Mihály ist Feuilletonist,Theaterkritiker, Dichter, neurasthenisch - ein Flaneur wie Baudelaire ihn geträumt haben mag. Ein Mann von 47 Jahren, betrachtet er die Welt und sich selbst kontemplativ und abgeklärt, eingehüllt in den dekadenten Hauch des untergehenden Kaiserreichs, die verlorene Monarchie. Er versteht viel von Verführung, doch sein Verhältnis zu Frauen ist wie das zwischen einem Chinesen und seinem Fächer. Während Mihály die gutsituierte, verheiratete 5Fleur, wie er sie nennt - eine namenlose grande dame, anziehend und bedeutungslos zugleich -, halbherzig begehrt und 'besitzt', erduldet er die Liebe der unschuldigen jungen Schauspielschülerin Iboly.- "Irgendetwas fehlt. Irgendetwas kriege ich von ihr nicht. So als hielte ich eine Muschel ans Ohr und sie wollte nicht rauschen - In meinem ganzen Leben habe ich von Frauen nur den Nachmittag bekommen, und wie oft hat sich auch der noch zerschlagen."
Mihálys Eingehen auf die Liebe, die Frauen, das Leben, das Alter, die Armut, den Tod, das so flüchtige Glück, ist betörend, klug und berührend.
- Darmstädter Jury: Buch des Monats 12/2008
- Hörbuch-Bestenliste des Hessischen Rundfunks 02/2009 (Hörbuchfassung, gelesen von Dieter Wien)
1. Auflage
Ernö Szép wurde 1884 in Huszt geboren, einer kleinen Stadt am Oberlauf der Theiss, an der nordöstlichen Grenze des historischen Österreich-Ungarn (heute zur Ukraine gehörig). Er wuchs als Sohn eines Dorfschullehrers in bescheidenen Verhältnissen auf. Noch als Schüler kam er nach Budapest, wo er sich mit Nachhilfestunden und Gelegenheitsgedichten bei verschiedenen Zeitungen sein Brot verdiente. Sein erstes Gedichtbändchen erschien, als er achtzehn war. Seit ihrer Gründung arbeitete er für die Zeitschrift ›Nyugat‹ (Der Westen), dem wichtigsten Organ der modernen ungarischen Literatur. Mit seinen Gedicht- und Erzählbänden, Beiträgen und Glossen in Zeitungen und Zeitschriften, Theaterstücken, Chansons und Kabaretttexten gehörte er bald zu den Prominenten des literarischen Lebens der Hauptstadt. Nicht zuletzt auf Grund seiner sechs Romane gilt Szép als einer der Mitbegründer der ungarischen Moderne.
Nach dem Sturz der Räterepublik verließ Szép 1919 das Land und verbrachte die Jahre 1920/21 in Wien, wo er auch verschiedene Erzählbände publizierte. 1944 wurde er als Jude zunächst in einem der »geschützten« Budapester Sternhäuser interniert und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Wie viele andere jüdische Prominente erhielt er auf Initiative von Raoul Wallenberg einen sogenannten schwedischen Schutzpass und überlebte so in einem der sogenannten Sternhäuser den Krieg. Nach 1945 konnte er nur noch wenig publizieren, in der »neuen Zeit« fand er sich nicht mehr zurecht. Aufgrund seines bürgerlichen Hintergrunds wurde er 1949 aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Verarmt, krank und nahezu vergessen starb er 1953 in Budapest. Sein Werk erlebt derzeit in Ungarn eine Renaissance.
Ernő Zeltner, geboren 1935 im ungarisch-österreichischen Grenzgebiet, zweisprachig aufgewachsen, studierte zwischen 1953 und 1956 in Budapest Ungarische und Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft. 1956 Flucht nach Wien. Übersetzer von Sándor Márai, Miklós Vámos, Pál Závada u.a. 2010 wird Ernő Zeltner für seine Verdienste um die ungarische Literatur mit der ›Pro Cultura Hungariae‹-Medaille geehrt.
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Pressestimmen
Die Welt
Ernö Széps ›Die Liebe am Nachmittag‹ ist eines der elegantesten Bücher, die ich kenne.
Eckhart Nickel, 15.12.2018
Sonntags-Zeitung
Ein Roman aus dem Leben eines Großstadt-Singles, wie er aktueller kaum sein könnte.
11.01.2009
Nürnberger Nachrichten
Ein elegant geschriebenes, geistreiches Buch über die Liebe zu den Frauen, die Flüchtigkeit des Glüc...ks und die Zumutungen des Alters. mehr weniger
10.01.2009
Salzburger Nachrichten
›Die Liebe am Nachmittag‹, ein heiter-melancholisches Werk über die Krise eine...s Mannes in mittleren Jahren.
mehr weniger
10.01.2009
Hörzu
Die gelungene Mischung aus Romanze, Künstlerroman und Sozialdrama überzeugt auch 73 Jahre nach der E...rstveröffentlichung – vor allem durch die zauberhafte Sprache. mehr weniger
Jutta Dunkel, 23.12.2008
Südkurier
›Die Liebe am Nachmittag‹ verbreitet einen dekadenten Hauch untergegangener ungarischer Monarchie. D...er Protagonist ist ein Flaneur, der nach der Liebe sucht. mehr weniger
15.12.2008
liesmalwieder.de
Mihálys Eingehen auf die Liebe, die Frauen, das Leben, das Alter, die Anmut, den Tod, das so flüchti...ge Glück, ist betörend, klug und berührend. mehr weniger
Oliver Hees, 08.12.2008
BücherPick (Zürich, Schweiz)
Széps erstmals 1935 auf Ungarisch erschienener Roman ist eine literarische Wiederentdeckung von höch...stem Rang und wird nun erstmals auf Deutsch veröffentlicht. mehr weniger
21.11.2008
Berliner Morgenpost
Ein melancholisch-schöner Roman über Lebens- und Liebeslust und das Wissen um den Tod.
14.11.2008