Wie ein Vogel
Drei wahre Draußen-Geschichten aus den 70er-Jahren
Wenn man viele Geschwister hat, haben die Eltern weniger Zeit – und die Kinder mehr Freiraum für Abenteuer! Daniela ist immer dabei, wenn es was zu erleben gibt. Zum Beispiel, als sie mit ihrem Lieblingsbruder Woffe die Schildkröte Gertrud ausgräbt. Oder als sie Hand in Hand mit ihrer Zwillingsschwester Wackel losläuft bis ans Ende der Welt – das geht doch, oder?
1. Auflage
Gerda Raidt, Jahrgang 1975, studierte an der Burg Giebichenstein in Halle und an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Seit 2004 arbeitet sie als freie Illustratorin. Für Klett Kinderbuch hat sie bereits „Drachentod und Zauberflöte“ und „Fritzi war dabei“ illustriert. Gerda Raidt lebt mit ihrer Familie in Leipzig.
Mehr Informationen unter: www.gerda-raidt.de
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Das Buch “Wie ein Vogel” erzählt, wie der Untertitel bereits verrät, von einer Kindheit in der DDR. Aufgemacht ist es wie ein Fotoalbum, auf dem Cover befindet sich ein “Foto”, das mit Klebeband festgemacht ist. Und auch im Buch wird die Familie auf diese Weise vorgestellt. Es geht weniger um geschichtliche Fakten als vielmehr den kleinen Kosmos eines Mädchens, das in der DDR aufwächst.Für Kinder ist es ja spannend zu erfahren, wie Kinder in der DDR gelebt haben, wenn Oma und Opa davon erzählen. Ob sie die Unterschiede zu heute schon begreifen, ist eher weniger zu vermuten. Die Idee, das Thema “Vögel” (das mir bei einer Assoziation mit dem Wort “Freiheit” tatsächlich mit als erstes einfällt), metaphorisch in diesem Zusammenhang umzusetzen, finde ich sehr gelungen. Dass ein Vogel in einem kleinen Käfig zu wenig Platz hat, um sich zu entfalten, verstehen ja schon die Kleinsten. Und davon ausgehend kann man dann selber ins Erzählen kommen, erklären, oder auch mit weiteren Fragen an die ältere Generation herantreten. “War das wirklich so?”Zum Vorlesen eignet sich das Buch meines Erachtens nach wunderbar. Es hat sich flüssig gelesen und wir haben es an zwei Abenden genossen. Ein Kinderbuch, dass zur nachträglichen Kommunikation mit Zeitzeugen einlädt. Wir vergeben gemeinsam fünf Sterne.
Auf so ein Buch habe ich schon lange gewartet. Ich bin auch Ostkind, etwas jünger als die Autorin, aber mir fällt es schwer meinen Kindern zu erklären, was in meiner Kindheit anders war. Vor allem auch da mein Mann auf der anderen Seite von Deutschland aufgewachsen ist. Dieses versucht gekonnt aus Sicht eines Kindes das Leben in der DDR darzustellen. Ich muss sagen, dass ich mich sehr wiedergefunden habe. Politik spielte keine Rolle, warum es Fahnenappell und Westpakete gab, hat mich als Kind auch nicht wirklich interessiert. Sehr wiedergefunden habe ich mich in der Szene zur Taubenfeder, als die Kindergärtnerin sie aus der Hand geschlagen hat und auf Tollwut hingewiesen hat. Kenne ich ganz genauso und ich habe bis heute Ekel vor einzelnen Federn. Ich denke dieses Buch wird sehr unterschiedlich wahrgenommen. Vermutlich werden sich viele in der DDR aufgewachsene Menschen wiederentdecken. Heutige Kinder können sicher einiges nicht so richtig nachvollziehen, deshalb ist dies auch ein Buch, welches man zusammenlesen sollte. Vielleicht sorgt es auch dafür, dass es zu interessanten Diskussionen kommt.Die Kritik, dass die Protagonistin sich sehr an materiellen festhält, kann ich nicht nachvollziehen. Es ist aus der Sicht eines Kindes geschrieben und das meiner Meinung ist sehr gut gelungen. Den Freiheitentzug hat man als Kind kaum bemerkt. Die Westpakete und der Intershop haben auch für mich der Westen bedeutet. Also rein die bunten schönen Dinge, die von dort kamen. Das man in keiner Demokratie lebte oder Angst haben musste, dass falsche zu sagen, kam dann erst später. Für ein Kind ist das sehr viel weniger greifbar, als der Schokoriegel aus dem Westen.Ein insgesamt wichtiges Buch, welches mir hilft meinen Kindern meine Kindheit näher zu bringen. Es ist zwar sehr „vogellastig“, aber dadurch konnte sie sehr gut die kindliche Sichtweise auf Freiheit einbinden. Das Buch bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.
In Gerdas Kindheitserinnerungen kommen viele Vögel vor: Tauben, Papageien und vor allem Wellensittiche. Einige sind, wie auch Gerda, nicht frei. Sie werden durch Käfiggitter von ihrer Freiheit getrennt. Gerda wohnt in Berlin, welches in ihrer Kindheit, durch eine Mauer getrennt ist. Nur ihre Oma darf ab und zu den Westteil der Stadt besuchen und bringt dann immer tolle Sachen mit. Einmal fliegt ihr ein Wellensittich weg. Ob er über die Mauer in das andere Berlin geflogen ist?Die Autorin erzählt hier ihre Kindheit im Ostteil von Berlin in sehr schönen Worten, auch etwas Melancholie klingt mit an. Ob das Kinder, die dieses Buch lesen auch so empfinden, weiß ich nicht. Ich fand die Kindheitserinnerungen jedenfalls sehr einfühlsam erzählt und habe das Buch sehr gerne gelesen, weil ich auch einiges aus meiner Kindheit in der DDR wiedererkannt habe.Die Illustrationen sind auch sehr schön und passend zum Text. Die Bilder sind nicht zu grell, sondern nostalgisch, aber irgendwie dadurch auch zeitlos.Ein sehr schönes Kinderbuch für jung und alt.
Diese Kindheitsgeschichte aus Ostberlin von Gerda Raidt gehört zu den entzückendsten Büchern, die ich in letzter Zeit mit meinen Enkelkindern angeschaut habe. Die liebevollen Zeichnungen, die detaillierten Beschreibungen von Vogelarten, die Schilderung des Alltags im Kindergarten mit den Erzieherinnen, später von der Schule und der Besuche bei Oma - alles federleicht und kindgerecht, dabei aber nicht kindisch oder kitschig beschrieben. Auch auf die Geschichte der Berliner Mauer wird eingegangen und wie der Vater die Trennung als Kind erlebt hat. Immer spielen dabei Vögel eine große Rolle. Oma hat einen Wellensittich und der Vater weiß viel über Vögel. "Aber Vögel sollten in Freiheit leben und jeder soll fliegen können, wohin er will."Immer wieder zieht eine.r aus unserer Familie das hübsche handliche Büchlein aus dem Regal hervor und blättert voller Freude darin, von der Kleinsten (3 Jahre) bis zu ihrer Oma (57 Jahre).
Dieses Buch ist ein bisschen wie ein Fotoalbum und genauso beginnt es auch, mit Schwarzweißfotos aus Gerdas Kindheit. Sie ist in der DDR - genauer in Ostberlin - aufgewachsen. Nur ihre Oma darf in den Westen fahren, von dort bringt sie Gerda und ihrer Familie manchmal schöne Dinge mit. Das Thema "Vögel" zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch, Gerdas Vater, der seinen Kindern verschiedene Wildvögel zeigt, weil er sich dafür interessiert, Omas Wellensittich Coco oder der Papagei, der scheinbar jemandem weggeflogen ist. In der Schule basteln die Kinder Friedenstauben aus Papier und die Familie bekommt einen neuen Wellensittich. Gerda wird älter, Oma auch, die nun seltener in den Westen fährt. Und dann ist die Mauer offen...Für mich war das Buch eine wunderbare Reise in die Vergangenheit, denn auch ich bin in der DDR geboren und bis zur Wende aufgewachsen. Zwischen Gerda und mir gibt es Parallelen, die mich ein wenig nostalgisch an meine eigene Kindheit haben denken lassen. Auch wir haben uns als Kinder gefreut, wenn wir Eichelhäherfedern gefunden haben. Mein Opa hat uns im Wald seine Meisenkästen gezeigt, inklusive Nestern und Eiern darin. Wellensittiche hatten meine Schwester und ich ebenfalls, allerdings erst nach der Wende. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es belebt ein bisschen die Vergangenheit und ist ein Einblick in ein Stück Kindheit in der DDR. Der Bogen wird am Ende zur älteren Generation und deren Fotoalbum gezogen, das hat mich sehr angesprochen. Diese Geschichte ist toll, um den Kindern heute zu zeigen, wie es früher so "bei uns" war, aber auch, um sich - so wie ich - an die eigene Kindheit zu erinnern. Das Buch scheint zu einer Serie namens "Wir Kinder von früher" zu gehören und es gibt noch einen weiteren Band davon. Vielleicht werden ja in Zukunft noch mehr solche Familiengeschichten erscheinen. Das fände ich schön.
Mit "Wie ein Vogel" hat Gerda Raidt ein bemerkenswertes Kinderbuch geschaffen, das einfühlsam und authentisch aus der Ich-Perspektive der kleinen Gerda erzählt. In zauberhafter Sprache schildert das Buch das Aufwachsen in der DDR, einer Zeit, in der die Mauer das Land und die Menschen trennt. Gerdas Alltag ist geprägt von Dingen wie Fahnenappellen, Friedenstauben, Westpaketen und alten Telefonen mit Wählscheibe. Besonders die Liebe zu Vögeln bringt Farbe in ihr sonst eher graues Leben.Die Kombination aus anschaulichen Illustrationen und authentischen Beschreibungen vermittelt jungen und auch erwachsenen Leserinnen und Lesern einen lebendigen Eindruck dieser vergangenen Zeit. Ohne politisch oder belehrend zu wirken, gewährt das Buch einen ehrlichen Blick auf das Leben im Osten Deutschlands. Es macht Geschichte auf eine ungekünstelte Weise erlebbar.Das Cover harmoniert wunderbar mit dem Inhalt und die Farbgestaltung ist ansprechend. Insgesamt ist "Wie ein Vogel" ein wunderbares Buch, das Kindern auf verständliche Weise ein Stück deutsche Geschichte näher bringt. Ich mag es.
Auf dieses Buch wartete ich gespannt - sowohl diese Buchreihe als auch der Titel und vor allem das Thema DDR-Geschichte hatten mich auf dieses Buch neugierig gemacht. Das Buch ist wie ein altes Fotoalbum (mit gezeichneten Bildern von früher) bzw wie eine Schulkladde aufgemacht, was ich optisch und haptisch ansprechend finde. Auch die teils ganzseitigen Illustrationen selbst sind wunderschön. Das Buch erzählt die Geschichte der DDR anhand einer Vogelmetaphorik ausder Sicht des Mädchens Gerda, die mit ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrer Großmutter in der DDR aufwächst. Die Vogelmetaphorik finde ich gelungen (zB Wellensittiche in zu kleinen Käfigen vs andere Vögel, die frei über die Mauer fliegen können), allerdings hätte das Buch meiner Meinung nach gerne neben dem Vogelthema etwas mehr über die DDR und das dortige Leben berichten dürfen. Ich war nämlich anhand des Klappentextes und des Titels der Buchreihe davon ausgegangen, dass etwas mehr historisches Sachwissen über die DDR vermittelt wird. Trotzdem eignet sich das Buch meiner Meinung nach, um mit Kindern einen Einstieg in das Thema "DDR" zu bekommen und diese Thematik dann im anschließenden Gespräch zu vertiefen und mit Sachwissen zu unterfüttern.
Ein Cover im Stil alter Fotoalben lädt auf die Reise in eine vergangene Zeit ein. Das Motiv des Albums zieht sich in Buch hinein, die Bilder sind zunächst schwarz-weiß und die Hauptfigur stellt uns ihre Familie vor. Wunderbar finde ich, dass sogar an die halbtransparenten Trennblätter der alten Fotoalben gedacht wurde.Der Umschwung zu farbigen Bildern macht die sehr persönliche Perspektive der Autorin wiederum nahbar. Die Erzählung ihrer Erinnerungen hat eine kindliche, leichte Perspektive. Gleichzeitig ist für Erwachsene Leser die kritische Sicht auf die politisch-gesellschaftliche Ebene zu erkennen, eine Mischung aus Ostalgie und Gesellschaftskritik.Die Illustratorin hat mit dem Zeichenstil die Ästhetik der ostdeutschen Kinderbücher sehr gut aufgegriffen. Mir bescherte das Buch so einige Achja-Momente. Es eignet sich hervorragend, um mit Kindern ins Gespräch über die eigene Kindheit zu kommen.
Wie war das früher eigentlich so? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Reihe, um die DDR-Geschichte aufzuarbeiten und Kindern näher zu bringen. Das Buch ist aus meiner Sicht sowohl für Kinder als auch, z.B. als Erinnerung, für Erwachsene. Mir hat die Aufmachung des Buches sehr gut gefallen. Es ist sehr dünn, dafür aber aufwendig und dem Setting entsprechend gestaltet. Die Erzählweise ist sehr einfach verständlich, sodass auch jüngere Kinder gut verstehen können, um was es geht. Inhaltlich beschäftigt sich das Buch mit dem Thema Leben in der DDR am Beispiel der Haltung von Wellensittichen aus Kindersicht. Es wird auch kurz das Thema "Flucht" angeschnitten und wirklich gut dargestellt. Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen in die Geschichte einzutauchen, wenn ich mir auch eine etwas längere Geschichte gewünscht hätte. Alles in allem eine absolute Empfehlung!
Ja, so war´s. Kindheitserinnerungen ohne Wehmut und Wertung und den innigen Wunsch, dieses Leben als Kind in der DDR auch ohne solche zu vermitteln. Viele Menschen wurden dadurch geprägt. Ja, es war schön. Aber es war einmal. Von den Widrigkeiten bekam man ja als Heranwachsende nicht so viel mit und das soll auch nicht das vorrangige Thema sein. Der kleine Vogel Freiheit schwebt aber schon mit durch die Handlung. Es ist vielmehr das einzigartige Flair jenseits der politischen und geschichtlichen Entwicklungen, die hier sehr wahrheitsgetreu wiedergegeben und vermittelt werden soll. Das Leben im Kleinen, in der engsten Familie; mit bunter Tapete, Kachelofen, dem unbedingten Mittagsschlaf und so vielem mehr, wovon nur noch diejenigen wissen, die es erlebt haben. Alle anderen können es sich gar nicht vorstellen oder wollen es auch gar nicht. Für so viele hatte sich ja nichts geändert, doch für viele andere schier alles.Daher ist dieses Buch doch leider nur etwas für Menschen aus den neuen Bundesländern, speziell von der älteren Generation an die jüngere. Tausend eigene Geschichten und Erlebnisse können so begleitend zur Lektüre und den garantiert auftauchenden Fragen mit erzählt werden, Fotoalben und behaltene Gegenstände von früher kommen so wieder gebührend ans Tageslicht. Schon beim Durchblättern wird man in die damalige Zeit versetzt. Die durchgehenden Zeichnungen geben haargenau das wider, woran man sich selbst erinnert, wenn man zurück denkt – Mode, Inneneinrichtung, Alltagsbegebenheiten, der familiäre Umgang miteinander. Ich wünsche diesem Buch viel Glück bei der Suche nach interessierten (Vor)Lesern. Und wer dieses Buch für sich entdeckt, besitzt einen kleinen Schatz, ein eigenes Geschichtsbüchlein, das man gemeinsam lesen sollte, damit die jungen (Erst)Leser damit auch etwas anfangen können und das wirklich tolle Kinderbuch seinen stillen Charme auch voll entfalten kann.