Der Abstinent

Roman

»Ein literarischer Noir, dicht und spannend.« Richard Ford

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»Ein literarischer Noir, dicht und spannend.« Richard Ford
Der Abstinent

Manchester, 1867. Im Morgengrauen hängen die Rebellen. Die englische Polizei wirft ihnen vor, die ›Fenians‹, irische Unabhängigkeitskämpfer, zu unterstützen. Eine gefährliche Machtgeste seines Vorgesetzten, findet Constable James O’Connor, der gerade aus Dublin nach Manchester versetzt wurde. Einst hieß es, er sei der klügste Mann der Stadt gewesen. Das war, bevor er seine Frau verlor, bevor er sich dem Whiskey hingab. Mittlerweile rührt er keinen Tropfen mehr an. Doch jetzt sinnen die ›Fenians‹ nach Rache. Der Kriegsveteran Stephen Doyle, amerikanischer Ire und vom Kämpfen besessen, heftet sich an O’Connors Fersen. Ein Kampf beginnt, der O’Connor tief hineinzieht in einen Strudel aus Verrat, Schuld und Gewalt.

Bibliografische Daten
EUR 9,99 [DE]
ISBN: 978-3-423-43857-5
Erscheinungsdatum: 23.04.2021
2. Auflage
336 Seiten
Sprache: Deutsch, Übersetzung: Aus dem Englischen von Jan Schönherr
Autor*innenporträt
Ian McGuire

Ian McGuire, geboren 1964, ist ein britischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler. Mit ›Nordwasser‹ war er 2016 für den Man Booker Prize nominiert. Der Roman wurde von der ›The New York Times‹ zu einem der zehn besten Bücher des Jahres gewählt und wurde von der BBC zur Serie verfilmt, mit Colin Farrell in einer Hauptrolle.

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Übersetzer*innenporträt
Jan Schönherr

Jan Schönherr hat Charles Bukowski, Roald Dahl und Jonathan Safran Foer übersetzt und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet.

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76 von 76 Leserstimmen


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gisel am 22.07.2021 23:07 Uhr
Leben mit dem irischen Unabhängigkeitskampf

Manchester, 1867. Die Kämpfe der Fenians, der irischen Unabhängigkeitskämpfer, finden ihre Ableger auch in Manchester. Als drei Rebellen gehenkt werden, eskalieren die Geschehnisse. Constable James O‘Connor wurde aus Dublin nach Manchester versetzt. Er gerät in den Fokus des amerikanischen Iren Stephen Doyle – ein Kampf auf Leben und Tod.Der Polizist James O‘Connor hatte es nicht leicht in den letzten Jahren: Sein kleiner Sohn starb im jüngsten Alter, einige Jahre später erlag seine Frau einem Krebsleiden. Der Alkohol zieht ihn so herab, dass er nach Manchester versetzt wird. Doch dort will ihn niemand so richtig ernst nehmen. Bitter ist das Leben in Manchester im 19. Jahrhundert, auch ohne den Unabhängigkeitskampf der Iren. Umso schwieriger wird es für alle, die in diesen Kampf hineingeraten. Die historischen Gegebenheiten zu dieser Geschichte sind so gut wiedergegeben, dass man sich das Leben zu jener Zeit gut vorstellen kann. Gut nachvollziehbar ist auch die Motivation von James O‘Connor, seinen Platz im Leben zurückzuholen und wieder zu einem guten Polizisten zu werden. Allerdings nimmt die Geschichte eine Wendung, die den Fokus verlegt und für mich etwas surreal wird. Vor allem das Ende erscheint mir überhaupt nicht logisch.Wer Interesse am Leben in Manchester im 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund des irischen Unabhängigkeitskampfes hat, findet in diesem Buch eine spannende Lektüre. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

alicii am 12.07.2021 19:07 Uhr
Krieg zwischen der Polizei und den Iren im düsteren Manchester der Industrialisierung

Dieser Roman führt den Leser ins Manchester des 19. Jahrhunderts, eine Industriestadt, genauso rau und trostlos wie man sich das vorstellt. Und als ob die Bevölkerung nicht schon genug Probleme hat, um die Runden zu kommen, tobt in der Stadt ein Krieg zwischen der Polizei und irischen Unabhängigkeitskämpfern, den "Fenians". Für jeden gehängten Iren schwören sie blutige Rache.Ian McGuire zeichnet ein sehr genaues Bild der Stadt, man kann fast schon den Smog riechen und den Nebel auf der Haut spüren. Man leidet mit O'Connor, der aufgrund seiner irischen Nationalität täglich Anfeindungen und Sticheleien, sogar Intrigen seiner Kollegen ausgesetzt ist. Und schon bald muss er sich nicht nur mit den Konflikten auf der Straße, sondern auch denen in seinem Inneren auseinandersetzen.Im Laufe des Romans verschiebt sich der Fokus zunehmend vom Konflikt der Polizei mit den Iren hin zu einem Konflikt persönlicher Art zwischen O'Connor und Doyle, wodurch die Handlung aber keineswegs an Spannung verliert. Die Charaktere werden genauso wie die Stadt mit einem Auge fürs Detail skizziert und gewinnen durch Rückblicke an Tiefe.

evaczyk am 22.06.2021 22:06 Uhr
Ein Strudel von Gewalt und Verrat

Als W.B. Yeats über irischen Nationalismus und den Osteraufstand von 1916 schrieb, da geschah das überaus poetisch ("A terrible beauty is born"). Doch ehe es den Osteraufstand gab, ehe es die IRA gab, gab es im 19. Jahrhundert die Fenians, die gegen die britische Herrschaft in Irland kämpften - auch in den irischen Communities fern der grünen Insel. In seinem Roman "Der Abstinent" schreibt Ian McGuire über den irischen Freiheitskampf aus ungewöhnlicher Perspektive mit viel hartem, düsteren Realismus. Schrecklich ist hier vieles, doch Schönheit sucht man vergebens in dunklen stinkenden Gassen, Besäufnissen, Gewalt.James O´Connor ist katholischer Ire und Polizist in Manchester - damit ist er überall ein Außenseiter: Für die Iren ist er ein Verräter, für die englischen Kollegen einer, dem sie nicht wirklich trauen. Nach dem Tod seiner Frau hat O´Connor den Halt verloren, ist Alkoholiker geworden. Die Versetzung nach Manchester war auch ein Versuch der Vorgesetzten in Dublin, den so zum Problem gewordenen O´Connor loszuwerden.Nachdem drei Fenians wegen des Mords an einem Polizisten gehängt wurden, soll O´Connor seine irischen Informanten aushorchen. Denn allen ist klar: Eine Reaktion auf die Hinrichtungen wird nicht ausbleiben. Doch der Mann, der die Toten rächen soll, kommt von weit her: Stephen Doyle, amerikanischer Ire, Ex-Soldat aus dem amerikanischen Bürgerkrieg und voll äußerer und innerer Narben, wird nach England geschickt. Zufällig ist O´Connors Neffe auf dem gleichen Schiff, ein junger Mann, der Irland als Junge verlassen hat und nun eher gezwungenermaßen aus Amerika zurückkehrt. O´Connors Spitzel haben herausgekriegt, dass ein Kämpfer aus Amerika erwartet wird - doch als die Polizei alle Reisenden aus der Hafenstadt Liverpool überprüfen lässt, ahnen die Fenians, dass es in ihren Reihen Verräter geben muss. Für O´Connor wird die Auseinandersetzung persönlich und obwohl er alles tut, weitere Tote zu verhindern, ist es das Misstrauen der eigenen Kollegen, das eine Abwärtsspirale in Gang setzt."Der Abstinent" ist weniger ein Krimi als das Psychogramm zweier Gegenspieler, die jeder auf seine Art kaputte Typen sind. Das Manchester des 19. Jahrhunderts bietet eine Bühne für eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und Gewalt. Auch wenn es um den irischen Unabhängigkeitskampf geht, so zeigt McGuire doch das Klima einer Gesellschaft voller Ab- und Ausgrenzung, von Armut, die zum Verlassen der Heimat zwingt, vom Leben in einer anderen Armut in der Emigration, von der Solidarität, aber auch Kontrolle und Anpassungsdruck innerhalb der Community. McGuire lässt seine Leser eintauchen in eine Vergangenheit, die nicht die gute alte Zeit ist und in der Hoffnung weitgehend unbekannt ist. Dieses Buch hat mich bis fast zum Schluss überzeugt - dort allerdings kam es dann zu einer für mich überraschenden und irgendwie nicht zufriedenstellenden Entwicklung, die mich ein bißchen ratlos zurückließ. Die Sprache McGuires, die düsteren Bilder seines Romans und die eindringliche Atmosphäre beeindrucken jedenfalls.

sunny-girl am 22.06.2021 18:06 Uhr
Letzte Chance für O´Connor

Das Buch entführt uns nach Manchester Ende des neunzehnten Jahrhunderts. James O´Connor wurde aus Dublin hierher versetzt nach dem er seinen Kummer über den Tod seiner Frau und seines Kindes in Alkohol ertränkt hat. In Manchester befasst er sich hauptsächlich mit den Racheplänen der Fenians. Das Buch wird hauptsächlich aus Sicht von O´Connor und der irischen Untergrundbewegung erzählt. Vor allen die Entwicklung von O´Connor, seine Verbissenheit aber auch seine Zweifel werden gut dargestellt. Im Gegensatz dazu blieben die Fenians, vor allen Doyle, recht blass. Wofür sie eigentlich genau kämpfen, ist mir nicht so richtig klar geworden. Eigentlich geht es nur um einen Rachefeldzug. Das Buch ist kein Krimi. Es beschreibt eher die Entwicklung von James O´Connor. Es ist in einen sehr angenehmen Stil geschrieben. Mir hat es gut gefallen.

lorelaie am 17.06.2021 13:06 Uhr
Atmosphärischer Roman

Manchester 1867,Es baumeln drei Irische Unabhängigkeitskämpfer am strick. sie sollen einen Polizisten getötet haben. Dieses historische Ereignis macht sich Ian Mcguire zu nütze und spinnt einen hervorragenden Roman. Es geht um den Irischen Constable James O'Connor, der von Dublin nach Manchester versetzt worden ist, da er, nach dem Verlust von Frau und Kind, dem Alkohol verfallen ist. Seine Aufgabe in der neuen Stadt ist es die irischen Unabhängigkeitskämpfer ' die Fenians' auszuspionieren. Diese sehnen sich jedoch nach Rache für die Gehängten und engagieren dafür den amerikanisch - Irischen Kriegsveteran Stephen Doyle. Es entsteht ein erbitterter Kampf, bei dem so mancher sein Leben lassen muss.Mich hat bereits das schlichte, aber düstere Cover interessiert. Ich finde es passt hervorragend zu der Geschichte. Der Roman gefällt mir sehr gut, er ist düster und ruhig. Ian Mcguire bringt einem, Manchester des 19 Jahrhunderts, mit seinen Beschreibungen hautnah. Auch finde ich die beiden hauptprotagonisten super authentisch und realitätsnah beschrieben, man erfährt im Laufe der Geschichte immer mehr Hintergründe der beiden. Es ist kein klassischer Krimi, in dem Gut gegen Böse kämpft, irgendwie haben alle Beteiligten ihre Schattenseiten. Für mich war das Ende sehr unerwartet und gerade deswegen fand ich es sehr gelungen. Für alle die Historische Romane im düsteren Flair mögen, wird das ein interessantes Buch sein.

milkysilvermoon am 17.06.2021 10:06 Uhr
Blut gegen Blut

Manchester im Jahr 1867: Nach dem Tod von Frau und Kind landet Constable James O‘Connor in England. Der 34-jährige Witwer ist in Dublin dem Alkohol verfallen. Doch in der Ferne erhält er eine zweite Chance. Im englischen Norden soll er seine Landsleute in Schach halten und insbesondere die irischen Unabhängigkeitskämpfer, die „Fenians“, ausspionieren. Die Rebellen der Bruderschaft sind gerade äußerst rachsüchtig. Und ein gerissener Kriegsveteran namens Stephen Doyle ist eigens nach Manchester gereist, um ihnen beizustehen. Ein Strudel aus Gewalt beginnt...„Der Abstinent“ ist ein Roman von Ian McGuire.Meine Meinung:Der Roman besteht aus 33 Kapiteln mit einer angenehmen Länge, wobei das letzte eine Art Epilog darstellt. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht verschiedener Personen. Die Handlung spielt überwiegend im Jahr 1867. Eine Ausnahme bildet lediglich das letzte Kapitel. Der Aufbau ist unauffällig, aber funktioniert gut.Der Schreibstil ist geprägt von zwei Merkmalen: Da sind einerseits die vielen Dialoge. Andererseits gibt es immer wieder atmosphärisch starke Beschreibungen, die düstere, aber intensive Bilder vor dem geistigen Auge erscheinen lassen.Die Protagonisten, allen voran O‘Connor und Doyle, sind als vielschichtige Charaktere mit psychologischer Tiefe angelegt. Sympathieträger gibt es kaum.Auf mehr als 300 Seiten ist die Handlung kurzweilig und spannend, manchmal aber ein wenig überdramatisch und nicht ganz realitätsnah. Bluttaten, Gewalt und andere kriminelle Machenschaften kommen zuhauf vor - nichts für allzu Zartbesaitete. Dennoch wirkt der Roman auf mich nicht unnötig brutal. Die letzten Kapitel sind überraschend, aber recht abwegig und haben mich etwas befremdet. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit, wie der Autor am Ende des Buches mitteilt. Tatsächlich wurden drei Mitglieder der Bruderschaft als „Manchester Märtyrer“ erhängt. Zudem beruhen einige Figuren auf realen Personen. Alle weiteren Dinge seien jedoch rein fiktiv, betont McGuire. Ein ausführlicheres Nachwort hätte den Roman weiter aufgewertet, denn die Themen (irische Migration nach England und die Bruderschaft) sind gleichermaßen interessant und - zumindest in Deutschland - weitgehend unbekannt. Auch aus der Geschichte selbst sind die genauen Hintergründe und Entwicklungen des englisch-irischen Konflikts leider nicht ersichtlich.Das dunkle, reduzierte Cover passt gut zur Geschichte. Erfreulich finde ich, dass der treffende Originaltitel („The Abstainer“) für die deutsche Ausgabe wörtlich übersetzt wurde.Mein Fazit:„Der Abstinent“ von Ian McGuire ist ein Roman mit kleineren Schwächen, der für spannende Lesestunden sorgt und mich gut unterhalten hat.

salander am 04.06.2021 09:06 Uhr
Historischer Noir, atmosphärisch düster

Einen langen Augenblick stehen die drei Männer Seite an Seite unter dem schweren Eichenbalken wie grob gehauene Karyatiden, getrennt und doch vereint, dann, erschreckend plötzlich, sind sie weg. Anstelle ihrer lebendigen Leiber bleiben nur drei stramme Stricke, wie lange, lotrechte Kratzer auf der Gefängnismauer. Auszug Seite 16/17Ian McGuires neuer Roman führt in den Norden Englands zur Zeit der industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts. In Manchester liefern sich Anhänger einer irischen Unabhängigkeitsbewegung einen unerbittlichen Kampf mit der örtlichen Polizei. Schon die ersten Seiten ziehen den Leser mitten in eine gewaltvolle Szenerie, in der drei Iren öffentlich hingerichtet werden. Die drei sind Mitglieder der irischen Unabhängigkeitsbewegung „Fenians“ und sollen bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport einen Polizisten erschossen haben.Die Rebellen werden von den Fenians zu Märtyrern erklärt. Man nimmt Kontakt zu einem Kriegsveteranen amerikanischer Abstammung namens Stephen Doyle auf. Der Söldner aus dem US-Bürgerkrieg, bekannt für seine Skrupellosigkeit kommt mit dem Schiff aus New York und soll den irischen Widerstand in Manchester organisieren. Genau vor diesem Rachefeldzug hatte der besonnene Constable James O’Connor, erst vor kurzem aus Dublin nach Manchester strafversetzt, gewarnt. Der titelgebende Abstinent hatte nach dem frühen Tod seiner Frau und seines Kindes den Halt verloren und seine Trauer im Whiskey ertränkt. Inzwischen trocken versucht er hier in der englischen Großstadt einen Neuanfang. Im Polizeirevier gilt er allerdings als Außenseiter und hat als Ire einen schweren Stand. Er sitzt zwischen allen Stühlen, wird von den englischen Kollegen sowie von den Unabhängigkeitskämpfern misstrauisch beäugt. Sogar Fazackerly, bei Weitem noch der angenehmste, behandelt ihn meist nur als lustiges Kuriosum, als sonderbare Abnormität, wie einen durchreisenden Apachen oder einen Tanzbären. Auszug Seite 8Ian McGuire knüpft an eine historisch überlieferte Begebenheit vom 23. November 1867 an und spinnt seine Geschichte um den erbitternden Kampf zweier Männer. Dabei wirken die historischen Hintergründe des Romans sehr gut recherchiert und verleihen dem Buch einen besonderen Rahmen. Genau wie in seinem für den Man-Booker-Prize nominierten Roman „Nordwasser“ bedient sich McGuire einer bildreichen, atmosphärisch dichten fast poetischen Sprache, um das ärmliche Milieu und die ungeschönten Umstände zu schildern, die mich sofort in die Geschichte hineinzog. Die große Stärke des Autors sind seine realistischen Beschreibungen der perspektivlosen Lebenssituationen der arbeitenden Bevölkerung. Dabei ist er immer gut, wenn es um die Beleuchtung des Alltäglichen geht, ständig wird gegessen, getrunken und geschlafen. Er guckt hinter die Kulissen und offenbart die düsteren Ecken einer Industriestadt im 19. Jahrhundert. Man kann den Dreck im Pub, in den Häusern, im Gefängnis, beim Hundekampf oder später auf einer Farm in den USA praktisch spüren und riechen. Obwohl die Menschen hart arbeiten, reicht es hinten und vorne nicht und viele leiden unter Hunger. Durch die zahlreichen Iren, die mit der Hoffnung auf ein besseres Leben nach England gekommen sind, wird der Konflikt zwischen den Nationalitäten befeuert und es brodelt gewaltig.Die Figuren sind weit davon entfernt, perfekt zu sein. Besonders O’Connor agiert das ein oder andere Mal sehr ungeschickt und macht Fehler, die sogar zum Tod einiger Menschen führen. Über die Tatsache, dass er seine Informanten namentlich in ein Notizbuch schreibt, was der gnadenlose Auftragskiller dankend annimmt, konnte ich nur den Kopf schütteln. Dass er dann auch noch rückfällig wird und seine Pflichten vernachlässigt, konnte man erahnen. Das lässt ihn zwar sehr menschlich erscheinen, aber der Autor gönnt dem Leser wirklich keinen Lichtblick. Auch kommen der Geschichte einige Zufälle zur Hilfe. O’Connors Neffe kommt aus New York und ist auf dem Schiff ausgerechnet Doyle am Spieltisch begegnet. Den unerfahrenen aber übermotivierten Jungen jetzt als Spitzel einzusetzen ist wirklich nicht besonders klug und er bringt sich und andere in Lebensgefahr. Der Constable dagegen scheint wie ein Getriebener, der seine Pflicht tun möchte und nicht aus seiner Haut kann. Ohne Unterstützung kämpft er wie gegen Windmühlen. Den tiefen Fall von O’Connor mitansehen zu müssen, ist wirklich sehr deprimierend.In vielen deftigen Dialogen blitzt das Talent des britischen Autors auf. Der promovierte Literaturwissenschaftler hat mit "Der Abstinent" einen aus meiner Sicht packenden und bewegenden Roman um Rache und Vergeltung vor der Kulisse des irischen Unabhängigkeitskampfes geschrieben. Der äußerst überraschende Showdown ist bitter und nur schwer zu ertragen, aber in seiner Unvermeidlichkeit passend zum Rest des Romans. Funfact: „Nordwasser“ wird grade von der BBC in Form einer Serie mit Colin Farrell in der Hauptrolle verfilmt.

wandablue am 31.05.2021 18:05 Uhr
Industriestadt und frühe Polizeiarbeit.

Kurzmeinung: Spezieller Stil. Muss man mögen.1867 in Manchester. Ein Polizistenmord wird streng geahndet. Drei Männer der Unabhängigkeitsbewegung für Irland, Fenians genannt, werden dafür aufgeknüpft. Es ist klar, dass es zu Unruhen kommen wird. Und es ist auch klar, dass die Polizei in Manchester nicht von ihrem harten Kurs abweichen wird. In dieser Situation agieren zwei Männer. Der eine, ein irischer Polizist, ist wegen seines Alkoholismus von Dublin nach Manchester versetzt. Er hat eine zweite Chance bekommen und will sich beweisen, aber das ist schwer in einer Atmosphäre, in der Ressentiments an der Tagesordung sind und die britischen Kollegen ihrem irischen Amtsbruder grundsätzlich misstrauen. O’Connor kennt zwar die Szene der Iren in Großbritannien aus Dubliner Verhältnissen und warnt davor, ein Exempel zu statuieren, das schaffe nur Märtyrer. Aber niemand auf seiner Dienststelle hört auf ihn. Es ist genau wie heute. Auf die Experten hört man nicht. Man lässt sich lieber von negativen Gefühlen und von Vorurteilen als von Fakten leiten. Die bisher relativ harmlosen Fenians in Manchester heuern alsbald einen Killer an, der aus den Staaten kommt und der ein vergeltendes Attentat an einer prominenten Person des Manchester Stadtlebens ausführen soll. Der Kommentar: Die angelegte Szenerie könnte spannender nicht sein. Doch McGuire verweigert sich dem normalen Thrill! Nicht, dass er ihn nicht schreiben könnte, ich bin sicher, dass der Autor von "Nordwasser" einen Thriller, der einem das Blut in den Adern gefrieren läßt, mit links schreiben könnte.Doch statt einen gewieften Killer auf der einen Seite und einen ausgebufften Bullen auf der anderen Seite hinzustellen, 12 Uhr Mittags, High Noon, sind seine Charaktere lauter gewöhnliche Menschen mit sozialem Schicksal am Hintern. Das ist gewagt. Das mag nicht jeder. Helden findet man nicht im vorliegenden Roman. Die meisten Leute glänzen durch Bildungsferne. Das spiegelt der „Der Abstinent“ auf jeder Seite wider. Man fragt sich, wie tumb manch einer handelt und was er für ein überhebliches Selbstbild von sich hat. Die tumben Toren spielen sich auf und wer Geheimhaltung geschworen hat, verspielt jedes Geheimnis im Suff. Das Irland vergangener Tage ist eben immer düster. Arme Menschen in ärmlichen Verhältnissen. Keineswegs glorreiche Charaktere. Der „Bulle“ kämpft tapfer gegen seine Alkoholkrankheit an, aber er ist gebrochen von seiner Vergangenheit, seine Gefühlswelt ist taub und er hat keine Kraft, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Trotzdem ist er noch Ire genug, um sich von jedem noch so zarten Sproß Familie um den Finger wickeln und blenden zu lassen und irisch stur genug, um auch ungute und impulsive Entscheidungen zu treffen. Jedesmal, wenn man denkt, jetzt, jetzt dreht sich was, jetzt wird’s besser, geht O’Connor in die andere Richtung und trifft Entscheidungen, die ihm letztlich das Genick brechen. Das ist nicht erfreulich, nein, aber es gibt solche Menschen. Leider gibt es sogar viele Menschen, die so sind. Ich mag das. Es ist so realistisch. Der Killer hat es leicht. Die Polizeiarbeit ist nicht sehr weit entwickelt und ihr Erfolg hängt von vielen Zufällen ab. Er ist das personifizierte Böse, das wird vor allem im späteren Verlauf des Romans klar und insoweit ist diese Figur nicht ganz rund. Schade. Die Atmosphäre der Industriestadt Manchester ist großartig eingefangen. Stilmässig hat sich Autor McGuire ganz auf den Dialog verlegt in diesem Roman, nur da und dort gibt es kurze erzählende Passagen, die das schreiberische Talent des Autors aufblitzen lassen, kurze Lichtblicke. In den Metaphern hat er sich ab und zu verhoben. Das ist wieder schade. Passt aber zum Milieu. Niemand hat Germanistik studiert. Oder Englische Literatur. Der Autor begibt sich auf die Ebene seiner Figuren. Das ist Kunst. Kunst liegt freilich im Auge des Betrachters. Vielleicht ist es auch keine Kunst. Oder schlechte Kunst. Das enscheidest du, lieber Leser.Fazit. Kommt drauf an, was man will. Der Roman ist selber gebrochen. Genau wie „seine Handlanger“, also seine Figuren. Als Ganovenroman mit früher Polzeiarbeit und eingepaßt in den Rahmen des Irland-England-Konflikts, liegt ein atmosphärisch dichter Roman vor, der mit zwei Antagonisten, von denen einem keiner gefällt, mit der Verzweiflung und dem Schicksal benachteiligter Menschen vergangener Zeiten vortrefflich spielt. Plus ihrem Unvermögen.Kategorie: Historischer Roman. Kriminalroman.Verlag dtv, 2021

smberge am 17.05.2021 13:05 Uhr
Der Irlandkonflikt im 19. Jahrhundert

Inhalt: Manchester, 1867: James O´Connor ist vor kurzem von der Polizei in Dublin nach Manchester gewechselt. Dort wird nach der Hinrichtung dreier Fenians, irische Unabhängigkeitskämpfern, damit gerechnet, dass es zu weiteren Aufständen kommt. James soll die britische Polizei beim Kampf gegen die Fenians unterstützen. Für James ist es die letzte Chance, bei der Polizei bleiben zu können, denn nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes war er dem Alkohol verfallen.Die Fenians planen die Rache für ihre getöteten Kameraden und bekommen Unterstützung von Stephen Doyle, einem amerikanischen Iren. Schon bald entwickelt sich ein Kampf zwischen James und Doyle, der die beiden in einen Strudel aus Verrat, Schuld und Gewalt zieht. Meine Meinung: Der Autor nimmt den Leser mit ins Manchester des 19. Jahrhundert. Die Stadt ist gezeichnet vom Kampf der Fenians um die Unabhängigkeit Irlands von den Briten. Grade ist die Stimmung besonders ausgeheizt, nachdem drei von ihnen hingerichtet wurden, in diese Stimmung kommt die Information, dass die Fenians Unterstützung aus den USA bekommen sollen, was die Nervosität bei der Polizei zusätzlich erhöht. Es ist eine etwas düstere, gedrückte Stimmung die dieses Buch vermittelt. James ist in einer blöden Situation. Die Polizisten der Polizei von Manchester scheinen ihm nicht so ganz zu vertrauen, denn er ist für sie auch ein Ire. Von den Iren wird er als Kollaborateur mit den Briten angesehen. Ich habe mir lange Zeit Sorgen gemacht, das er als Spitzel von den Fenians ermordet werden könnte. Der Spannungsbogen bleibt über weiter Teile des Buches sehr hoch und man bekommt einen guten Einblick in den Irlandkonflikt und die Folgen für die Menschen. Etwas überraschend für mich war der Sprung der Handlung in die USA und die Wendung der Handlung ab diesem Zeitpunkt. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und zusammen mit den interessanten Protagonisten entsteht ein fesselnder Roman, der ein sehr spannendes Thema behandelt. Ein Roman, der ein nicht ganz so häufiges Thema behandelt und den Irland Konflikt den Menschen näher bringt. Leider gewinnt diese Thema ja wieder an Aktualität. Einen klare Leseempfehlung.

maddinliest am 09.05.2021 23:05 Uhr
Der irische Unabhängigkeitskampf

James O´Connor musste mit dem Verlust seiner Frau und des gemeinsamen Kindes schwere persönliche Verluste hinnehmen, die ihn in seiner Verzweiflung in den Alkohol getrieben haben. Es wird ihm mit der Versetzung nach Manchester eine zweite Chance gewährt. Er soll die Mitglieder der Fenian, einer Geheimorganisation der irischen Unabhängigkeitsbewegung, ausspionieren und damit mögliche Attentate verhindern. Es geht da Gerücht um, dass ein irischer Kriegsveteran aus Amerika kommen soll, um einen spektakulären Coup zu landen. Es entwickelt sich ein erbitterter Kampf, bei dem James O´Connor immer mehr zwischen die Fronten gerät.Der erfolgreiche und bereits mit dem "Man Booker Prize" ausgezeichnete Autor Ian McGuire hat mit "Der Abstinent" einen aus meiner Sicht fesselnden und bewegenden Roman um den Kampf der irischen Unabhängigkeit geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einem bildreichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, der mich schnell nach Manchester zum Ende des 19. Jahrhunderts entführt hat. Der Spannungsbogen wird direkt zu Beginn des Buches gut aufgebaut und über die packenden Ereignisse um den irischen Unabhängigkeitskampf auf einem hohen Niveau gehalten. Das für mich sehr gelungene und äußerst überraschende Finale, hat mich lange nachdenklich zurückgelassen. Die historischen Hintergründe des Romans wirken sehr gut recherchiert und verleihen dem Buch einen besonderen Rahmen.Insgesamt handelt es sich aus meiner Sicht bei "Der Abstinent" um einen fesselnden Roman, der mich in erster Linie mit interessant charakterisierten Protagonisten, einem aufregenden historischen Hintergrund und vor allem dem Erzähltalent des Autors überzeugen konnte. Ein wirklich lesenswerter Roman mit einem nicht allzu oft behandelten Thema, was mich voll und ganz in den Bann ziehen konnte. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit den vollen fünf von fünf Sternen.

Aktuelle Rezensionen

Pressestimmen

WDR 3

Ian McGuire lässt seinen Thriller im Manchester des 19. Jahrhunderts spielen. Trotzdem ist kein hist...orischer Roman, sondern eine hoch aktuelle, spannende Geschichte daraus geworden. mehr weniger

Peter Meisenberg, 26.10.2021

Berliner Zeitung

Wie einem Zeichner gelingt es McGuire, mit wenigen Strichen eine Situation, einen Ort so plastisch d...arzustellen, dass man sich hineinversetzt fühlt. mehr weniger

Andreas Förster, 20.07.2021

Hamburger Abendblatt

›Der Abstinent‹ zielt genau ins Herz der Finsternis.

Rainer Moritz, 02.06.2021

Playboy

Dunkles Duell, literarisch brillant, randvoll mit Bier und Whiskey.

Günter Keil, 01.06.2021

Frankfurter Rundschau

Mit breitem Strich trägt er Dunkelheit, trägt Schmerz, Blut, Grausamkeit auf, und für seine Figuren ...gibt es keine Erlösung. mehr weniger

Sylvia Staude, 18.05.2021

Süddeutsche Zeitung

Ein unprätentiöser, fast stiller Roman, der seine Tiefe dennoch nie ausstellt, sondern es schafft, i...n den rußschwarzen Straßen Manchesters grundlegende Fragen nach Gewalt, Schuld und Erlösung zu stellen. mehr weniger

Nicolas Freund, 04.05.2021

APA - Austria Presse Agentur

›Der Abstinent‹ erzählt eindringlich von menschlichen Dramen, von Schuld, Verfehlungen, Schwächen un...d Verrat. mehr weniger

23.04.2021

logbuch

Es gibt tiefe menschliche Gefühle, verletzte Seelen und schließlich den Versuch, die Kette der zerst...örerischen Gewalt zu sprengen. mehr weniger

Joachim Schwend

Bibliotheksnachrichten

Wer Verrat, Hundekämpfe, geheime Treffen in stinkenden Seitengassen, Gespräche in verrauchten Kasche...mmen und verkommene Charaktere liebt, der wird dieses Buch verschlingen. mehr weniger

Sabine Eidenberger

Buchprofile/medienprofile

Der spannende, sprachlich überzeugende Roman gibt einen Einblick in das Leben und Denken vor gut 150... Jahren und ist ein Plädoyer gegen Rache und für Mitgefühl. mehr weniger

Michael Müller

literaturmarkt.info

Einfach nur beeindruckend grandios!

Susann Fleischer, 29.11.2021

literaturzeitschrift.de

Der historische Roman noir liest sich packend wie ein Krimi und erzeugt atemberaubende Spannung. Faz...it: spannnend, milieudicht, außergewöhnlich. mehr weniger

Ruprecht Frieling, 23.07.2021

denglers-buchkritik.de

Hart, schmutzig, düster – ein Kriminalroman wie das Leben damals.

Alex Dengler, 19.07.2021

Rheinische Post

Großes Kino zwischen zwei Buchdeckeln!

Eckart Erdmann, Buchhändler, 17.07.2021

Goslarsche Zeitung

Ian McGuire hat mit ›Der Abstinent‹ einen sehr dichten, düsteren Roman vorgelegt.

24.06.2021

Die Furche

Schnörkellos bis zuletzt wird hier erzählt, vermutlich weil dieses furchbare Regiment der Gewalt kei...ne Schnörkel verträgt und braucht. mehr weniger

Rainer Moritz, 17.06.2021

Westfälischer Anzeiger

Der 1964 geborene englische Autor gibt ein aufregend dichtes literarisches Zeitbild, eine düstere mo...ralische Parabel über eine Spirale der Gewalt, bei der die Eskalation unaufhaltsam scheint. mehr weniger

Ralf Stiftel, 14.06.2021

Kleine Zeitung

Bewundernswert ist erneut McGuires Fähigkeit, für viel Lokalkolorit zu sorgen und eine dichte, prall...e Atmosphäre zu schaffen. Wie es sich für ein spannendes Lese-Abenteuer eben gehört. mehr weniger

Werner Krause, 03.05.2021

Hellweger Anzeiger

Der Roman des 1964 geborenen Autors besticht durch seine düstere Atmosphäre.

Andreas Schröter, 01.05.2021

Oberösterreichische Nachrichten

›Der Abstinent‹ erzählt eindringlich von menschlichen Dramen, von Schuld, Verfehlungen, Schwächen un...d Verrat. mehr weniger

30.04.2021

wodisoft.ch

Dieser Rachethriller ist sehr spannend zu lesen. Ich kann dieses Buch nur empfehlen.

06.04.2021