Verbrenn all meine Briefe
Roman
Alex trägt eine tiefe Wut in sich. Auf der Suche nach iherer Wurzel stößt er auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, die zeigt, wie Leidenschaft, Eifersucht und Wut über Jahrzehnte und Generationen hinweg Wogen schlagen können.
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Drei Menschen. Zwei Generationen. Ein Geheimnis.
Woher kommt diese tiefe Wut, die Alex in sich trägt? Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte seiner Großmutter, die zeigt, wie sich Leidenschaft und Eifersucht über Jahrzehnte und Generationen hinweg in eine Familie graben können.
Sommer 1932: Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wird sie es wagen, ihren Mann verlassen und ein anderes Leben mit ihrer neu entdeckten Liebe beginnen? 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, Autor und dreifacher Vater, warum er eine solche Wut in sich trägt; eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Er stößt auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, deren Wogen bis zu ihm reichen.
»Sein Buch ist kein Krimi und könnte doch aufregender nicht sein.« Christine Westermann, Stern
»Ein wahnsinnig klug gebauter, faszinierender, erschütternder Roman.« Frank Dietschreit, rbb Kultur
Ebenfalls von Alex Schulman bei dtv erschienen sind:
›Die Überlebenden‹
›Endstation Malma‹
5. Auflage
Alex Schulman, geboren 1976, ist einer der populärsten schwedischen Schriftsteller. Sein Roman ›Die Überlebenden‹, 2021 bei dtv erschienen, wurde in 30 Sprachen übersetzt. Mit ›Verbrenn all meine Briefe‹, bei dtv 2022, gelang ihm in Schweden 2018 der Durchbruch als literarischer Autor.
Hanna Granz, geboren 1977, hat zuletzt u.a. Werke von Patrik Svensson, Tove Alsterdal und Sofie Sarenbrant ins Deutsche übertragen.
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Toxische Beziehung oder wie?
Von Alex Schulman habe ich bereits viel Positives gehört und daher wollte ich nun endlich mal etwas von ihm lesen.Im Buch wird die Geschichte seiner Großeltern erzählt und das auf teils verstörende Weise, denn die Liebe war schnell vorbei und was folgte waren: Erniedrigung, Gewalt, Gehorsam und vieles mehr.Vor allem durch die schnörkellose Sprache des Autors kickt das Gelesene noch mehr rein. Man kann sich die physischen und psychischen Misshandlungen sehr gut vorstellen.Das was mich am meisten fasziniert hat war, dass sich die Erfahrungen von damals auf die nächsten Generationen übertragen haben. Ich habe mich oft gefragt warum mich manche Verhaltensweisen von Menschen so enorm triggern, obwohl ich nicht so viele Negativerfahrungen gemacht habe und dann kommt immer mal wieder raus, dass aber meine Eltern oder Großeltern so was erlebt haben und siehe da: der Autor hat scheinbar Recht.Am meisten berührt haben mich die Liebesbekundungen in Form von Briefen. Das ging mitten ins Herz.Fazit: Bedrückend, berührend, emotional und einfach heftig. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.
Geht unter die Haut
Alex Schulmann hat bereits mit seinem ersten Buch die Überlebenden einen großartigen Roman vorgelegt. Genau das habe ich mir auch für „Verbrenn all meine Briefe“ vorgestellt. In beiden Büchern werden Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben, das ist ein bekanntes Erzählmuster in vielen Familiengeschichten und historischen Romanen, aber Schulmann gelingt diese Art des Schreibens besonders eindrucksvoll. Alex, einer der Protagonisten in diesem Roman, macht zu Beginn eine Familienaufstellung in einer seiner bisher schon sehr zahlreichen Therapiestunden. Man geh zurück in seine Kindheit, aber auch in die Kindheit seiner Großmutter. Die Familienkonstellation ist aus verschiedenen Gründen nicht immer einfach, und Alex nähert sich durch die Therapie seinen eigenen Problemen an. Soweit – so gut. Man kann nur ahnen, was kommen wird. Aber hier kommt es doch anders und das liegt in ganz besonderer Weise an der Erzählweise von Alex Schulmann. Es liegt weiterhin aber auch daran, dass Schulmann hier seine eigene Familiengeschichte verarbeitet. Ich denke, das macht dieses Buch so glaubwürdig und so berührend. Jeder von uns hat problematische Familienmitglieder. Darüber in diesem Buch zu lesen, geht einfach unter die Haut.
Die Wirklichkeit, die niemals eingetroffen ist
Autor Alex fragt sich, woher seine Wut kommt, warum seine drei Kinder Angst vor ihm haben. Er beginnt nachzuforschen und entdeckt eine Linie dieser Wut in der Geschichte seiner Familie. Und er stößt in der Vergangenheit auf die unglückliche Liebesgeschichte von Karin, die mit dem berühmten Schriftsteller Sven verheiratet ist, sich aber eines Tages in Olof verliebt. Das Cover ist beherrscht vom Buchtitel und dem Namen des Autors, das untere Viertel zeigt das Schwarz-Weiß-Foto eines Paares auf einer Wiese liegend. Der Roman wird auf drei Zeitebenen erzählt: als Ich-Erzähler begibt sich Alex in der Gegenwart auf Spurensuche und blickt außerdem auf seine Kindheit zurück; im dritten Erzählstrang erfährt man die Geschehnisse aus Karins Leben. Der Ich-Erzähler nähert sich der Lösung des Familiengeheimnisses sehr behutsam, denn er weiß, dass es sich schon immer auch direkt seinen eigenen Charakter ausgewirkt hat. Der Autor erfüllt dabei die gesamte Geschichte mit einer derartigen Lebendigkeit, dass die Gefühle und Begebenheiten direkt für den Leser spürbar werden. Die Sprache ist den Situationen angepasst, in den gefundenen Briefen sehr bildhaft und in allen Kapiteln durchgehende sehr berührend. Man spürt die Charaktere förmlich, verfolgt gespannt ihrem Erlebten; genauso trifft einen auch die Ausweglosigkeit der Protagonisten, ihr Schweigen und ihr Eingesperrt-Sein in ihre Handlungen, ihre Versuche, mit Situationen und Ängsten klarzukommen. In allem schwingt zwar eine drückende Grundstimmung mit, dennoch hinterlässt der Roman keine Schwere, denn der Protagonist ist seinem Problem auf den Grund gegangen und vermittelt so auch Hoffnung – für alle Beteiligten.Dieser Roman ist absolut lesenswert; er ist intensiv, er berührt und macht betroffen. Ein Glück, dass es Autoren gibt, die diese Intensität in Worte fassen können, und Übersetzer, die diese Intensität auch in andere Sprachen zu übertragen imstande sind.
Einfach nur wow.
Manchmal reichen ein paar Worte aus, um ein Leben zu verändern. Sie wisse nicht, wie oft sie es noch ertragen könne; die Angst in den Augen ihrer Kinder, die Wut, die er in sich trägt, schwelend und bedrohlich. Alexander ist wie vor den Kopf gestoßen. Und doch muss er kennen: Seine Frau hat Recht. Immer öfter fallen ihm Situationen ein, in denen er das ängstliche, geradezu schreckhafte Verhalten seiner drei kleinen Kinder nicht deuten konnte, empfand es als eine Art Respekt. Aber niemals hätte er gedacht, dass sie Angst vor ihm haben könnten! Im Rahmen einer Gesprächstherapie wird ihm deutlich, dass diese Wut schon immer Teil seiner Familie war, dass alles von seinem Großvater Sven Stolpe ausgeht. Doch was löste in dem einstigen Schriftsteller diese tiefverankerte, Generationen fortwirkende Wut aus? Alexander begibt sich auf Spuren seines berühmten Großvaters – und stößt dabei auf die Geschichte einer unglücklichen Liebe, die nicht hatte sein sollen.„Wenn du mir jemals untreu bist, werde ich als Erstes ihn erschießen. Dann dich. Und zuletzt mich selbst.“ (S. 189)Behutsam tastet sich Alex Schulman in seinem Roman „Verbrenn all meine Briefe“ (OT: Bränn alla mina brev, aus dem Schwedischen von Hanna Granz) an den Ästen seines Familienstammbaums hinab zu den Wurzeln der Wut, die sich wie eine Krankheit über die Familie ausgebreitet, einst einander nahestehende Menschen voneinander getrennt hat. Anhand echter Briefe und Tagebucheinträge von seinen Großeltern und Olof Lagercrantz‘, dem Geliebten Karins, sowie verschiedenen Dokumenten aus dem Universitätsarchiv rekonstruiert Schulman das die Beziehung seiner Großeltern Karin und Sven Stolpe prägende Jahr 1932 und die Auswirkungen, die es für sie – und letztlich auch ihre Familie – haben wird. In chronologischen, immer bedrückender, schmerzlicher werdenden Ausschnitten lässt er seine jungen Großeltern lebendig werden, beschreibt, mit welchem Furor und brennender Überzeugung Sven an neuen Veröffentlichungen arbeitete, mit Karin umsprang und sie immer wieder bloßstellt und benutzt, lässt ihn jedoch nie selbst zu Wort kommen. Ganz anders: Karin. Die junge Frau, selbst arrivierte Literaturübersetzerin, die sich stets im Schatten Svens befindet, erfährt mit der zarten Liebe zu Olof eine neugewonnene Leichtigkeit, wächst mit jedem flüchtigen Blick des Studenten – doch die Angst, dass Sven ihre Affäre entdecken könnte, macht sie matt. Sie hat Angst vor ihm, seiner Wut und zu was er fähig ist. Schulman vermag es, mit wenigen Worten komplexe, ausdrucksstarke Charaktere zu zeichnen, die einen nicht mehr loslassen. Seite um Seite habe ich mit Karin, dieser starken, gebrochenen Frau, gefühlt, zuckte bei jedem Geräusch in banger Erwartung Svens zusammen, weinte mit ihr ob der Erfahrungen, die sie bereits in jungem Alter – und in der Ehe mit Sven tagtäglich – machen musste. Und hoffte bis zuletzt, dass sie sich von ihm befreien, ein glückliches Leben voller Liebe, ohne Angst, würde führen können. Geradezu ängstlich, worauf seine Recherchen hinauslaufen würden, streut Schulman immer wieder Erinnerungen an einen Urlaub bei seinen Großeltern im Jahr 1988, seine Wahrnehmung des allmächtigen Svens und seine zufällige Entdeckung, und sein gegenwärtiges Spurenlesen, Reflektieren und Zusammensetzen der Puzzleteile ein. Respektvoll, geradezu dankbar geht er dabei mit seinem Erbe, den Erinnerungen, die ihm ein Schlüssel zu ihm selbst sein sollen, um, und diese Dankbarkeit ist mit jedem Wort spürbar. Er hat seiner Großmutter Karin eine Stimme gegeben, der Frau, die sich immer im Hintergrund, hinter ihrem Ehemann, hielt, die immer still war, ausgehalten und ertragen hat und es nie schaffte, das Leben, das sie sich wünschte, zu führen. Nun, gut zwanzig Jahre nach ihrem Tod, tritt sie aus dem Schatten - und wie! Die tragische Liebesgeschichte Karin und Olofs hat mich mitten ins Herz getroffen, und da werde ich dieses Buch auch noch lange tragen.
Sensibel und beeindruckend
„Verbrenn alle meine Briefe“ ist ein Buch, das die Leserschaft einlädt mit in die Familiengeschichte des Autors einzutauchen. Dieser bemerkt in seinem eigenen Verhalten eine Wut, die er sich nicht erklären kann und die ihm große Angst macht, da diese Wut seine Frau und seine Kinder belastet. Nachdem er sich dieser Tatsache gestellt hat, beginnt er, sich mit dem Leben seines Großvaters zu befassen. Dabei stößt er auf ein wohl gehütetes Familiengeheimnis und nach und nach erfährt man, die möglichen Gründe für die immer wieder auftauchenden Wutausbrüche innerhalb der Familie väterlicherseits. In völlig klarer Sprache wird schonungslos offengelegt, in welchem desolaten Zustand die Beziehung der Großeltern war und warum die Großmutter sich nicht aus dieser toxischen Beziehung lösen könnte. Mithilfe von Briefen und Tagebucheinträgen wird rekonstruiert, wie diese toxische Beziehung schlussendlich das Verhalten weiterer Generationen prägt. Dabei geht es nie um Rechtfertigung, sondern immer um die Auseinandersetzung mit dem Thema Wut. Es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen, auch wenn man sich stellenweise wünscht, es sei ein fiktiver Roman und das Leben der Großmutter würde sich noch zum Guten wenden. Schön ist auch zu sehen, wie sich der Autor mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, um den Teufelskreis zu durchbrechen und die Zukunft seiner Beziehung zu sichern.
Wie kam der Schmerz in die Familie?
Alex Schulman ist einer DER schwedischen Autoren, die momentan große Aufmerksamkeit genießen. Im vergangenen Jahr erschien ins Deutsche übersetzt der Roman „Die Überlebenden“ und nun ist sein eigentliches Debüt übersetzt von Hanna Granz auch bei uns zu haben. Im Original ist diese autofiktionale Geschichte bereits 2018 erschienen und gibt uns einen intimen Einblick ins Schulmans Leben. Drei Ebene hat der Roman und alle greifen ineinander und sind doch grundsätzlich verschieden. Sein Schreibstil entspannt wieder eine Sogwirkung in dem er sein eigenes psychologisches Familiendrama skizziert: Analyse. Denn der erste Faden spielt in der Gegenwart und zeichnet ein von unvorhersehbarer Wut und vom Zorn gepackten Mann in Mitten seiner Familie. Alex Schulman schildert seine psychotherapeutischen Aufarbeitungen und macht sich auf die innere und äußere Spurensuche was ihn zu solch einem Verhalten leiten lässt. Schnell wird klar: Es liegt in der Familiengeschichte seiner Mutter begraben und er recherchiert.Rekonstruktion. Strang Nummer 2 spielt im Jahr 1932, in dem seine Großmutter Karin (der auch das Buch gewidmet ist) ihrer großen Liebe Olof Lagercrantz begegnet, nur leider ist sie bereits verheiratet mit Sven Stolpe. Und dieses Drama entspinnt sich jahrzehntelang. Sven Stolpe macht seiner Frau das Leben zur Hölle und liefert sich einen erbitterten literarischen Kampf mit seinem Nebenbuhler. Olof und Karin lieben sich und doch kann es nicht sein und wird nie gelebt. Erinnerung. Schulman taucht in seine eigene Kindheit ab und reflektiert wie er den narzisstischen, frauenverachtenden Mann, seinen Großvater, wahrgenommen hat. Mit Kinderaugen verfolgen wir die unheilvolle und kalte Stimmung im Hause der Großeltern.Auch wenn hier viel vom Autor und all den bekannten schwedischen Literaten in seinem Umfeld enthalten ist, (Auch Karin war im Literaturbetrieb tätig als Übersetzerin ins Schwedische aus 4 Sprachen!) ist und bleibt es ein Roman, da ja doch viel unklar bleibt im Rückblick.Schulman hat ein besonders ergreifenden Roman geschrieben, der mich noch lange nach der Lektüre beschäftigt hat. Er hat die Gabe in seinen Texten die Beklemmung einer ganzen Familie darzustellen und zeigt uns wie weit das Unglück dreier Personen noch sehr lange nachhallen kann in den kommenden Generationen. Wirklich ein Stück gute Literatur!
Zutiefst berührender und beeindruckender Roman
Der dtv Verlag hat "Verbrenn all meine Briefe", den neuen Roman des schwedischen Autors Alex Schulman, veröffentlicht. Nach der Lektüre seines ersten in deutscher Sprache erschienenen Buches "Die Überlebenden" war ich sehr neugierig auf sein neues Werk - und ich wurde nicht enttäuscht! Der Autor Alex Schulman erkennt eines Tages, dass seine Frau Amanda und seine Tochter Frances Angst vor ihm haben. Er ist unbeherrscht und trägt eine Wut in sich, gegen die er etwas unternehmen muss. Alex beginnt mit einer Therapie und stellt dabei fest, dass es in der Verwandtschaft seiner Mutter stets viele Zerwürfnisse gegeben hat. Seine Recherchen ergeben, dass sein Großvater mütterlicherseits sehr aufbrausend war und diese Wut über Generationen hinweg auch an ihn vererbt hat. Alex befasst sich daraufhin intensiv mit der Lebensgeschichte seines Großvaters. Sven Stolpe war ein sehr erfolgreicher und bekannter Schriftsteller, dessen literarischen Nachlass Alex akribisch sichtet. Mit Hilfe der Tagebücher und zahlreicher Briefe setzt er das Puzzle zusammen und erfährt, dass seine Großmutter Karin sich im Sommer des Jahres 1932 in den jungen Geschichtsstudenten Olof Lagercrantz verliebte .... Die Geschichte, die der Autor seiner Großmutter widmet, wird auf drei Zeitebenen erzählt.Der Ich-Erzähler Alex erzählt auf der Gegenwartsebene aus dem Hier und Jetzt und erinnert sich auf der zweiten Zeitebene an die späten achtziger Jahre, als er als 12jähriger regelmäßig einmal im Monat mit dem Bus zu seinen Großeltern fuhr.Auf der dritten Zeitebene steht das Leben der Großeltern im Mittelpunkt, hier ganz besonders der Sommer 1932. Dem Autor ist es gelungen, in großartiger und intelligenter Sprache die drei Perspektiven zu einer spannenden und berührenden Geschichte zu verweben. Ich habe die Offenheit bewundert, mit der er seine Familiengeschichte erzählt. Mit viel Einfühlungsvermögen hat er nicht nur die tragische Liebe zwischen Karin und Olof beschrieben, sondern auch die Grausamkeiten, Demütigungen und die Eifersucht des cholerischen Großvaters. Die schmerzhafte und ergreifende Dreiecksgeschichte, die der Autor so intensiv und voller Mitgefühl für seine Großmutter erzählt, hat mich mitgerissen und zutiefst berührt. Seine Suche nach der Wahrheit hat der Autor faszinierend und fesselnd beschrieben, ebenso die toxische Beziehung der beiden, die von psychischer Gewalt geprägt war. Die Charaktere sind ganz wunderbar und intensiv gezeichnet. Ich habe mit Karin und Olof mitgelitten und Sven aufs Tiefste verachtet. Selbst am Ende, als sich der Grund offenbarte, weshalb Sven zu dem Mann geworden war, der er war, konnte ich keinerlei Sympathie für ihn empfinden. Das außergewöhnliche Buch, das mich noch lange beschäftigen wird, gehört für mich zu den Highlights dieses Jahres.Von mir absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!
Woher kommt die Wut?
Mit "Verbrenn alle meine Briefe" ist Alex Schulman wieder einmal ein wunderbares Buch gelungen. Das Cover ist unverkennbar für eines seiner Werke.Alex kann sich seine unterschwellige Wut, unter der auch seine Kinder und die Beziehung zu seiner Frau leiden, nicht erklären.Als ihm Bücher seines Großvaters, dem Schriftsteller Sven Stolpe, übergeben werden, beginnt er zu recherchieren.Seine Großmutter Karin Stolpe hat 1932 eine Beziehung zu dem, ebenfalls, jungen Schriftsteller Olof Lagerkranz. Das Problem an einer Trennung von ihrem Ehemann ist dessen grausame Ader und seine Eifersucht. Er quält Karin ständig, bedroht sie mit dem Tod und schreckt auch vor einer öffentlichen Demütigung nicht zurück.Alex Schulman schreibt in seiner unnachahmlichen poetischen Art eine traurige Liebesgeschichte, deren Auswirkungen noch spätere Generationen belasten. Die Handlung erstreckt sich über drei Zeitebenen und zwei Perspektiven.Unbedingt lesenswert!
Eindrucksvolles biografisches Drama
Ebenso wie sein Roman „Die Überlebenden“ verarbeitet Schulmans neuer Roman ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte. „Verbrenn all meine Briefe“ ist das Protokoll einer Recherche. Der Grund der Recherche sind unbeherrschbare Wutreaktionen des Erzählers, die ihm seine Kinder zu entfremden und seine Ehe zu zerstören drohen. Wie eine Familienaufstellung mit Visualisierung der Familienbeziehungen ergibt, liegt der Ursprung dieser Wut in der Familie seiner Mutter, und dort lässt sie sich bald bei seinem Großvater Sven Stolpe verorten – zu seiner Zeit ein bekannter Schriftsteller. Das auslösende Ereignis scheint die unglückliche Liebesgeschichte seiner Großmutter Karin mit Olof Lagercrantz im Jahr 1932 gewesen zu sein.Gekonnt verschränkt Schulman drei Erzählebenen – eine, die die Geschehnisse 1932 nachvollzieht und die Liebesgeschichte zwischen Karin und Olof erzählt. Dann die Zeitebene 1988, in der er als Kind die Ehe seiner Großeltern miterlebt, und die Gegenwart, in der er durch die Gegend fährt, Gespräche führt und immer obsessiver recherchiert. Seine Recherche wird zu seiner persönlichen Heldenreise, mit der er nicht nur die eigene Erlösung verfolgt, sondern auch die Tragik des großmütterlichen Lebens würdigt. Erleichtert wird Schulmans Recherche dadurch, dass sowohl Stolpe als auch Lagercrantz öffentliche Personen sind, zu denen es umfangreiches Material gibt. Was er, auch mit der großzügigen Hilfe der Familie Lagercrantz, zutage fördert, ist erschütternd und dramatisch. Er entdeckt „das Land, das nicht ist“.Der Roman entwickelt einen starken Lesesog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Das Schicksal seiner Großmutter ist aus unserer heutigen Sicht so über die Maßen ungerecht und mutet gleichzeitig so unausweichlich wie vermeidbar an, dass die Lektüre stellenweise unerträglich scheint. Zugleich gelingt es Schulman, die Liebe zwischen Lagercrantz und seiner Großmutter so zart und einfühlsam darzustellen, dass man zutiefst angerührt ist. Zur Hilfe kommen ihm dabei die originalen Brieftexte der beiden Liebenden, die den Bezug zum Buchtitel herstellen. Dies ist eine Geschichte über zwei nationale Zelebritäten, Stolpe und Lagercrantz, aber sie ist weit mehr als nur Kolportage. Schulman macht ein Stück delikatester Familiengeschichte öffentlich, doch er führt niemanden vor; sein Erzähler ist um seiner Familie willen bemüht, Ereignisse und Personen zu verstehen, deren Gift bis in die Gegenwart wirkt. Es ist Schulmans schriftstellerisches Können, seine dichte, schnörkellose Sprache, die ohne Pathos und Sentiment zu bewegen weiß; es ist die bedachte Konstruktion, die eine Literatur daraus macht, die über die persönlichen Bezüge hinausweist. Sein Roman schärft das Bewusstsein für toxische Prozesse in einer Familie und dafür, wie wichtig es ist, sie aufzulösen und nicht an die junge Generation zu vererben. Würden wir alle danach streben, wäre unsere Welt gleich ein ganzes Stück besser. Von meiner Seite eine uneingeschränkte Leseempfehlung!
Lesehighlight 2022
Schon "Die Überlebenden" von Alex Schulman war für mich ein 5-Sterne-Buch und meine Erwartung an "Verbrenn all meine Briefe" war hoch - und wurde übertroffen. Dieses Buch ist noch großartiger und ich müsste 6 Sterne vergeben.Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und bin in die Geschichte um Karin, Sven, Olaf & Alex eingetaucht, habe mitgefühlt und konnte am Ende die Tränen nicht zurückhalten. Es ist trotz der unerfüllten Liebe & der Familientragödie ein wunderschönes Buch: emotional, menschlich & intensiv. Alex Schulman findet die richtigen Worte (vielleicht, weil es um seine Familiengeschichte geht) und drückt mit wenigen Worten so viel aus:"Sie schaut zu Olof. Da steht er mit seinem schönen Blick und sieht sie mit sanftem Lächeln an. Sie bemerkt, dass er weint. Lautlos und still. Und erst da, als ihr klar wird, dass er für sie weint, kann sie endlich Selbstmitleid empfinden." (Seite 199)Ein sehr berührendes Buch, dass nachwirkt. Unbedingt lesen.