Zu Besuch bei … Matthäus Bär

Matthäus Bär gewährt Einblicke in seinen Schreiballtag, von den Anfängen als Kinderliederschreiber bis zu seinen aktuellen Erzählungen. In seinem Buch ›Drei Wasserschweine brennen durch‹ entführt er die Leser*innen in die abenteuerliche Welt der drei Wasserschweine Emmy, Tristan und Raul.

Wie sieht Ihr Schreiballtag aus? 
Steht keine akute Deadline an, ist meine Schreibroutine leider relativ unstrukturiert. Längere Texte und Bücher entstehen meistens in mehreren, intensiven Schüben. Während eines solchen Schreibschubs produziere ich täglich etwa zwei bis vier Seiten. Danach lass ich das Geschriebene eine Zeit lang liegen und widme mich zwischenzeitlich anderen Projekten, ehe ich wieder darauf zurückgreife, überarbeite, feinschleife oder verwerfe. Ab und zu schreibe ich auch im Kaffeehaus, am konzentriertesten arbeite ich aber in meinem kleinen Studio. Da ich auch Musik mache und recorde, stehen hier recht viele Instrumente und Aufnahme-Equipment herum. Musik und Schreiben sind aber trotzdem recht streng voneinander getrennt. Ich brauche zwar keine absolute Stille bei der Textarbeit, Musikhören während dem Schreiben geht aber gar nicht. Text- und Musikproduktion wechseln sich ganz gut miteinander ab, während das eine Projekt rastet, kann ich beim anderen weiterwerkeln.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Früher hab ich hauptsächlich Songs für Kinder geschrieben. Das Gute beim Songschreiben ist, dass du sehr exakt und mit wenigen Worten auf den Punkt kommen musst. Allerdings ist der zu Verfügung stehende Platz auch sehr begrenzt. Irgendwann hatte ich ganz einfach Lust, ein bisschen mehr und länger zu erzählen. Und so sind die ersten längeren Texte entstanden.

Was wollten Sie als Kind werden?
Tatsächlich lautete mein erster Berufswunsch »Kinderbuchautor« . Zwischenzeitlich hab ich das natürlich komplett aus den Augen verloren und andere Berufsbilder wie Rockstar oder Buchbinder haben sich aufgedrängt. Die Mutter eines Schulfreundes erinnert mich allerdings jedes Mal, wenn wir uns sehen, dass ich doch »schon immer Kinderbuchautor werden wollte«. Klingt komisch, ist aber anscheinend so.

Welche/r Autor*in oder welches Buch hat Sie nachhaltig geprägt?
Puh, wahrscheinlich die Summe der einzelnen Teile! Wenn ich aber ein paar herauspicken müsste, wären das wohl J.K. Rowling, Renate Welsh, Clemens J. Setz, Nadia Budde, Janosch und besonders der Wiener Dichter H.C. Artmann.

Wie gehen Sie mit Schreibblockaden oder kreativen Krisen um?
Eine richtige Blockade musste ich noch nicht erleben. Wenn es aber mal stockt und holpriger und holpriger wird, tut ein bisschen Abstand zum Text ganz gut. Oder ich versuche zu konkretisieren, was ich eigentlich mitteilen möchte. Je konkreter ich über ein bestimmtes Gefühl oder ein besonderes Setting nachdenke, desto greifbarer kann ich dieses meistens schildern. Der angestrebte Vibe ist dann hoffentlich auch der richtige.

Gehen Sie neben dem Schreiben einem Beruf nach? Wie vereinen Sie beides?
Ich glaube, die wenigsten Autor*innen können »nur« vom Schreiben allein leben. Auch zu diesem Berufsbild gehört so viel mehr, als nur vor dem Computer zu sitzen und Texte zu fabrizieren. Mit Lesungen und Auftritten, aber auch mit anderweitigen Aufträgen, redaktionellen Beiträgen oder Hörspielen kann ich in Summe meinen Beitrag zu unserem Familieneinkommen leisten. Grundsätzlich kann ich mir meine Arbeits- und Kinderbetreuungszeiten daher recht flexibel einteilen.

Gibt es einen Traum, den Sie als Schriftsteller*in noch verwirklichen möchten?
Eigentlich ist mit dem ersten Buch der größte Traum schon in Erfüllung gegangen. Und jedes weitere Buch ist ein kleiner neuer Traum. Aber absolut unwirklich – also traumhaft – würde sich wahrscheinlich eine Übersetzung eines meiner Bücher anfühlen.