

Im Leben nebenan
Roman
Eine junge Frau erwacht eines Tages in einem anderen Leben: nicht mehr in der Stadtwohnung mit ihrem Partner, nein, im Heimatdorf mit ihrer Jugendliebe und Baby. Wäre ihr Leben etwa so verlaufen, hätte sie die eine entscheidende Abzweigung nicht genommen?
Eines Morgens erwacht Toni nicht wie gewohnt neben ihrem langjährigen Freund in ihrer kleinen Altbauwohnung, weil die Dielen knarren und die Nachbarn viel zu laut sind. Nein. Zu ihrer Verwunderung befindet sie sich in einer großzügig geschnittenen Wohnung. Alles hell, ordentlich, teuer eingerichtet. Und der Blick aus dem Fenster? Seltsam vertraut. Antonia versteht: Sie ist wieder in dem Dorf ihrer Kindheit. Nach und nach erfährt sie, dass sie hier ein beschauliches Leben führt, bürgerlich geordnet, mit Auto vor der Tür, Schwiegermutter nebenan und Kind auf dem Schoß. Kind auf dem Schoß? Antonia kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ist das etwa ihr Baby? Und der Vater dazu? Offenbar ihre erste große Liebe – ein Mann, den sie nie ganz vergessen konnte.
Anne Sauer erzählt davon, wie das eigene Leben verlaufen könnte, hätte man die eine entscheidende Abzweigung nicht genommen. ‹Im Leben nebenan› spiegelt zwei Lebensszenarien einer jungen Frau, erzählt im Wechsel von zwei Versionen eines Lebens und nimmt dabei mit gebotenem Humor, Gefühl und Leichtigkeit den Horror von gewollter und ungewollter Mutterschaft in den Blick: das große Glück mit Kind, aber auch: ohne Kind zu leben.
1. Auflage
Anne Sauer (*1989) lebt als freie Texterin und Moderatorin in Hamburg. Sie ist Teil von Literaturjurys und empfiehlt seit vielen Jahren aktuelle Gegenwartsliteratur, u. a. im Podcast ›MONATSLESE‹ oder als @fuxbooks auf Instagram. Für ihre Arbeit verlieh ihr der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 2022 den Young Excellence Award. 2024 erschien ihr viel beachtetes Essay über Taylor Swift, mit dem sie direkt auf der SPIEGEL-Bestsellerliste einstieg. ›Im Leben nebenan‹ ist ihr Romandebüt.
Melden Sie sich an

Selten habe ich so mitgefühlt
Auf der anderen Seite ist das Gras immer viel grüner. Denkt die mit dem unerfüllten Kinderwunsch, denkt die mit der Wochenbett-Depression. Aber Kinderkriegen ist eine finale Entscheidung, keine Testphase, kein "Nur wenn ich Lust habe"-Abomodell.“Man hat entweder Kinder, oder man hat keine. Niemand macht beide Erfahrungen.” schreibt Verena Kessler ebenso wahr wie absolutistisch in ihrem Roman "Eva".Doch Anne Sauer @fuxbooks bietet ihrer Protagonistin Antonia/Toni diese Lösung und lässt sie parallel zwei Leben leben: eines, in dem fruchtbare Zeitfenster, S€x nach Stundenplan und eine fast schon xx Partnerschaft. Und eines mit einem anderen Mann, in einer anderen Stadt, mit Neugeborenem.⠀Zwei Leben, zwei Versionen derselben Frau, getrennt nur durch eine einzige Entscheidung. "Im Leben nebenan" ist ein Roman, der die große Was-wäre-wenn-Frage ganz intim und zugleich universell stellt: Was wäre, wenn ich an einem entscheidenden Punkt meines Lebens anders abgebogen wäre?Wir begleiten Toni, die mit ihrem Partner Jakob in der Stadt lebt und sich verzweifelt ein Kind wünscht – und wir begleiten Antonia, dieselbe Frau mit einem anderen Leben, in einem kleinen Dorf, als Mutter eines fünf Wochen alten Babys, überfordert, isoliert, erschöpft. Beide erleben auf ihre Weise Schmerz, Verlust und Identitätskrisen.Mich hat dieser Roman tief berührt – weil ich mich in vielen Gedanken, in vielen Gefühlen wiedergefunden habe. Die permanente Frage nach dem richtigen Lebensentwurf, die Unsichtbarkeit der inneren Kämpfe, das Ringen darum, als Frau irgendwie zu genügen – all das schreibt Anne Sauer so nah, so eindrücklich, dass ich stellenweise nur abschnittweise lesen konnte. Zu viel hat da mitgeschwungen, zu viel angestoßen. Auch ich war mal Toni, war Antonia, und ich denke, vielen von uns geht es so.Was mir sehr gefallen hat: Es geht hier nicht um die Gegenüberstellung von „Kind oder kein Kind“ im plakativen Sinne. Es geht um den Druck, sich entscheiden zu müssen. Und um die Erkenntnis, dass es keine perfekte Entscheidung gibt – nur unterschiedliche Wege mit unterschiedlichen Herausforderungen, die aber alle unsere ganze Person fordern.Auch sprachlich ist der Roman stark. Die Sätze sind klar, die Dialoge lebensnah, die Atmosphäre eindringlich. Die Szenen rund ums Wochenbett, das Scheitern am eigenen Idealbild, aber auch die vergebliche Hoffnung Monat für Monat – das alles ist so präzise und realistisch beschrieben, dass es mir wirklich weh getan hat. Gemeinsam mit Toni starre ich auf Blutklumpen in der Toilette und den immer, immer, immer negativen Schwangerschaftstest, und es zerbricht in mir.Gemeinsam mit Antonia drehe ich die immer gleichen "Sch, Sch, Sch, ganz ruhig"-Runden im Wohnzimmer, tigere auf und ab, bekomme keine Luft mehr und fühle mich eingesperrt.Was mir persönlich nicht ganz gereicht hat, war das Ende. Es blieb für mich zu vage, die Figuren schienen mir dort etwas entrückt – als hätte ich sie über die vielen Seiten besser gekannt als im Moment ihres Abschieds. Trotzdem bleibt Im Leben nebenan ein wichtiges, mutiges Debüt, das viel anschneidet, was in unserer Gesellschaft noch immer zu wenig Raum bekommt.

Absolutes Jahreshighlight!
Wow, einfach nur wow! Sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein absolutes (Jahres-)Highlight für mich. Ich mag die Idee des "Was wäre, wenn" und ich mag vor allem, in welche Richtungen Anne Sauer sie gedacht hat. Ein Leben mit Kind und ein Leben ohne (wenn auch nicht selbst so gewählt) – ein Gedankenspiel, das ich selbst so unglaublich gut nachvollziehen kann, dass es sich teilweise angefühlt hat, als hätte ich das Buch selbst geschrieben oder als wäre es für mich geschrieben gewesen. Das Buch enthält so unfassbar viele wunderbar-starke und poetische Passagen, dass ich hier mit dem Annotieren gar nicht hinterher gekommen wäre. Vor allem enthält es so viele wahre Passagen, die komplett auf den Punkt waren.Für mich ein rundum gelungenes Buch, das mich neugierig auf weitere Romane von Anne Sauer macht. Und die werden garantiert kommen.

Niemand wird ihr glauben, zu verrückt und einfach genial!
Im Leben nebenan ein Roman von Anne Sauer (dtv)Was wäre wenn? Was wäre wenn, wenn es ein Leben parallel zum jetzigen eigenen gäbe? Toni: ihr Freund Jakob, eine kleine Wohnung, Workaholic, ohne Kind und Antonia: Ehemann Adam, ein Haus mit großer Küche, angrenzender Schwiegermutter und einem Kind. Zwei Entwürfe, die beide Male ihren Tribut zollen, körperlich, mental und gesellschaftlich. Welche Zweifel, Schwierigkeiten und Sehnsüchte entwickeln sich, wenn man im gewählten Lebensentwurf feststeckt. Kann man diesen revidieren, möchte man das und wenn ja, mit welchen Vorurteilen und Rollendenken hat man zu kämpfen? Kann man in eine selbstgewählte Rolle hineinwachsen? Welche Erwartungen müssen dabei erfüllt, welche Klischees bedient werden und wo bleiben, in diesem Fall, Antonia und Toni selbst?Der Roman stellt sich auf die weibliche Seite, wertfrei, rein betrachtend und berauschend direkt erzählt. Antonia schließt die Augen, atmet tief ein und wieder aus. Tief ein. Und aus. Wird ruhiger. Ist schon wieder und immer noch ganz am Anfang, als sie sich zu dem Baby nach unten beugt und flüstert: „Was machen wir den jetzt mit dieser Scheiße hier?“ Und von allen Dingen, die sie an diesem Tag für unwahr gehalten hat, gehört das kleine Babylächeln, das sich jetzt vor ihr ausbreitet, nicht dazu. Antonia lächelt hilflos zurück, kann gar nicht anders, außer über die rosa Zungenspitze zu schmunzeln, die ihr Hanna frech entgegenstreckt. S.69Als sie hört, dass der Zug einfährt, löst sie sich von der Liste auf dem Bildschirm. Hat noch den Satz im Ohr, der vorhin fiel, leichtfertig in die Runde geworfen, gerichtet an niemand Bestimmtes: „Du wirst es sonst bereuen.“ Kinder zu bekommen, fragte sich Toni, oder keine bekommen zu wollen? S.167Anne Sauer hat mich mit den Gedanken und Gefühlen der Protagonistin tief bewegt und zum Nachdenken gebracht. In ihrer sensiblen und gleichzeitig drastischen Sprache hat sie mich emotional gefesselt und direkt erreichen können. Fazit. Ein Roman, der bewegt und nachhaltig in Erinnerung bleibt! Eine klare Leseempfehlung für diese herausragende Idee und gelungene Umsetzung.

Was wäre wenn...
Die große K-FrageWer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt: war wäre gewesen, wenn… Genau damit beschäftigt sich Anne Sauer in ihrem ersten Roman „Im Leben nebenan“. Was wäre, wenn ich Mutter geworden wäre? Wie würde mein Leben verlaufen?Variante 1: Toni und ihr langjähriger Freund lieben ihren unabhängigen Lebensstil und haben sich trotzdem entschieden, in das Thema Familienplanung einzusteigen. Allerdings will sich partout kein Nachwuchs einstellen. Obwohl sie sich geschworen haben, ihre Lockerheit nicht zu verlieren, finden sie sich unversehens in der Spirale aus Arztbesuchen, Hormonspritzen und Sex nach Plan wieder. Mit der Konsequenz, dass ihre Partnerschaft mehr und mehr leidet…Variante 2: Antonia erwacht eines Tages in einem großzügigen, neugebauten Eigenheim im Dorf ihrer Kindheit. Sie ist komplett verwirrt. Wie kommt sie hierher? Warum ist da plötzlich ein Baby, das auf ihre Fürsorge angewiesen zu sein scheint? Und warum teilt sie sich das Bett mit ihrer ersten großen Liebe? Frauen – Verliererinnen an allen Fronten?Für mich steht in Bezug auf „Im Leben nebenan“ eine Frage über allem: kann ich als Frau überhaupt gewinnen? Oder bin ich eine Verliererin, egal wie ich mich bezüglich der Kinderfrage entscheide (oder noch schlimmer, wie die Biologie für mich selbst in dieser Frage entscheidet)? Anhand der Lektüre von Anne Sauers Buch liegt der Verdacht nahe, dass ich als Verliererin dastehen werde, egal welche Abzweigung ich nehme.In Variante 1 durchläuft Toni aufgrund ihres unerfüllten Kinderwunsches eine emotionale Hölle und droht, nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Partner zu verlieren. Ich finde es erschreckend und logisch zu gleich, wie sehr ein unerfüllter Kinderwunsch das komplette Leben einer Frau auf den Kopf stellt.Leider erscheint Variante 2 kaum lebenswerter. Denn hier kämpft Antonia damit, den Bedürfnissen eines Säuglings und den Erwartungen ihres Umfelds gerecht zu werden. Auch den Verlust des Gefühls, Herrin über den eigenen Körper zu sein, stellt sie roh und lebensnah dar.Intensiv und authentischFür mich hat sich das komplette Buch unglaublich intensiv angefühlt. Ich habe mich gefragt, woran das liegt. Und bin zum Schluss gekommen, dass Anne Sauers Art, tief in das Seelenleben ihrer Protagonistin einzutauchen, hierfür verantwortlich ist. Für mich hat sich jeder Satz in „Im Leben nebenan“ authentisch angefühlt. Was ich faszinierend finde, da die Autorin selbst keine Kinder hat. Es muss also eine sehr tiefgehende Recherche gewesen sein, um Antonias Lebensvariante so echt darzustellen. FazitEin Buch, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Meiner Meinung nach ist es Anne Sauer gelungen, den Frauen ihrer Generation eine Stimme zu verleihen. Gerade in diesen politisch aufgewühlten Zeiten, in denen es Bewegungen gibt, gebärfähige Menschen in die Mutterrolle zu zwingen, halte ich es für unglaublich wichtig, dass solche Geschichten erzählt werden. Danke, Anne Sauer!Beschließen möchte ich diese Rezension mit einem wunderschönen Zitat aus „Im Leben nebenan“:„Sie ist nicht allein, sie ist nur für sich.“

Andere Abzweigung
Inhalt und meine Meinung:Der Roman hat mich von der ersten Seite an fasziniert, in seinen Bann gezogen und bis zum Ende auch nicht mehr losgelassen, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Anne Sauer erzählt zwei unterschiedliche Versionen des Lebens von Antonia, wie ihr Leben hätte auch verlaufen können, hätte sie sich einmal anders entschieden und hätte sie an einem entscheidenden Punkt einen anderen Weg eingeschlagen. Diese Frage stelle ich mir auch oft, wie wäre mein Leben wohl verlaufen, hätte ich mich an der ein oder anderen Abzweigung anders entschieden. Das Buch ist lebensnah geschrieben und hat mich immer wieder tief berührt und nachdenklich werden lassen. Die Handlung ist bildhaft und detailliert beschrieben, ich fühlte mich Antonia beim Lesen des Buches immer sehr nah. Einzig das Ende hat mich persönlich nicht ganz überzeugt, hier bleiben mir einige Aspekte zu offen und unausgesprochen, aber dies lässt auch Raum für eine eigene Interpretation. Ein mutiges Buch, dass ich gerne weiterempfehle.

Toni zwei Mal
Toni zwei Mal. Ein Mal lesen wir vom Leben, das Toni lebt, in einer hellhörigen Altbauwohnung, mit ihrem Freund Jakob, die Frage nach der Zukunft, Familie ja oder nein. Nur per SMS Kontakt zum eigenen Vater. Und wir lesen von einer Fehlgeburt, mit der das Buch beginnt. Und dazwischen Momente eines anderen Lebens von Toni, kurz nach einer Entbindung mit Kaiserschnitt, in einem großen Haus im Heimatort, Familienbilder von ihrer Hochzeit mit dem Exfreund -Thema also: was wäre wenn? Wie wäre mein Leben wenn...?Diese Gedanken kenne ich gut, was wäre wenn ich nicht meinen Heimatort verlassen hätte? Wenn ich tatsächlich diesen einen Exfreund geheiratet hätte? Wer wäre ich dann? Wäre es einfacher, leichter, unproblematischer? Oder hätte ich einfach nur andere Probleme?Überlegungen, die zum Leben dazugehören, auch wenn sie nicht wirklich zu etwas führen weil man es ja nicht weiß. Ich finde die Thematik aber immer wieder spannend, auch in Filmen (zB mit Gyneth Paltrow in "Sliding Doors" oder der aktuellen Paramount+ Serie "Parallel me").Das Buch beginnt spannend, ist thematisch wohl hauptsächlich auf die Frage nach Familie, ja oder nein, konzentriert. Der Stil ist flüssig und anschaulich. Die Leseprobe hatte nur 25 Seiten - ich bin gespannt auf mehr!

(un)gewollte und (un)mögliche Mutterschaft
Anne Sauer schreibt mit "Im Leben nebenan" die Geschichte einer Frau, deren Leben in zwei Versionen verläuft. In der Ursprungsversion führt Toni ein kinderloses Leben mit ihrem Partner Jakob in einer gemeinsamen Stadtwohnung. 'Im Leben nebenan' wird aus ihr Antonia, eine junge Mutter mit Neugeborenem. Sie ist mit ihrer Jugendliebe Adam verheiratet und nie aus ihrem Heimatort weggezogen.Die Geschichte nimmt ihren Lauf, indem sie die zwei Lebensversionen von Toni und Antonia weiterspinnt. Dabei scheint die gesellschaftliche Komponente hinsichtlich Mutterschaft immer wieder durch und lässt uns diese beim Lesen kritisch hinterfragen. Jedoch verzichtet die Autorin hier auf problematische Vaterfiguren, die sich als Karrieremänner nicht um das Neugeborene und die Ehefrau scheren. Anne Sauers Blick bleibt behutsam auf das Frauenleben und ihren inneren Aushandlungsprozess bezüglich Mutterschaft gerichtet. So äußert die Protagonistin an einer Stelle im Roman: "Wenn ich sage, ich kann keine Kinder bekommen, dann haben immer alle Mitleid. Gespräch beendet. Wenn eine Frau sagt, sie will einfach nicht, und zwar nie, also wirklich nie, dann muss sie sich erklären. Als wäre das alles, was uns definiert, die einzige Entscheidung, die wir im Leben treffen müssen. Und klar, wir müssen sie ja auch tatsächlich alle treffen, irgendwann. Aber es fuckt mich so ab, echt." Die Protagonistin legt den Finger in die Wunde und zeigt auf, welche schwerwiegenden Zuschreibungen für Frauen gelten: Denn entweder KÖNNEN Frauen sie nicht erfüllen oder aber sie WOLLEN sie schlichtweg nicht erfüllen.Stellenweise sehr poetisch geschrieben tasten wir Leser*innen uns an eine Frauen-Realität mit und ohne Kind heran. Die Autorin versteht es auf ergreifende Weise sowohl die Emotionen von einer Frau mit unerfülltem Kinderwunsch als auch die einer gewordenen Mutter gleichsam einzufangen. Der Roman ist nahbar und ehrlich, so sanft und so schonungslos im Blick auf eine Frau mit und ohne Kinderwusch.Eine klare Leseempfehlung!

Unerfüllter versus erfüllter Kinderwunsch
Der Einstieg ins Buch ist schon nicht so leicht zu verdauen, denn wir wohnen einer frühen Fehlgeburt auf Toilette bei, die Antonia nicht zum ersten Mal ereilt. Sie und Jakob haben schon einige Male versucht, ein Kind zu bekommen, aber es will einfach nicht klappen. Für das Paar scheint ein Baby der nächstlogische Schritt in ihrer langjährigen Beziehung zu sein, aber Antonia kann es einfach nicht halten.Im parallelen Handlungsstrang wacht Antonia mit einem Baby an ihrer Seite auf. Sie lebt in einem Haus in ihrer alten Heimatstadt und hat augenscheinlich Jahre zuvor ihre Jugendliebe geheiratet. Nur blöd, dass sie sich partout nicht daran erinnern kann...Das Buch hat eine sehr interessante Prämisse zu bieten - noch einen Tick spannender hätte ich es vielleicht empfunden, wenn die Protagonistin nicht aus einem Leben mit unerfülltem Kinderwunsch mit zahlreichen Fehlgeburten kommen würde, sondern aus einem Leben, in dem sie sich gar kein Kind gewünscht hätte. Das hätte ebenfalls zu interessanten Gedankenspielen führen können. Z. B. warum man sich keine Kinder wünscht, wie der jeweilige Partner darauf Einfluss hat, ob es Momente der Reue gibt oder eben genau das Gegenteil. Ist ein Baby wirklich immer die Erfüllung, läuft es bei einer langjährigen Beziehung zwangsläufig darauf hinaus? Wäre sie, nachdem sie in ein Leben mit Baby hinein schnuppern konnte, automatisch "geläutert" oder wäre ihr ursprüngliches Leben trotzdem genau so für sie passend? So ähnlich wie bei bei dem Film "Family Man" mit Nicolas Cage, der natürlich nicht ohne moralinsaure Botschaft auskommt, aber dennoch recht charmant ist.Die Autorin ist aber recht erbarmungslos mit ihrer Protagonistin. In beiden Leben reibt sich Toni/Antonia auf, in beiden Leben ist eine gewisse Verzweiflung zu spüren und in beiden Leben hat sie das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, nicht genug zu sein. Das alles ist sehr intensiv und nichts für Zartbesaitete - ich habe sehr mit beiden Versionen mitgelitten, weil der Schreibstil so eindringlich ist. Dennoch gibt es tatsächlich Stellen, an denen man fast schon schmunzeln muss.Es ist also keine leichte Lektüre, aber dennoch eine Bereicherung!

Zu Recht Spitzentitel
Gerade lebt Toni noch mit Jakob in der Stadt und verzweifelt an ihrem Wunsch, endlich schwanger zu werden, im nächsten Moment wacht sie als Antonia mit einem Baby auf der Brust in ihrem Heimatdorf auf, mit Jugendliebe Adam. Zwei Leben, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Plötzlich hat Antonia das Kind, das sie sich immer gewünscht hat, nur mit dem falschen Mann in einem falschen Leben, während Toni droht sich und Jakob an ihrem Kinderwunsch zu verlieren. Anne Sauers „Im Leben nebenan“ habe ich entgegengefiebert. Als Buchmensch hat sie mein Lesen so sehr bereichert, da ist ihr Debütroman ein Muss. Und ich wurde nicht enttäuscht. Für mich ist es zu Recht ein Spitzentitel geworden. Die Kinderfrage ist eine der Essenziellsten des Lebens und gerade Frauen scheinen nicht wirklich die Wahl zu haben. Anne Sauer stellt das Leben mit Kind und das mit unerfülltem Kinderwunsch gegenüber. Wie ist es plötzlich Mutter zu sein und mit dieser größten aller Veränderungen klarkommen zu müssen? Wie ist es andererseits, wenn der Wunsch nach einem Kind verblasst, weil es einfach nicht klappt und man an die Grenzen der Kapazitäten kommt? Sie hat dabei nicht zwei gleiche Realitäten komponiert, sondern feine Stellschrauben verändert, die im ersten Moment irritieren, aber keinesfalls die Wahrhaftigkeit aushebeln. Sie vergrößern vielmehr das Spannungsverhältnis und ermöglichen ein Eintauchen in zwei ganz unterschiedliche Welten, gelebt von einer Figur, die sich den Gegebenheiten anpassen muss. Doch nicht nur thematisch hat es mich auf vielfältige Weise abgeholt und emotional so sehr angefasst, dass ich es manchmal nur häppchenweise lesen konnte. Auch sprachlich ist es absolut gelungen, aber da habe ich nichts anderes erwartet. Anne Sauer ist eine grandiose Autorin, der man ihre ausgiebige und vielseitige eigene Lektüre anmerkt. Sie weiß, was funktioniert – sprachlich, aber auch, welche Geschichten wir noch brauchen – vielen Dank für diesen wunderbaren Roman.Ich hoffe, dass noch viele weitere folgen.

Mutterschaft?
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch wenn ich bei der Ausgangssituation skeptisch war, dass Antonia plötzlich in einem fremden Leben aufwacht, hat es mich doch überzeugt. Die Wechsel zwischen Toni in ihrem "echten" und Antonia in ihrem "falschen" Leben waren teilweise etwas plötzlich und verwirrend. Das ist aber auch schon meine einzige Kritik. Beide Perspektiven waren super authentisch erzählt und haben sich richtig echt angefühlt. Ich konnte mich in beide sehr gut hineinversetzten.Der Schreibstil hat mir gut gefallen und auch viele kleine Details aus dem Leben waren schöne Momente in denen man sich Wiedererkennen konnte.Das Thema betrifft in einem gewissen Alter ja ungefähr jeden und auch Männer sollten dieses Buch definitiv lesen. Mir hat gut gefallen, dass am Ende beide glücklich und unglücklich zugleich sind. Es hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt und dazu gebracht mehr zu akzeptieren, dass man vielleicht immer Zweifel haben wird, egal wie man sich entscheidet.
Veranstaltungen & Medientermine
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Heußweg 33
20255 Hamburg
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Ernst-Reuter-Allee 11
39104 Magdeburg
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Zentgrafenstraße 142
34130 Kassel
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Münsterstr. 3
33330 Gütersloh
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Seestr. 18
24321 Hohwacht
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Barfüßerstraße 4
86150 Augsburg
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Limmattalstr. 197
8049 Zürich
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Bruchstrasse 58
6003 Luzern
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Königsallee 18
40212 Düsseldorf
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Anne Sauer liest aus ›Im Leben nebenan‹
Lister Meile 4
30161 Hannover