Zu Besuch bei ... Lotte Schweizer
Neugierig, wie Lotte Schweizer zum Schreiben kam und welche Autor*innen sie prägten? In unserem Blogpost erfahren Sie mehr über ihren Weg zur veröffentlichten Autorin, ihre ersten Schreibversuche unter der Milchstraße im Sequoia Nationalpark und ihre Träume für die Zukunft.
Wie sieht Ihr Schreiballtag aus?
Bevor ich Kinder hatte, konnte ich gut und gerne zehn Stunden in meinem stillen
Kämmerlein am Computer sitzen und an meinen Texten basteln, ohne dabei zu
merken, wie die Zeit vergeht. Seit ich Mutter bin, ist mein Schreiballtag etwas
komprimierter und mein stilles Kämmerlein die meiste Zeit des Tages nicht mehr
ganz so still. Daher schalte ich in den Stunden, in denen ich mein Büro für mich
habe, in den Turbogang und versuche, mich durch nichts und niemanden vom
Schreiben ablenken zu lassen. Ein bestimmtes Pensum nehme ich mir dabei aber
nicht vor, weil ich mich dann schnell in eine Schreibblockade manövriere. Wenn
die Muse nachts vorbeikommt - was sie gerne tut - schreibe ich manchmal auch
ganze Seiten in der Notiz-App auf meinem Handy runter (das nimmt mir mein
Rücken durchaus übel). Die Notiz-App ist auch im Alltag mein treuer Begleiter für
Geistesblitze aller Art. Ein Notizbuch besitze ich nicht, da ich eine hoffnungslose
Krakelschrift habe und es mich total demotiviert, wenn ich etwas handschriftlich
zu Papier bringen muss.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich bin schon immer passionierte Tagträumerin. Aus jeder alltäglichen Szene, die
ich beobachte, entwickeln sich in meinem Kopf sofort ganze Geschichten. Leider
bin ich aber genauso passionierte Selbstzweiflerin - und so habe ich mir lange
Zeit nicht zugetraut, dass aus meinen Ideen mal ein echtes Buch werden könnte.
Bis ich mich für ein Jahr in das Abenteuer Weltreise gestürzt habe. Dort habe ich
nachts auf einem Campingplatz unter der Milchstraße im Sequoia Nationalpark
meinen Laptop aufgeklappt und einfach angefangen zu schreiben - klingt kitschig,
war aber so! Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. (Was ich da unter der
Milchstraße fabriziert habe, war übrigens absolut grausig und wird streng unter
Verschluss gehalten… Trotzdem ein besonderer Moment für mich, an den ich
gerne zurückdenke.)
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich habe schon in der Grundschule davon geträumt, Kinderbuchautorin zu
werden. Aber wie das so oft im Leben ist, kam der Alltag dazwischen und ich
habe mich entschlossen, erstmal was „Vernünftiges“ zu machen.
Welche/r Autor*in oder welches Buch hat Sie nachhaltig geprägt?
Ich habe als Kind die Bücher von Cornelia Funke und Paul Maar geliebt.
Wie gehen Sie mit Schreibblockaden oder kreativen Krisen um?
Leider habe ich das Geheimrezept dafür noch nicht gefunden. Ich bin in solchen
Phasen sehr dankbar für meine Lektorin. Nach einem Gespräch mit ihr platzt der
Knoten meist. Und ansonsten versuche ich darauf zu vertrauen, dass die
Kreativität schon ihren Weg zurück zu mir findet und Blockaden wohl leider
irgendwie zu diesem Beruf dazu gehören. Trotzdem macht mich die Situation
jedes Mal nervös, ganz besonders, wenn Abgabefristen näher rücken.
Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es mit dem Schreiben nicht
geklappt hätte?
Ich habe BWL und Wirtschaftspsychologie studiert und lange Zeit in einem
richtigen Büro mit Aktenordnern und allem Drum und Dran gearbeitet. Vermutlich
wäre ich dann wohl diesem Weg treu geblieben. Mein Herz hätte aber bestimmt
immer große Sehnsucht nach Geschichten gehabt!
Gibt es einen Traum, den Sie als Schriftsteller*in noch verwirklichen möchten?
Manchmal muss ich mich selbst zwicken, um sicherzugehen, dass ich nicht
gerade träume. Hätte mir jemand damals auf dem Campingplatz unter der
Milchstraße gesagt, dass ich nur ein paar Jahre später mehrere Bücher bei dtv
veröffentlicht haben würde, wäre ich diesem Jemand mit Sicherheit jubelnd um
den Hals gefallen. Daher wünsche ich mir einfach, dass ich diesen Weg
weitergehen darf und freue mich darauf, noch viel zu lernen und mich
weiterzuentwickeln.