit den Fliegen‹.

Wen oder was wollen Sie unbedingt noch lesen?
Wenn ich auf die Empfehlung von Freunden höre, dann ›Mädchen, Frau etc.‹ von Bernadiene Evaristo.

Was lesen Sie zurzeit?
›Der Storyteller‹ von Dave Grohl. Eine Mischung aus Schlagzeug, Kreativität, Familiensinn und Koffein. Und „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“. Das Buch hat mich als Kind schwer beschäftigt und beeindruckt.

Wo lesen Sie am liebsten?
Im Urlaub und auf Reisen! Mit Buch, Rucksack und Espresso auf einem italienischen Bahnhof auf den nächsten Zug warten, das ist Erholung! Ich lese überhaupt sehr gerne in Gesellschaft. Schon als Kinder haben wir uns nach der Schule zum gemeinsamen Schmökern getroffen.

Wofür legen Sie jedes Buch beiseite?
Ganz klar: Für Unternehmungen mit meiner Familie lasse ich alles stehen und liegen. Und für eine durchgetanzte und durchgequatschte Nacht in guter Gesellschaft.