In diesen unzeitgemäßen Betrachtungen über das Ganze, das in immer kleinere Teile zerfällt, spricht kein Niedergangsdiagnostiker, sondern einer, der davon überzeugt ist, dass wir das Erinnern neu erfinden müssen.
In diesem Buch der Ideen, Betrachtungen und Meditationen zum Stand der Dinge, zum Rückgang der Empfindungsfähigkeit und zur wachsenden Abstumpfung, wird noch einmal das Zeitalter gemustert. Notwendiger denn je sind das Innehalten, die Rückschau auf das Unerschließbare. Wer nur nach vorne schaut, wird die Verluste und Opfer, das, was uns abhanden kommt, weder sehen noch verstehen; aber auch dem bloß starr zurück Schauenden wird die gegenwärtige Not nicht verständlich. Es geht darum, schmerzlicher und schärfer zu sehen.
1. Auflage
Botho Strauß wurde am 2. Dezember 1944 in Naumburg/Saale geboren. 1967 bis 1970 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift „Theater heute“, 1970-1975 Dramaturg an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. Danach freier Schriftsteller; er lebt in der Uckermark und in Berlin. Er hat das deutschsprachige Schauspiel erneuert und zu internationalen Erfolgen gebracht wie kein zweiter Schriftsteller der letzen fünfzig Jahre, und seine reflektierende wie seine erzählende Prosa bezeichnen in der deutschen Literatur einen Neuanfang. Für sein schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Georg-Büchner-Preis.