Als geborener Lebenskünstler konstruiert Schulmeister Wutz jeden Morgen seine rosige Zukunft selbst. Immer wieder aufs Neue kann er sich so an seinem überaus erfüllten Leben erfreuen. Und das alles hat der sympathische Sonderling ganz allein seiner Fantasie zu verdanken. Denn dank ihr ist er frei und glücklich, begnadeter Schriftsteller, brillanter Prediger und Besitzer einer großen Bibliothek, die er mangels Geldes selbst verfasst hat. Jean Paul, der seine bekannteste Erzählung 1790 schrieb, bezeichnete sie selbst als »eine Art Idylle«. Markus Hoffmann liest und interpretiert diese höchst vergnüglich.
1. Auflage
Jean Paul (eigentl. Johann Paul Friedrich Richter) war der Sohn eines mittelosen Lehrers, Organisten und Pastors und wurde am 21. März 1763 im oberfränkischen Wunsiedel geboren. Bereits als 15-Jähriger besaß er enormes Bücherwissen, das er in Heften festhielt. Nach dem frühen Tod seines Vaters finanzierte er sich kurzzeitig das Studium der Theologie und Philosophie in Leipzig mit Privatunterricht, fühlte sich aber zum Schriftsteller berufen. Nach ersten Veröffentlichungen flüchtete er 1784 vor seinen Gläubigern zu seiner Mutter nach Hof; seit 1787 fand er ein Auskommen als Hauslehrer. 1793 erschien sein Roman 'Die unsichtbare Loge', dem viele erfolgreiche und seinen Ruhm mehrende Werke folgten. Am Musenhof in Weimar reagierten die Klassiker Goethe und Schiller eher distanziert (letzterem war er "fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist), doch Wieland und Herder waren begeistert. Von 1798 bis 1800 nahm Jean Paul in Weimar Quartier, anschließend in Berlin, wo er sich der Gunst der preußischen Königin Luise versichert hatte. Gleichzeitig war es auch eine Flucht aus den erotischen Verwicklungen, die den ehescheuen Autor Zeit seines Lebens begleiteten, die 1801 aber schließlich doch in einer Heirat mündeten. Die größte Verehrung genoss er in den Kreisen der Romantiker, die ihn zum Lieblingsdichter der Deutschen kürten, obwohl er eine Weltanschauung ohne Illusionen, doch mit humorvoller Resignation vertrat. Nach kurzen Stationen in Meiningen und Coburg übersiedelte er 1804 mit seiner Familie nach Bayreuth, wo er am 14. November nach einigen von Krankheit überschatteten Jahren 1825 verstarb.