Zu Besuch bei ... Claudia Schumacher

Claudia Schumacher zeigt in ihrem ersten Werk eine Vielfalt literarischer Einflüsse. Durch ihre Veröffentlichung formt sie innerhalb der Literaturwelt neue kreative Perspektiven.

Wie sieht Ihr Schreiballtag aus?
Bei mir beginnt die Arbeit an einem Buch damit, dass ich sehr viele andere Bücher lese. Für meinen zweiten Roman verbringe ich gerade viel Zeit in der Hamburger Staatsbibliothek in Archiven und auf Recherchereisen. Schreiben kann ich theoretisch überall, nur brauche ich dafür Ruhe. Selbst, wenn ich daheim am Schreibtisch sitze, habe ich immer Ohrstöpsel drin. Die besten Ideen kommen mir oft auf langen Spaziergängen. 

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Als ich elf war, wollte ich einen Hund. Mein Vater meinte: Kannst du haben, aber erst, wenn du eigenes Geld verdienst. Ich habe mich hingesetzt und etwas geschrieben, das ich eine Novelle nannte. Die wollte ich verkaufen und mir von dem Geld einen Hund holen. Die leicht abwegige Idee, vom Schreiben zu leben, erschien mir also immer natürlich. Später führte mein Weg über den Journalismus. Heute kann ich mich zu meinem Glück auf das Schreiben von Romanen konzentrieren. 

Was wollten Sie als Kind werden?
Schriftstellerin. Aber auch alles mögliche andere. Nonne zum Beispiel, oder Clown. 

Welche/r Autor*in oder welches Buch hat Sie nachhaltig geprägt?
Ich habe so viele Lieblingsbücher und Lieblingsautor*innen, dass ich nicht gut priorisieren kann. Zu ihnen zählen Zadie Smith, Benedict Wells, Louise Erdrich, Wolfgang Herrndorf, Helga Schubert, Daniel Kehlmann oder Mariana Leky. Als Kind waren Paul Maar und Otfried Preußler für mich wichtig. Da fehlen jetzt aber so viele… ich könnte bis morgen aufzählen und hätte wahrscheinlich noch immer jemanden vergessen. 

Wie gehen Sie mit Schreibblockaden oder kreativen Krisen um?
Ein Buch entsteht nicht linear. Mein Debütroman wuchs über Jahre, aus hunderten Textdokumenten in mehreren Ordnern. Unzählige Seiten musste ich aber auch in die Tonne werfen, wo schon ein Vorgängermanuskript lag. Wenn ich ins Stocken gerate, ist das, was vor mir liegt, einfach nicht gut. Ich muss dann herausfinden, was fehlt. Oder mir eingestehen, dass es nichts wird. Blockiert ist man glaube ich nur dann, wenn man sich vor dieser Entscheidung drückt. Da beiße ich aber aus Ungeduld lieber in den sauren Apfel. 

Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es mit dem Schreiben nicht geklappt hätte?
Vielleicht hätte ich auch als Psychologin glücklich werden können. 

Gibt es einen Traum, den Sie als Schriftsteller*in noch verwirklichen möchten?
Jedes Buch ist ein neuer Traum, also ja: viele!