Im Rausch des Aufruhrs

Deutschland 1923

Inflation, Aufstände, Putschversuch – und eine heiße, florierende Populärkultur. Das Jahr 1923 ist in seiner Ambivalenz sowohl das Ende der Nachkriegszeit, als auch der Auftakt zu den Goldenen Zwanzigerjahren der Weimarer Republik.

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Das turbulenteste und spannendste Jahr der Weimarer Republik
Im Rausch des Aufruhrs

1923 ist das Jahr der Hyperinflation, in der Angestellte die Geldscheine eines Wochenlohns mit der Schubkarre transportierten. 1923 ist das Jahr der Besetzung des Ruhrgebiets und einer heftigen Streikwelle. 1923 ist das Jahr von blutig niedergeschlagenen kommunistischen und nationalsozialistischen Aufstandsversuchen. Und es ist das Jahr radikaler Gegensätze zwischen bitterer Armut einerseits und einer orchideenhaft blühenden Unterhaltungskultur.

1923 ist in seiner Ambivalenz das Ende der Nachkriegszeit und der Auftakt zu den Goldenen Zwanzigerjahren der Weimarer Republik.

Christian Bommarius setzt das Panorama eines Jahres der Extreme durch eine Vielzahl meisterhaft erzählter Geschichten und Porträts zusammen.

Bibliografische Daten
EUR 24,00 [DE] – EUR 24,70 [AT]
ISBN: 978-3-423-29004-3
Erscheinungsdatum: 16.03.2022
1. Auflage
352 Seiten
Sprache: Deutsch
Autor*innenporträt
Christian Bommarius

Christian Bommarius, Jahrgang 1958, studierte Germanistik und Rechtswissenschaft. Nach journalistischen Stationen, etwa als Korrespondent beim Bundesverfassungsgericht, war er von 1998 bis 2017 Redakteur der ›Berliner Zeitung‹, anschließend Kolumnist der ›Süddeutschen Zeitung‹ und ist seither freier Publizist. Für sein publizistisches Werk wurde Bommarius der Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste Berlin zuerkannt. 

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lebensfluten am 20.06.2022 10:06 Uhr
Eine brillante Analyse

Wer die Werke von Florian Illies mag, wird dieses Buch lieben. Die detailreiche und analytisch klug beschriebene Aufarbeitung des Jahres 1923 erinnert in vielerlei Hinsicht an die Werke von Illies. Es werden politische, gesellschaftliche und auch kulturelle Seiten beleuchtet. Man merkt, dass dem Werk eine genaue Analyse und Recherche des über das Jahr 1923 vorausgegangen sein muss. Schon das Cover lädt zum Lesen ein und baut Spannung auf. Der Schreibstil sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte und es sich dadurch gut und schnell lesen lässt. Auch wenn man historisches Interesse hat, kann man durch das Lesen des Buches viele neue, kleine Informationen und Fakten erfahren. Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Vor allem für Freund*innen und Bekannte, die sich für die 20er Jahre begeistern können eine absolute Geschenkempfehlung.

grauzone242 am 25.05.2022 23:05 Uhr
Zwischen den Zeiten

Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland, wohl eine der turbulentesten Epochen. Die "Goldenen Zwanziger", komprimiert auf ein Jahr, kalenderblattartig aufgereihte Geschichtchen, Anekdötchen und Nachrichten werden und hier bei "Im Rausch des Aufruhrs"von Christian Bommarius präsentiert. Nicht die großen Umstürze sind es ,von denen hier berichtet wird, sondern eher Details einer Zeit, die so viele Widersprüche in sich trägt. Der Novo homo, der neue Mensch... eine Frau mit Bubikopf, oder eher der gestrenge Rassenideologe. Auf den ersten Seiten schon begegnen wir bekannten Namen, von Walther Rathenau, Alfred Hugenberg und Friedrich Ebert. Der Erzählstrang ist ungezwungen und hat etwas von einer Plauderei an sich, was aber nicht heißt, das hier nicht in die Tiefe gegangen wird. Der Autor entführt uns in ein spannendes Jahr voller kleiner Einzelheiten.

nicky_g am 22.04.2022 11:04 Uhr
Schlaglichter einer wegweisenden Zeit

Logischerweise ist das Buch in Monatskapitel unterteilt. Jedem Kapitel stehen zwei Fotografien vor, die sich zum einen mit der Vergnügungssucht der damaligen Zeit auseinandersetzen, zum anderen mit der politischen Problematik. Zwei sehr gegensätzliche Themen werden damit angesprochen, die aber sehr gut die Zeit repräsentieren. Episodenhaft erzählt der Autor Christian Bommarius die Geschehnisse des Jahres 1923, macht Anspielungen auf weitere Entwicklungen und greift Personen auf, die später zur Berühmtheit gelangen werden. Dabei springt er in kurzer Folge hin und her zwischen verschiedenen Thematiken wie Politik und Kultur sowie gegensätzlichen Personen wie Adolf Hitler, dessen Aufstieg langsam beginnt, und Marcellus Schiffer, der nicht nur mit seiner Lebensgefährtin ein Auf und Ab erlebt, sondern auch mit seinen Arbeiten für das Kabarett.Kurze Einblicke in das damalige Leben zeigen aufschlussreich die Problematiken auf, mit denen sich die Menschen auseinanderzusetzen hatten. Das sind mitunter keine großen Dramen, aber kleine Kämpfe, die wegweisend für die Zukunft sein werden. Hier wird Geschichtsunterricht lebensnah und interessant erzählt.Allerdings sind diese Geschichten auch sehr kurz gehalten, kaum reicht die Zeit, sich hineinzuversetzen, da wird man schon in die nächste gerissen. Wenn man keinerlei Vorkenntnisse zum geschichtlichen Hintergrund oder zu den Personen hat, ist es schwierig zu folgen. Interessant sind vor allem die Verbindungen zwischen den Personen und ihren Handlungen, die teilweise weitreichende Konsequenzen für die Zukunft hatten. Lebendige und kurzweilige Schlaglichter auf eine wegweisende Zeit, der aber nur als Ergänzung dienen können und nicht als Grundlage für ein fundiertes Geschichtswissen.

corbinian am 20.04.2022 12:04 Uhr
Ein historischer Rundumblick ins Jahr 1923

Die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts sind seit einiger Zeit, vielleicht, weil wir nun selbst in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts sind, aktuell beliebter denn je. Serien, Filme, Bücher, Spiele, all diese Medien befassen sich aktuell mit dieser Epoche. Aus der Sicht der Historiker ist diese Zeit, gelegen zwischen dem Ersten und den Zweiten Weltkrieg mit Depression und Goldener Jahre, eine faszinierende Zeit, aus der Autoren, Regisseure und Spieleentwickler vieles machen können.In Deutschland sind diese Jahre die Zeit der Weimarer Republik mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten, der Hyperinflation und der vielen Persönlichkeiten, die sich in Berlin die Klinke in die Hand gaben. Ein Jahr herauszugreifen ist eine mutige Entscheidung und doch scheint Christian Bommarius sich mit dem Jahr 1923, welches in seinem Buch, Im Rausch des Aufruhrs, thematisiert wird, ein gutes Jahr für ein Buch mit Geschichten und Porträts ausgesucht. Erschienen ist der historische Roman im März dieses Jahres bei dtv.Zwölf Kapitel befassen sich mit den zwölf Monaten des Jahres 1923 und liefern nicht nur die steigende Brotpreise sondern auch allerlei historisch akkurate Informationen zu den Persönlichkeiten der Weimarer Republik, vom Bankangestellten, der später Propagandaminister wurde, bis zu Politikern, Schauspielerinnen, Tänzerinnen, Mördern und vielen mehr. Die Porträts sind ehrlich und authentisch, Quellenangaben finden sich im Buch viele, und die Geschichten basieren ebenfalls auf Quellen, so dass man hier eigentlich keinen Roman, sondern Sekundärliteratur vorliegen hat. Für Interessierte absolut zu empfehlen, für Historiker*innen eine Goldgrube und sogar Rollenspieler, die das Rollenspiel Cthulhu spielen, inhaltlich ein absolut zu empfehlendes Buch.Auch der Schreibstil kann überzeugen, denn das Buch ist nicht nur informativ sondern eben auch unterhaltsam geschrieben, was es von vielen anderen historischen Büchern unterscheidet. Hier findet sich auch die Erklärung, wieso es als Roman klassifiziert ist, denn der Stil ist kein Fachliteraturstil. Vielleicht bräuchten wir mehr solche Bücher, um uns Menschen aus der und Ereignisse der Vergangenheit näher zu bringen.Fazit: Im Rausch des Aufruhrs ist ein tolles Buch mit Geschichten und Porträts über Persönlichkeiten und Ereignissen des Jahres 1923. Einem Jahr zwischen dem Ende der Nachkriegszeit und dem Auftakt der Goldenen Zwanzigerjahren der Weimarer Republik. Gut geschrieben und informativ. Gerne auch für 1928, 1933 usw..

alsterschwan am 18.04.2022 10:04 Uhr
1923 - ein normales Jahr in Deutschland? Und was denkt man in 99 Jahren über 2022?

Christian Bommarius hat sein Buch „Im Rausch des Aufruhrs – Deutschland 1923“ genannt, der Titel gefällt mir (genau wie das Cover!) und ist gut gewählt: Deutschland war in (fast) allen Bereichen im Aufruhr: die Hyperinflation, Besetzung des Ruhrgebiets, vollkommen gegensätzliche politische Ansätze, unterschiedliche militärische Ziele, mittendrin eine schwach agierende Regierung – um hier nur eine kleine Auswahl der Missstände zu nennen...Auch kulturell war häufig einiges „im Rausch des Aufruhrs“ (wobei Rausch hier manchmal wörtlich zu nehmen ist) und alles prallt mit der deutschen Gründlichkeit immer wieder aufeinander...Ganz einfach ist aber der Einstieg in das Buch nicht: der Autor verlangt uns Leser*innen jede Menge an Konzentration ab, aber erst mal „eingelesen“ wird es etwas einfacher - aber vielleicht wären einige Namen / Ereignisse weniger im wahrsten Sinne des Wortes „mehr“ gewesen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau...Denn mir hat das Buch gut gefallen, ich fand es ausgesprochen interessant und faszinierend, wobei ich den Vorteil hatte, dass ich sehr gern historische Romane und Kriminalromane aus dieser Zeit lese / gelesen habe, deren Autor*innen anscheinend auch sehr gründlich recherchiert haben (z.B. Melanie Metzenthin, Susanne Goga, Thomas Ziebula, Alex Beer, Gregor Müller und ganz viele mehr...), denn vieles, was sie „nebenbei“ beschrieben haben, wird bei Christian Bommarius als knallharte Fakten genannt!Der Autor bietet uns ein wahres Kaleidoskop der Ereignisse: den jeweiligen Monaten stellt er zwei Fotos voran (sozusagen die „Fotos des Monats“) und fasst auf einer Seite die allerwichtigsten Ereignisse zusammen, dabei macht er keinen Unterschied, ob politischer oder kultureller Natur, auch die Rubrik „Klatsch und Tratsch“ und Mode findet durchaus Erwähnung. Diese Zusammenfassung endet immer mit dem aktuellen Brotpreis: (Januar: 250 Mark, Juli; 3.465 Mark, Dezember:399 000 000 000 Mark).Hyperinflation und Besetzung des Ruhrgebiets und „Rangeleien“ in der Regierung ziehen sich wie ein roter Faden durch das Jahr, aber mir war z.B. nicht bekannt, wie stark der Antisemitismus bereits 1923 in „deutschen Köpfen“ verankert war und dem Rechtsextremismus (und damit nicht nur Adolf Hitler) schon „Tür und Tor“ geöffnet waren... Einige Menschen habe es erkannt, andere (wollten oder konnten es) nicht: z.B. erklärt Egon Erwin Kisch seinen ratlosen Leser*innen: „Die schwarze Reichswehr gibt es nicht, aber es gibt sie eigentlich doch, nämlich illegal, aber doch wiederum legal, denn Reichskanzler Cuno hat sie zur Organisation des Ruhrwiderstandes gegründet, und weil man sie jetzt abbauen will, sind sie national und antirepublikanisch und haben sich mit jungen Zivilisten verstärkt, um die Reichswehr zu entwaffnen und der Republik zu zeigen, dass die monarchistischen Zivilisten die besseren Soldaten sind, weshalb die Republik den antirepublikanischen Soldaten weiter den Sold bezahlen soll.“ (S. 218) Verstanden? Ich nicht – aber so ging es wahrscheinlich vielen Bürgern der damaligen Zeit... Hitler ist da - wie Bommarius schreibt: „gedanklich übersichtlicher“: „Juden können wir nur dulden, wenn sie uns als Gäste nicht schaden würden. Sie schaden aber, und deshalb können wir sie nicht dulden.“ (S. 101) Aber Christian Bommarius vergisst auch uns Frauen (und unsere Bedürfnisse) nicht. „In Wien und Berlin trägt die Dame in diesem Frühjahr Altägyptisch.“ (S. 87)Für mich hat dieses Buch eine Art Grundlagencharakter, denn es folgt noch ein ausführliches Kapitel „Was weiter geschah“ (auch sehr lesenswert) und ein Anhang mit Anmerkungen. Bei zukünftigen Büchern werde ich erst mal bei Christian Bommarius nachschlagen...Aus diesem Grund kann ich dieses Buch mit guten Gewissen (und meinen kleinen Einschränkungen) unbedingt weiterempfehlen und danke dem Autor für seine wahrhaft mühevollen, intensiven und sicher zeitraubenden Recherchen!

tiffy1989 am 12.04.2022 21:04 Uhr
Ein wilder Ritt durch das Jahr 1923

Als sehr geschichtsinteressierte Person war das neue Buch „Im Rausch des Aufruhrs – Deutschland 1923“ von Christian Bommarius für mich eine Pflichtlektüre.„Im Rausch des Aufruhrs“ ist dabei grundsätzlich in die Monate des Jahres 1923 aufgeteilt, in denen dann chronologisch wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten aufgegriffen werden. Dem Buch kommt dabei sehr zugute, dass Bommarius als Journalist für diverse Zeitungen tätig war. Kein Artikel wirkt in Bezug auf die Details überladen, sodass wahrscheinlich auch Geschichtslaien ihre Freude an dem Buch haben bzw. gut unterhalten werden. Die prägnante Schreibstil in Kombination mit der Vielschichtigkeit der Themen, wie beispielsweise Politik, Kunst, Wissenschaft und Kultur, tun ihr übriges. Ergänzt wird dies durch gutes Bildmaterial. Aufgabe der Leserin/des Lesers bleibt es, diese einzelnen Fragmente zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Dabei bleibt an vielen Stellen vom „Glanz der goldenen Zwanziger“ nicht viel übrig. Ganz besonders wenn man vom Jahr 1923 aus weiterdenkt und erkennt, dass viele der genannten Ereignisse zur späteren Machtübernahme Hitlers und zum Zweiten Weltkrieg führten. Nicht nur, aber gerade auch für Menschen, die eher keine klassischen Sachbücher lesen, ein spannender Weg, sich mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen!

lesefreund39 am 11.04.2022 21:04 Uhr
Interessant, aber anstrengend

Mit "Im Rausch des Aufruhrs" hat Christian Bommarius ein zugleich hoch interessantes, gut recherchiertes und das Leben und die Umstände im Jahr 1923 bis ins letzte Detail darstellendes Buch vorgelegt, das für historisch interessierte Leser ein absolutes Highlight ist. In kurzen Episoden erzählt der Autor die Geschichte des Jahres 1923 und thematisiert dabei nicht nur die bereits mehr oder weniger bekannten Ereignisse, sondern liefert Hintergrundwissen dazu, und bettet alles in ein größeres Ganzes ein. Dabei werden jedoch ziemlich viele Namen, Ereignisse und Fakten genannt, die für meinen Geschmack stellenweise etwas zu schnell hintereinander folgen, sodass man hochkonzentriert sein muss und selbst dann durchaus von der Dichte der Fakten überrascht wird und nicht immer alles sofort korrekt einordnen kann. Sprachlich ist das Buch sehr gut und flüssig geschrieben. Besonders hervorzuheben ist die hochwertige Anmutung des Buches, das auf qualitativ sehr ansprechendem, etwas festerem Papier gedruckt ist.Insgesamt kann ich das Buch wärmstens empfehlen, geschichtliche Laien, denen ein gewisses Maß an Hintergrundwissen fehlt, werden jedoch überfordert sein.

anisti am 10.04.2022 11:04 Uhr
Super! Sehr zu empfehlen!

1923 – 50 Jahre vor meiner Geburt und damit für mich völlig unbekannt. Und wahrscheinlich nicht nur für mich, sondern eine unbekannte Zeit für viele; früher einmal im Geschichtsunterricht schleppend langweilig tangiert (auf dem Weg zu den Nationalsozialisten 1933). Und so griff ich skeptisch zu und begann zu lesen, nach kürzester Zeit hatte mich der Autor Christian Bommarius eingefangen und eine längst vergangene Zeit in meinem Kopf zum Leben erweckt. Toll!Jeder Monat ist ein Kapitel, alles baut sich chronologisch auf – immer mit dem Blick der Zukunft, was geschah dann später, warum hatte das eine so bedeutende Rolle inne. Ich muss sagen, wäre der bereits angesprochene Geschichtsunterricht nur halb so spannend und neuartig aufgebaut gewesen, ich hätte vielleicht eine bessere Note eingeheimst und vielleicht Geschichte studiert. Das Buch ist eine Mischung aus Sachbuch und Unterhaltungslektüre, der Spagat zwischen beidem gelingt dem Autor hervorragend, kleine liebevoll beschriebene Details bescherten mir grandiose Lesestunden. Alles in allem erteile ich eine absolute Leseempfehlung – nicht nur an geschichtsinteressierte Menschen sondern eigentlich an alle, die gerne lesen und gerne neues erfahren.

petraellen am 07.04.2022 12:04 Uhr
Fragmente 1923

Autor Christian BommariusInhalt Die junge Weimarer Republik im Krisenjahr 1923. Eckdaten, die das Chaos aufzeigen:Der Erste Weltkrieg ist beendet und die Weimarer Republik muss den Versailler Vertrag akzeptieren. Deutschland wird kleiner, muss Reparationen zahlen und die "Kriegsschuld" anerkennen. Es wird eine riesige Reparationszahlung vereinbart, die an die Siegermächte getätigt werden muss. Deutschland kann die regelmäßig vereinbarten Zahlungen nicht einhalten. Frankreich und Belgien besetzen daraufhin das Ruhrgebiet gestützt auf das Londoner Ultimatum. Es folgen Streiks, die zu einer Hyperinflation führen. Die deutsche Wirtschaft ist durch Produktionsausfälle und Generalstreiks lahmgelegt.Deutschlands Wirtschaft liegt in Scherben. In Bayern wird am 26. September 1923 der Notstand ausgerufen, nach Gerüchten über einen kommunistischen Umsturz.„Ende Oktober marschierte die Reichswehr in Thüringen und Sachsen ein und schlug den kommunistischen Aufstand nieder, bevor er überhaupt angefangen hatte.“Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/notstand-in-bayern-1923-a-951270.html, 09.03.2022Am 9. November 1923 versucht Adolf Hitler in München zum ersten Mal, politische Macht zu erlangen. Hitler, unterstützt von Ludendorff, setzt den „Marsch nach Berlin“ in Gang. Doch sein „Marsch nach Berlin“ wird an der Feldherrnhalle auf dem Odeonsplatz von der Polizei blutig niedergeschlagen. Erst 1924 beginnt in Deutschland eine Phase relativer Stabilität. Für die Republik ist es bis 1929 eine Zeit innenpolitischer Ruhe mit wirtschaftlichem Aufschwung und kultureller Blüte. Die "Goldenen Zwanziger" enden mit der im Oktober 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise, in der Armut und Verzweiflung schnell um sich greifen. Mit Erfolg entfesseln die Gegner der Weimarer Republik von rechts und links eine beispiellose Agitation gegen den Staat, der keine Mittel gegen die wirtschaftliche und politische Krise findet.Neben den politischen Ereignissen pulsierte das Leben. Berlin im Jahr 1923 eine Weltstadt im Rausch und voller sozialer und politischer Spannungen. „Im Rausch des Aufruhrs“ werden die verschiedenen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Facetten des Jahres 1923 erzählt.Sprache und StilKurze Texte ergeben über einen Zeitraum von zwölf Monaten ein bunt gemischtes Bild der Weimarer Republik und Politik, Wirtschaft und Kultur der Zeit.Fragmentarisch werden über viele Schriftsteller aus der Zeit kurz berichtet, Stefan Zweig, Hans Fallada, Thomas Mann oder auch Bertolt Brecht.„Joseph Roth traut seinen Augen nicht. Er sitzt im »Romanischen Café« an der Gedächtniskirche, dem angesagtesten Boheme-Kaffeehaus Berlins, also Deutschlands, seit das »Café des Westens« am Kurfürstendamm, auch bekannt als »Café Größenwahn« umgezogen ist und nun von der Boheme verschmäht wird.“ (S. 17)Politische „Größen“ der Nazizeit sind noch nicht bekannt und leben ganz normal, wie zum Beispiel Goebbels noch bei seinen Eltern in Rheydt lebt.„Am 2. Januar nimmt der 25 Jahre alte Dr. Joseph Goebbels in einer Filiale der Dresdner Bank in Köln seine Arbeit auf. Allerdings unter Protest. […] Der junge Mann aus Rheydt, der noch immer bei seinen Eltern lebt, fordert vom Schicksal eine Karriere als Schriftsteller oder Journalist.“ (S. 16)Alltägliche Gegebenheiten werden erwähnt, insbesondere die Inflation in allen Bereichen. Die extreme Steigerung für den Fahrschein der Berliner Straßenbahn führt zur Empörung der Berliner über die „»unersättliche Straßenbahn«.“„Der Fahrschein für die Berliner Straßenbahn hat am, 16. Juli 3000 Mark gekostet, am 30. Juli 6000 Mark und am 6.. August 10 000 Mark, am 14. August 50 000 Mark und am 2o.August 100 000 Mark.“ (S. 197)Die extreme Steigerung der Inflation wird an diesem Beispiel überdeutlich. Christian Bommarius lässt die Leser wie durch ein farbiges Kaleidoskop auf die damalige Gesellschaft blicken, episodenhaft und bunt gemischt. Die einzelnen Monate werden durch Bilder getrennt, die die Atmosphäre und den Zeitgeist des Jahres widerspiegeln. Jede zweite Seite enthält eine kurze, aussagekräftige Überschrift, die einen Aspekt herausstellt. Im letzten Kapitel „Was geschah“ gibt der Autor Informationen zu den Personen, die im Verlauf des Romans dargestellt werden. Das Cover zeigt ein tanzendes Paar in der damaligen typischen extravaganten Kleidung. Fazit„Im Rausch des Aufruhrs“ gibt einen lebendigen Überblick über das Leben im Jahr 1923. Christian Bommarius hat mit seinem Buch ein Beispiel gebracht, wie Geschichte anschaulich und fesselnd geschrieben werden kann. Er zeigt das Jahr 1923 in seiner Ambivalenz zwischen Ende der Nachkriegszeit und als Auftakt der Zwanzigerjahre der Weimarer Republik in all seinen Facetten. „Marcellus Schiffer zweifelt nicht länger: Die Zeit ist verrückt geworden.“ (S. 210)

abibliophobia am 07.04.2022 11:04 Uhr
Ein Jahr, eine Geschichte

Öfter mal etwas Neues probieren war mein Motto für dieses Buch. Daher widme ich mich diesmal einem Sachbuch zur deutschen Geschichte, genauer gesagt zum Jahr 1923, obwohl ich Geschichtsbüchern seit der Schulzeit bewusst aus dem Weg gehe. Das Cover spricht mich nicht direkt an, was aber wie gesagt an meiner offenkundigen (früheren) Abneigung gegenüber Geschichtsbüchern liegt. Dafür bin ich absoluter Fan der goldenen Zwanziger und um es vorweg zu nehmen: jetzt auch von Geschichtsbüchern, wenn sie so geschrieben sind wie dieses hier.Die Aufteilung des Buches nach Kalendermonaten spricht mich direkt an und passt hervorragend zur restlichen sehr guten Strukturierung dieser Lektüre. Die Schwarzweiß-Fotos zu Beginn der Kapitel sind mit einer liebevollen und informativen Bildbeschreibung versehen und heben sich auf schwarzem Hintergrund sehr schön ab. Wie bereits erwähnt bin ich im Geschichtsbereich wirklich nicht bewandert, daher war ich umso gespannter, ob dieses Buch mich zu fesseln vermag. Die kurzen Einführungen in kursiver Schrift vor jedem Monat und die prägnanten Erklärungen sind auch für Geschichtslaien verständlich formuliert. Mit einer Prise Humor und Sarkasmus kommen die kurzen, intelligent formulierten Sätze daher.Vielleicht ist es sogar von Vorteil, dass ich einige Personen nicht kenne, so hat man eine vorurteilsfreie Sicht auf die Geschehnisse. Das Buch ist voller schöner Sätze wie „wer die Welt von unten kennt, kennt die Sehnsucht nach ganz oben!“. Treffende Formulierungen, die wunderbar in die damalige Zeit passen. Das Buch bietet Informationen wie am Fließband, ohne auch nur einmal überladen zu wirken, im Gegenteil, es ist äußerst fesselnd. Die Übergänge sind fließend, eine Formulierung ist gekonnter, als die andere. Es macht absolut Lust auf deutsche Geschichte, immer wieder habe ich es zur Seite gelegt, um noch mehr Hintergründe zu recherchieren. Bereits im Monat Februar war ich überwältigt davon, was in einem Jahr alles geschehen kann. Die Inflation wird immer wieder eingebracht und steht für die Schnelligkeit und den Verfall der Werte. Während des Lesens musste ich immer wieder an meine verstorbene Oma denken, die 1925 geboren ist. Wenn es ein Buch schafft, dass man sich herbeisehnt mit seiner Verwandtschaft nochmal über die Zeit zu sprechen und Fragen zu stellen, hat man als Autor alles richtig gemacht.Jeder Bereich, sei es Literatur, Unterhalten, Landwirtschaft oder Kunst, ist unfassbar spannend erzählt. Da ich aus dem Ruhrgebiet komme ist der Bezug dazu ebenfalls ein weiterer interessanter Punkt. In der aktuellen Situation ist es durchaus beklemmend über die grausamen Zustände zu lesen, gerade die Knappheit der Lebensmittel und die Inflation lesen sich wie ein worst case Szenario unserer baldigen Zukunft. Dennoch ist das Buch uneingeschränkt empfehlenswert und die Kurzbiografien und weiteren Werdegänge der deutschen Persönlichkeiten am Ende des Buches runden dieses großartige Buch erfolgreich ab.

Aktuelle Rezensionen

Pressestimmen

Deutschlandfunk Kultur, Lesart

Zwölf Monate in zwölf Kapiteln, gut lesbar und anekdotenreich erzählt.

Florian Felix Weyh, 05.01.2023

P.M. History

Der Autor zeichnet anhand berührender Schicksale ein pointiertes Panorama, aufgeteilt in zwölf Monat...skapitel. mehr weniger

01.07.2022

heribertprantl.de

Es ist keine Aufzählung von Daten und Ereignissen, es ist kein erweiterter Kalender, es ist auch meh...r als eine Collage; es ist ein raffiniertes literarisches Werk über ein wahnsinniges Jahr. mehr weniger

Heribert Prantl, 24.04.2022

Deutschlandfunk, Andruck

Das Jahr 1923 markierte das Ende der Nachkriegszeit und den Beginn der Goldenen Zwanzigerjahre, in s...einer ganzen Ambivalenz ›im Rausch des Aufruhrs‹ glänzend beschrieben. mehr weniger

Annette Wilmes, 11.04.2022

Süddeutsche Zeitung

Was Bommarius auszeichnet, sind die zahllosen funkelnden Details, die seiner akribischen Archivreche...rche zu verdanken sind. mehr weniger

Robert Probst, 04.04.2022

Süddeutsche Zeitung

Was Bommarius auszeichnet, sind die zahllosen funkelnden Details, die seiner akribischen Archivreche...rche zu verdanken sind. mehr weniger

Robert Probst, 04.04.2022

General-Anzeiger

Christian Bommarius beschreibt das deutsche Schicksalsjahr 1923 in kunstvollen Miniaturen. Nach der ...Lektüre staunt man, dass die Republik bis 1933 durchhielt. mehr weniger

Martin Wein, 26.03.2022

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Das Eingehen auf diese Einzelschicksale fügt sich im Ganzen zu einer sozialgeschichtlichen Analyse, ...die die daraus resultierende Anfälligkeit für Gewalt und Extremismus erhellt. mehr weniger

Philip Schäfer, 22.03.2022

hr2 kultur, Am Nachmittag

In seinem Buch ›Im Rausch des Aufruhrs‹ hat Christian Bommarius das Panorama eines Jahres der Extrem...e durch eine Vielzahl meisterhaft erzählter Geschichten und Porträts zusammengesetzt. mehr weniger

16.03.2022

Nürnberger Zeitung

Eine gut bebilderte, spannende Collage mit vielen Protagonisten dieses angst- und zugleich lustvolle...n Jahres. mehr weniger

04.02.2023

Buchkultur

Bommarius, langgedienter Zeitungsjournalist, schreibt ausnehmend gut. Plastisch erzählt er das Kalei...doskop dieses einen Jahres, pointiert, informiert wie informativ. mehr weniger

01.07.2022

Lesart

Dabei ist es großartig geschrieben und dank überschaubarer Kapitel samt Bildtafeln – bei aller Schre...cklichkeit der Ereignisse – ein Lesevergnügen. mehr weniger

Matthias Schürmann, 01.06.2022

Nürnberger Nachrichten

In dem Buch steckt so viel perfekt arrangiertes Wissen, dass es niemals langweilt und dass man ihm v...iele Leser wünscht. mehr weniger

Andre Fischer, 31.05.2022

denglers-buchkritik.de

›Im Rausch des Aufruhrs‹ ist voll von vielen kleinen Geschichten in der so großen Welt der gesellsch...aftlichen und politischen Ereignisse. Das Buch swingt! mehr weniger

Alex Dengler, 23.05.2022

Frankfurter Rundschau

Der Erzähler Bommarius ist also immer da. Aber er ist umgeben von anderen, die ihre Geschichten erzä...hlen. mehr weniger

Arno Widmann, 19.05.2022

Badische Neueste Nachrichten

Es sind viele berührende und verrückte, schön erzählte Geschichten.

11.05.2022

diebedra.de

›Im Rausch des Aufruhrs‹ [ist] ein faktensattes, mit ausführlichen Quellenangaben versehenes Geschic...htswerk, das man gerne liest und sicher gerne wieder zur Hand nehmen wird. mehr weniger

Petra Breunig, 28.04.2022

Kulmbacher Land

Christian Bommarius setzt das Panorama eines Jahres der Extreme durch eine Vielzahl meisterhaft erzä...hlter Geschichten und Porträts zusammen. mehr weniger

01.04.2022

Buch-Magazin

Christian Bommarius setzt das Panorama eines Jahres der Extreme durch eine Vielzahl meisterhaft erzä...hlter Geschichten und Porträts zusammen. mehr weniger

01.04.2022

Die Weltwoche

Für 1923 gilt, was für jedes Jahr gilt: Es ist ein Brückenpfeiler zwischen Vergangenheit und Gegenwa...rt und zwischen Gegenwart und Zukunft. mehr weniger

Wolfgang Koydl, 10.03.2022