Zu Besuch bei ... Ivar Leon Menger

Tauchen Sie in den faszinierenden Schreiballtag von Ivar Leon Menger ein: Die Kindheit des Autors war geprägt von Gruselgeschichten und dem Wunsch, Detektiv zu werden. Heute ist er ein Thriller-Autor und hat seine Kindheitsträume in gewisser Weise verwirklicht.

Wie sieht Ihr Schreiballtag aus?
In meiner Zeit als Hörspielautor habe ich noch im Wald geschrieben. Mit Klappstuhl und MacBook. Dort hatte ich absolute Ruhe und konnte die Dialoge laut vorlesen, ohne jemanden zu stören. Das war meistens den Sommer über, Ende Herbst wurde es dann schon ungemütlich. Seit ich allerdings Schriftsteller bin, hat sich mein Arbeitsplatz geändert. Ich schreibe meine Romane jetzt über den Winter in den Frühling hinein. So sitze ich in meinem kleinen Büro, auf meinem geliebten Sessel, die elektrische Schreibmaschine (Hemingwrite) auf den Beinen. Der Tag beginnt um 9 Uhr morgens mit Kaffee und einem Buch. Nach ungefähr einer halben Stunde setze ich mich dann an die Schreibmaschine und tippe in der Regel drei Seiten, ein Kapitel. Danach langes Mittagessen mit der Familie. Am Nachmittag überarbeite ich die geschriebenen Seiten auf meinem Laptop. Gegen Abend beantworte ich Mails, mache Steuersachen, nehme vielleicht eine Sendung für meinen Podcast ›Meine schlimmste Lesung‹ auf oder telefoniere ein bisschen. Ab 21 Uhr gucke ich Filme oder Serien auf meiner Leinwand. Die Entspannung geht so ungefähr bis 23:30 Uhr, dann habe ich den letzten Termin des Tages. Ich facetime mit meinem Freund Florian Harz, der als Puppenspieler in der Comedy Hall arbeitet und erst spät Feierabend hat. Zum Tagesabschluss lese ich ihm dann das neu geschriebene Kapitel vor. Er ist also mein erster Testleser (oder Hörer). Nach dem Gespräch bin ich jedoch meist so aufgedreht, dass ich etwas YouTube schaue. Im Bett (gegen 2 Uhr) schalte ich dann meinen E-Reader an und lese, bis ich dabei einschlafe. Es gibt kaum etwas Schöneres.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Das Geschichtenerzählen hat schon in meiner Kindheit begonnen. So habe ich meinen Freunden, die bei mir übernachtet haben, immer selbsterfundene Gruselgeschichten zum Einschlafen erzählt. Von Zombies, Geistern und Vampiren. Einmal musste sogar ein Freund von seinen Eltern abgeholt werden, weil er so viel Angst bekam.

Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte Detektiv werden und spannende Fälle lösen. Als Thriller-Autor bin ich ja tatsächlich so etwas Ähnliches geworden.

Welche/r Autor*in oder welches Buch hat Sie nachhaltig geprägt?
In meiner Kindheit haben mich Astrid Lindgrens Märchen fasziniert. So wie die düsteren Hörspielfolgen der drei Fragezeichen und die Comic-Reihe ›Gespenster‹. Als Erwachsener war es definitiv ›Das Parfum‹ von Patrick Süskind, weil er es geschafft hat, mich mit allen Sinnen in die Geschichte zu ziehen. Ich liebe auch den klaren Schreibstil von Martin Suter, wahrscheinlich, weil wir beide Werbetexter waren.

Wie gehen Sie mit Schreibblockaden oder kreativen Krisen um?
Oh, das konnte beim Hörspielschreiben zeitweise schon sehr kritisch werden. Da hatte ich oft Schreibblockaden, weil das Timing so eng gesetzt war. Mir blieben nur vier Monate, um eine Staffel mit zehn Folgen, also insgesamt zehn Stunden Hörspiel, zu schreiben. Für einen Roman lasse ich mir allerdings ein Jahr Zeit und bin deshalb nicht so anfällig für Blockaden oder kreative Krisen. Denn die Ideen kommen mir immer beim Schreiben. Darauf kann ich mich verlassen. Und diese Gewissheit beruhigt mich.

Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es mit dem Schreiben nicht geklappt hätte?
Ich wollte damals Parapsychologie studieren, weil mich das Jenseits schon immer so fasziniert hat. Auch Kriminalkommissar hätte mich gereizt. Aber dann habe ich Grafikdesign studiert, weil ich außer in Kunst nicht so gut in der Schule war und gerne gezeichnet habe. Danach habe ich als Werbetexter, Filmregisseur, Hörspielautor und Verleger gearbeitet, und jetzt bin ich endlich Schriftsteller.

Gibt es einen Traum, den Sie als Schriftsteller*in noch verwirklichen möchten?
Ehrlicherweise würde ich mich sehr darüber freuen, mit meinen Büchern auf die Spiegelbestellerliste zu kommen. So ein orangener Aufkleber wäre schon schön. Aber das Wichtigste ist mir, dass ich meine Leser*innen mit jedem neuen Buch überraschen kann und sie viel Freude beim Lesen haben.