Die Strudlhofstiege

Ungekürzte Lesung mit Peter Simonischek (3 mp3-CDs)

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Die Strudlhofstiege

Wien, Anfang des 20. Jahrhunderts: Im Mittelpunkt von Doderers Großstadtroman steht der Amtsrat und Major a.D. Melzer. Doch nicht nur sein Leben wird hier erzählt. Es sind die kleinen und großen Geschichten, die Dialoge und Reflexionen zahlreicher Akteure aus der Wiener Gesellschaft, die das Besondere dieses Romans ausmachen. Alle Fäden laufen zusammen an der Strudlhofstiege – hier streifen sich persönliche Schicksale, finden Begegnungen statt und gehen wieder auseinander. Vielschichtig, mit feinem Humor und kunstvoll konstruiert, entsteht mit Simonischeks Lesung ein funkelndes Kaleidoskop, das den Blick auf eine gesamte Epoche eröffnet.

Bibliografische Daten
EUR 15,00 [DE] – EUR 15,50 [AT]
ISBN: 978-3-7424-0229-5
Erscheinungsdatum: 08.09.2017
1. Auflage
27 Seiten
Format: 13,8 x 14,5 cm
Sprache: Deutsch
Autor*innenporträt
Heimito von Doderer

Als Heimito von Doderer am 5. September 1896 in Weidlingau bei Wien als Sproß einer wohlhabenden Architekten- und Ingenieursfamilie geboren wird, ist noch alles in Ordnung. Der doppelköpfige Adler hat noch viel Platz, seine Schwingen auszubreiten und der alte Kaiser Franz ist Herr über 46 Millionen Untertanen. Als der Fähnrich Ritter von Doderer 1920 jedoch aus sibirischer Gefangenschaft zurückkommt, ist die k.u.k. Herrlichkeit dahin, die Familie hat einen großen Teil ihres Vermögens eingebüßt. Entgegen den Wünschen des Vaters beschließt der Vierundzwanzigjährige Schriftsteller zu werden, nimmt jedoch in Wien ein Geschichts- und Psychologiestudium auf, das er mit der Promotion abschließt. 1938 erscheint der erste Roman: ›Ein Mord den jeder begeht‹. Die Anerkennung als Schriftsteller bleibt ihm versagt – bis 1951, dem Erscheinungsjahr der ›Strudlhofstiege‹. Um sich dem Mammutwerk zu nähern, empfahl Helmut Qualtinger einst folgenden Weg: den »spannenden Krimi« ›Ein Mord den jeder begeht‹(1938) zu Anfang, dann die ›Kurz- und Kürzestgeschichten‹, des weiteren die ›Dämonen‹ und schließlich die ›Strudlhofstiege‹. In der Tat ist die Lebensgeschichte des Conrad Castiletz eine aufregende Erzählung, die in manchem auf das spätere Werk vorausweist: skurriles Personal, geschliffene Sprache, Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten, die mit einer solchen Selbstverständlichkeit erzählt werden, daß selbst das Ungeheuerlichste plausibel erscheint. Auch wenn Doderer erst mit den nach 1951 erschienenen Büchern bekannt wurde, ist das Vorkriegswerk nicht weniger bedeutend. Unter anderem entstanden bis zum zweiten Weltkrieg die beiden Romane ›Ein Umweg‹ (veröffentlicht 1940) und ›Die erleuchteten Fenster oder Die Menschwerdung des Amtsrates Julius Zihal‹. Der Roman ›Die Strudlhofstiege‹, das bedeutendste Werk Doderers, ist für den mittlerweile 55-jährigen der schriftstellerische (und somit finanzielle) Durchbruch, dem offizielle Ehrungen folgen. Die Jugendstiltreppe im IX. Bezirk ist geographischer Mittelpunkt einer Beschreibung der Wiener Gesellschaft zwischen 1910 und 1925. Der souverän gearbeitete Erzählteppich faßt die unterschiedlichsten Lebensstränge in pralle Bilder und köstliche Geschichten zusammen. Mit zum Teil denselben Figuren schrieb Doderer diese österreichische „chronique scandaleuse“ in den fast 1400 Seiten umfassenden ‘Dämonen’ (1956) weiter. Dostojewskij frech herbeizitierend ist der in den späten zwanziger Jahren spielende Roman auch eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Ideologie. In beide Romane sind all die Turbulenzen eingegangen, die Doderer in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat: seine seelischen, sexuellen und politischen. Zu ihnen zählt die spannungsreiche Beziehung zu Gusti Hasterlik, der Kampf gegen den cholerischen Vater, der »barbarische Irrtum«, wie er später sagte, in der NSDAP einen gesellschaftlichen und politischen Ort finden zu können, den er 1940 mit der Konversion zum Katholizismus wettzumachen versucht. All dem wohnt der Wunsch inne, »ein Mensch zu werden«, sich von den inneren und äußeren Fesseln zu befreien, seinem literarischen Generalthema. »Mein Leben: eine Schachtel, in die ich verpackt war, aus der ich mich herausgenommen habe.« So schrieb auch: »Mein eigentliches Werk besteht, allen Ernstes, nicht aus Prosa oder Vers: sondern in der Erkenntnis meiner Dummheit.« Die Heirat 1952 mit Maria Thoma war Ausdruck des nächsten Schritts: sich selbst Form und Ordnung zu geben. Bei ihr im niederbayerischen Landshut lebte er jedoch nur in Abständen, um zu arbeiten, ansonsten blieb er in Wien, der Stadt, die ihm literarischer Rahmen geworden war. Grotesker Familienroman und Totalitarismuskritik in einem ist sein komischstes Werk: ‘Die Merowinger’ von 1962. Krönender Abschluß des Lebenswerks sollte der vierteilige ‘Roman No. 7’ sein. Zu Lebzeiten erschienen ist nur der erste Teil: die Vater-Sohn-Geschichte ‘Die Wasserfälle von Slunj’ (1963), die dem Literarischen Quartett im Doderer-Gedächtnisjahr 1996 eine Empfehlung wert war. Am 23. Dezember 1966 starb er in einem Wiener Krankenhaus an Darmkrebs, Folge seiner Alkoholexzesse – »Der Tod steht am Rande unseres Lebens und blickt in dieses hinein. Er umrandet unsere Existenz.« (Aus dem Tagebuch vom 6. April 1964). Thomas Zirnbauer

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Sprecher*innenporträt
Peter Simonischek

Peter Simonischek, geboren 1946 in Graz, ist ein österreichischer Schauspieler. Nach Engagements am Schauspielhaus Düsseldorf und an der Berliner Schaubühne ist er seit 1999 Ensemblemitglied am Burgtheater Wien. In dem Oscar-nominierten Film »Toni Erdmann« spielte er die Hauptrolle. Er ist zudem Sprecher zahlreicher hochkarätiger Hörspiel- und Hörbuchproduktionen.

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