Wenn die Nacht am stillsten ist

Es ist dieser Moment, den Anna wahrnimmt, um Ludwig, mit dem sie seit acht Monaten zusammen ist, ohne dass jemand davon weiß, zu sagen, was sie ihm nie gesagt hat. Von den Brüchen in ihrem Leben hat sie nicht gesprochen, nicht von dem Selbstmord des Vaters, nicht von der depressiven Mutter im Altersheim, nicht von Südafrika, wo sie lange gelebt hat, den Drogen, den Partys, der Gewalt, dem Schmerz. Das alles passte nicht in Ludwigs Welt, die sich um Macht und Erfolg, um den richtigen Style und die angesagte Musik drehte und aus der alles ausgeblendet wurde, was den schönen Schein der Oberfläche stört. Aber jetzt ist auch in Ludwigs System etwas aus dem Ruder gelaufen und er, der Überflieger, Redakteur für besondere Aufgaben bei einem Hamburger Gesellschaftsmagazin, der immer eine Antwort hat, der einsam, verschroben, fleißig und elitär ist, hat Schlaftabletten genommen, vielleicht eine Überdosis, Anna weiß es nicht. Sie sitzt wie Scheherazade an seinem Bett und erzählt. Hört er es?
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Wenn die Nacht am stillsten ist
Es ist dieser Moment, den Anna wahrnimmt, um Ludwig, mit dem sie seit acht Monaten zusammen ist, ohne dass jemand davon weiß, zu sagen, was sie ihm nie gesagt hat. Von den Brüchen in ihrem Leben hat sie nicht gesprochen, nicht von dem Selbstmord des Vaters, nicht von der depressiven Mutter im Altersheim, nicht von Südafrika, wo sie lange gelebt hat, den Drogen, den Partys, der Gewalt, dem Schmerz. Das alles passte nicht in Ludwigs Welt, die sich um Macht und Erfolg, um den richtigen Style und die angesagte Musik drehte und aus der alles ausgeblendet wurde, was den schönen Schein der Oberfläche stört. Aber jetzt ist auch in Ludwigs System etwas aus dem Ruder gelaufen und er, der Überflieger, Redakteur für besondere Aufgaben bei einem Hamburger Gesellschaftsmagazin, der immer eine Antwort hat, der einsam, verschroben, fleißig und elitär ist, hat Schlaftabletten genommen, vielleicht eine Überdosis, Anna weiß es nicht. Sie sitzt wie Scheherazade an seinem Bett und erzählt. Hört er es?
Bibliografische Daten
EUR 17,95 [DE] – EUR 18,50 [AT]
ISBN : 978-3-88897-775-6

1. Auflage
224 Seiten
Format : 13,0 x 19,5 cm
Sprache: Deutsch
Autor*innenporträt
Arezu Weitholz

Arezu Weitholz geboren 1968, arbeitet als Textdramaturgin und Songtexterin für namhafte deutsche Rockgrößen wie Herbert Grönemeyer sowie als Journalistin, u.a. für die ›Süddeutsche Zeitung‹, die ›Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung‹ sowie Magazine. Sie lebt in Berlin.

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hampelmaennchen am 01.10.2012 17:10 Uhr
Liebe ist doch keine Einbahnstraße

ezu Weitholz wurde 1968 in Niedersachsen geboren und lebt heute in Berlin. Sie arbeitet als Journalistin, Illustratorin und als Textdichterin. Sie hat bisher zwei Lyrikbände veröffentlicht. Annas Freund Ludwig hat eine Überdosis Tabletten geschluckt. Als sie ihn so findet muss sie sich entscheiden, ob sie seinen Willen akzeptieren muss, oder ob sie Hilfe holen soll. In Gedanlen lässt sie ihr gemeinsames Leben und da vor allen Dingen den vergangenen Tag Revue passieren. Dieser Tag begann damit, dass Ludwig aus heiterem Himmel und ohne Angabe von Gründen ihre Beziehung beendete. Eine Beziehung zu einem schwierigen Mann dem es unmöglich ist Nähe zuzulassen und der darauf besteht ihre Liebe geheim zu halten. Man wundert sich sehr, wie Anna das demütig hinnehmen konnte. Ein weiteres Drama in ihrem Leben ist, das ihre Mutter schon lange Zeit in einem Pflegeheim lebt, und sie beide die Rolle Mutter - Tochter vertauschen mussten. Wow. Das Buch hat mich tief beeindruckt. Es liest sich wie Prosa, zart und sanft wie ein Schmetterlingsflügel und hart und explosiv wie ein Vulkan. Obwohl es eigentlich nur wenig Handlung gibt, lässt einen der Text nicht los. Mann ist die ganze Teit versucht Anna zu schütteln. Mir stellte sich die bange Frage, was bekommt sie in ihrem Leben beziehungstechnisch zurück.

mianna am 11.09.2012 23:09 Uhr
Jeder ist mit Sich allein

In „Wenn die Nacht am stillsten ist“ wird das Beziehungsgewirr zwischen Anna und Ludwig beschrieben. Anna hat sich nahtlos in Ludwigs belangloses, von Anerkennung, Positionen und Macht dominiertes Leben eingefügt. Ihr Wissen über menschliche Abgründe (Drogen, Knast, Depressionen) ist da nicht erwünscht. Erst als Ludwig ohnmächtig, mit zu vielen Schlaftabletten im Bauch im Bett liegt, beginnt sie zu erzählen.Das Buch beginnt mit einem etwas langatmigen Monolog über „Die Nacht“ von 50 Seiten und geht überschrieben mit „Der Tag zuvor“ in eine dialogische Erzählung über.Der Autorin Arezu Weitholz gelingt in diesem Buch eine Darstellung von zwei sehr unterschiedlichen Charakteren – dem oberflächlichen, ignoranten Ludwig und der gebrochenen Anna, die mit dem Selbstmord ihres Vaters und den Depressionen der Mutter schon viel Leid erlebt hat. Beide Figuren sind anschaulich und vielschichtig beschrieben.Die Handlung des Romans ist auf Annas und Ludwigs wenig ereignisreiche, achtmonatige Beziehung und ihre gemeinsame Arbeit in einer Agentur beschränkt. Die Charaktere bekommen dadurch mit ihren unterschiedlichen Weltansichten, vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen, den eigenen Grenzen und ihrer Beziehung besonderes (Über-?)Gewicht.Interessant an diesem Roman sind die eigenwilligen Charaktere, deren tiefgehende Beschreibung und eine geballte Ladung Emotionalität. Hätte die Geschichte Farben, so wären diese von Sehnsucht, Abschied, Melancholie und trauriger Klarheit bestimmt. Entsprechend dieses emotionalen Balasts wird von Gefühlen, die wie herrenlose Hunde nachlaufen (S.10), der Angst sich mit dem Tod anzustecken (S.130) und von zerfranster, kackfarbener Aura (S.29) gesprochen, was den Erzählstil ausmacht.Die Erzählung wirkt im Gesamten etwas unvollständig und verwirrend. Die Aussage der Autorin ist nur zu deuten. Naheliegend scheint der Gedanke der grundsätzlichen Einsamkeit von Menschen, wegen ihrer unterschiedlichen Erfahrungen und der begrenzt möglichen Einfühlung in den jeweils anderen Menschen. Die gegensätzlichen Ansichten und Hintergründe der Figuren scheinen unvereinbar, schaffen eine Grenze. Die folgende Einsamkeit des einzelnen Menschen wird im übertragenen Sinn im Titel mit Stille der Nacht ausgedrückt.In kunstvoller Poesie und langatmiger Erzählung werden zwei eigenwillige Charaktere beschrieben, die die Oberflächlichkeit und die Erfahrung menschlicher Abgründe in ihrer Beziehung nicht zu vereinen schaffen.

alasca am 05.09.2012 20:09 Uhr
Um Leben und Tod

Es ist Abend. Anna sitzt am Bett von Ludwig, der eine Überdosis Schlaftabletten genommen hat, und spricht mit ihm, der sie nicht hören kann. Oder vielleicht doch? In Rückblenden erfahren wir Stück für Stück nicht nur Annas Lebensgeschichte, sondern auch die Geschichte von ihr und Ludwig, die am Morgen desselben Tages endete. Warum ist sie trotzdem bei ihm? Warum ruft sie keinen Notarzt? Anna hat ein unstetes Leben geführt. Ständig ist sie unterwegs und auf dem Sprung, kommt nirgendwo an, nicht an Orten, nicht bei Menschen. Früh auf sich allein gestellt durch den Selbstmord ihres Vaters, die Mutter infolge psychisch krank, fühlt sie sich nirgendwo zu Hause: nicht an Orten, nicht bei Menschen. Auch bei Ludwig ist nicht gut Wurzeln schlagen. Jedem tieferen Gefühl panisch abhold, interessiert ihn nur der schöne Schein, der Stil, das „Große“, mit dem Eindruck zu machen ist, oder Karriere. Er lässt sich zwar auf sie ein, aber strikt zu seinen Bedingungen: In der Redaktion darf aus Imagegründen niemand davon erfahren, sein Buchprojekt darf nicht darunter leiden, und Gefühl, Unterstützung oder gar Interesse an ihrer Person kann sie auch nicht erwarten. Annas persönliche Geschichte interessiert ihn nicht – nicht, wenn sie traurig ist, und das ist sie. Stattdessen bewertet er ständig, ob Anna hinreichend cool auf seine Provokationen reagiert. Wird sie zu emotional, gar romantisch, wird das sofort durch Missbilligung abgestraft. Wird sie womöglich unpräzise, tadelt er sie: „Du benutzt die Worte falsch. Du bist nicht genau.“Er versucht, sie als Journalistin zu coachen, was zur Kollision mit Annas Werten führt, denn sie, die von sich sagt „Ich will wahr sein“ kann seine Methoden nicht billigen: für ihn ist die gute Geschichte der wahren jederzeit vorzuziehen. An der Stelle verweigert sich Anna – wiewohl sie sich ansonsten willig emotional von ihm missbrauchen lässt. Gleichzeitig leidet sie unter der erzwungenen Unverbindlichkeit der Beziehung.Also wovon handelt dieses Buch? Es geht um Wertverlust, es geht um Mut, und es geht um Einsamkeit: Die im Alter(die Bewohner der Senioren“residenz“), die in der Gesellschaft (Anna), und die in sich selbst (Ludwig). Annas emotionales Vakuum wird deutlich am Tod ihres Aquariumsfisches: der erschüttert sie, während sie vergeblich versucht, um die Beziehung zu Ludwig zu trauern. Ludwig, dessen mühsam aufgebautes Image durch seinen Jugendfreund und Konkurrenten zerstört wird, hat sonst nichts, für das es sich zu leben lohnt. Seine verzerrten Werte bringen ihn am Ende in Lebensgefahr. Der letzte Satz des Romans entspricht dem ersten – er lässt alles offen, man könnte quasi wieder von vorn zu lesen anfangen, und ich muss gestehen, ich habe ihn nicht verstanden. Denn es geht keineswegs nur um den Moment, es geht um Leben und Tod. Wie wird Anna sich entscheiden? Mir gefiel an dem Roman die Klarheit, mit der die Autorin Position bezieht, die geschliffene, sehr lesbare Sprache, die mit sicherem Strich gezeichneten Figuren. Die Autorin hat genau hingeguckt und den Zeitgeist seziert, aber nicht nur das: Der Text ist auch ein Plädoyer für die Menschlichkeit und eine Hommage an die alltägliche Tapferkeit der ganz normalen Leute.

meta am 28.08.2012 12:08 Uhr
Popmusic lost its generation

Arezu Weitholz erzählt in ihrem Roman Wenn Die Nacht Am Stillsten Ist die Liebesgeschichte von Anna und Ludwig. Aber dieser Roman ist so viel mehr als eine banale Liebesgeschichte. Anna sitzt an der Bettkante ihres Freundes Ludwig und redet auf ihn ein, erzählt aus ihrem Leben, Geschichten, die er noch nicht weiß, die sie ihm jetzt erzählen kann, wo er offensichtlich nicht zuhören kann. Sie lässt sich aus über Popmusik und über das junge Sterben von Popkünstlern. Hier exemplarisch genannt: Curt Cobain.Sie erzählt ihm von ihrem Leben in Südafrika, wo sie eine zeitlang gelebt hat, weil sie sonst keinen Ort hatte, wo sich sich zugehörig gefühlt hat. Sie Erzählt von ihren Drogenerfahrungen, davon, wie sie am Strand gekifft haben, während in der Stadt Leute erschossen wurden.Es scheint, Ludwig hat gerade versucht, sich das Leben zu nehmen. Hat er Pillen eingenommen? Er, der es nicht erträgt, wenn seine Welt nicht fröhlich, nicht perfekt ist, hat nun die Kontrolle verloren. Er, der Intellektuelle, der die reale Welt nicht an sich heran lässt. Er, der über Popmusik schreibt.In einer zweiten, personalen Erzählperspektive berichtet dieser Roman von Annas Tag vor dieser Nacht, beginnend damit, dass Ludwig die Beziehung zu Anna beendet hat. Diesen Tagesbericht begleiten Erinnerungen an Annas früheres Leben.Anna lernt Ludwig in der Redaktion kennen, in der sie seit neuestem arbeitet. Alle sind sooo cool, tragen die richtigen Klamotten, denken die richtigen Gedanken, hören die richtige Musik und kennen die richtigen Leute.Auch Ludwig lebt mit dieser Fassade, hat sich scheinbar gut darin eingerichtet, nur bestimmte Dinge an sich heran zu lassen. Arezu zeigt uns an ihm exemplarisch, wie wir Leser von den Medien verarscht werden. Themen werden so zurecht gestutzt, dass sie vermeintlich neue Sichtweisen zeigen. Über diese Diskrepanz schreibt Weitholz mit einer unprätentiösen, lebendigen und bildhaften Sprache.Trotzdem entlässt mich dieser Roman mit einem etwas verstörten Gefühl zurück, wünschte ich mir doch Antworten auf die darin enthaltenen Fragen. Aber ich weiß schon: es kann keine Lösungen oder Antworten geben. Gäbe es sie, wäre die Welt nicht so schlecht.Aber gerade dieses bleibende, verstörende Gefühl bringt mich dazu, diesem Roman etliche Sterne zu verleihen. Alles andere wäre zu einfach.

buchdoktor am 24.08.2012 19:08 Uhr
Eine ungleiche Beziehung

Anna sitzt am Bett ihres Liebhabers Ludwig und hält einen Monolog. Sie sagt dem Bewusstlosen all das, was sie ihm bisher nie sagen konnte und was er vermutlich ungern hören wollte. Ludwig könnte einen Selbstmordversuch unternommen haben. Zunächst ist noch unklar, ob er Überlebenschancen hat und ob er Annas Ansprache überhaupt hören kann. Gleich auf den ersten Seiten ihres Romans hat Arezu Weitholz mich fest im Griff. Anna Born wirkt wie eine kluge Frau, die sich auszudrücken versteht. Wie konnte sie in die Beziehung zu einem Mann geraten, der sich auf einem Podest räkelt und die Frau an seiner Seite immer nur klein macht? Allmählich kann ich mir eine Vorstellung von Anna und Ludwig als Paar machen. Anna ist Journalistin und Fotografin, die nach einem längeren Aufenthalt in Südafrika in Ludwigs Redaktion zu arbeiten beginnt. In Kapstadt, wo Anna als Disc Jockey arbeitete, muss jeder sorgfältig auf sich aufpassen, um nicht ausgeraubt oder ermordet zu werden. Annas Überlebensinstinkte und ihre Kenntnis der Musikbranche sind in Hamburg nutzlos. Hier muss eine Frau darauf achten, dass sie die richtige Schuhmarke kauft. In der Redaktion fühlt sich Anna behandelt wie ein Kind aus der Provinz. Wer braucht schon Reportagen über kugelsichere Büstenhalter?, fragt sie sich. Wie Anna eine Beziehung zu Ludwig erträgt, der keine Gefühle zulassen kann und seine Freundin verleugnet, bleibt mir lange ein Rätsel. Annas platonischer bester Freund Hannes hatte sie gewarnt "lass die Finger von Ludwig, der hat eine Meise." Hinterher ist man ja immer schlauer. Ein zweites Kapitel erzählt aus der Perspektive eines neutralen Beobachters, was am Tag vorher geschah. Immer deutlicher wird, dass Anna, deren Mutter dement und schwer krank in einem Altenheim lebt, schon jetzt mehr vom Leben versteht als Ludwig je kennenlernen wird. Annas Themen und Interessen blendet Ludwig aus seinem wichtigen Leben aus. Doch dem prominenten Journalisten, der anderen gern kluge Vorträge über das Leben hielt, scheint die Kontrolle über seine Angelegenheiten entglitten sein, sonst würde Anna jetzt nicht an seinem Bett sitzen. Es schleicht sich beinahe ein Unterton der Verachtung für Ludwig in Annas Worte ein, je länger man ihr zuhört. Anna zeigt sich im Laufe der Geschichte als kluge, tatkräftige Frau, die es seit ihrer Kindheit nicht einfach im Leben hatte. Arezu Weitholz hat mich mit den Ereignissen an zwei Tagen im Leben eines ungleichen Paares gefesselt, weil ich unbedingt wissen wollte, wer Anna ist und wie sie in ihre sonderbare Beziehung zu Ludwig geraten ist. Leserinnen empfohlen, die Annette Pehnt gern gelesen haben und sich ein wenig für Südafrika interessieren.

tkny am 23.08.2012 22:08 Uhr
Stille Nacht

Das Buch "Wenn die Nacht am stillsten ist" von Arezu Weitholz erzählt die Geschichte von Anna, wie sie selbst sie ganz ungeschmückt am Bett ihres bewusstlosen Freundes Ludwig preisgibt. Die Vergangenheit, von der er, der oberflächlich-elitäre Mann, bislang nie viel erfahren wollte, da er nur mit positiven Dingen konfrontiert werden möchte. Und nun hat genau er Tabletten genommen und ist zusammengebrochen. Und so sitzt Anna an seinem Bett, ruft nicht den Notarzt, sondern redet sich einfach mal alles von der Seele...Das Buch hat ein sehr schönes und zur Geschichte passendes Cover, ein küssendes Paar mit unklaren Gesichtern. Auch den Titel finde ich ganz besonders schön gewählt.Sprachlich ist es eher wenig anspruchsvoll, aber genau das betont die Spontanität der Situation, in der sich Anna befindet. Ihre Vergangenheit ist nicht außergewöhnlich, aber menschlich und bewegend. Ich habe das Buch schnell durchgelesen und werde es weiterempfehlen, da es eine gefühlvolle Stimmung erzeugt und nicht dem "gewöhnlichen" Bücherstil entspricht.

kiira am 21.08.2012 13:08 Uhr
Das perfekte Leben

Ludwig liegt bewusstlos auf dem Boden seiner Wohnung, Anna findet ihn und beginnt ihm Vorwürfe zu machen, sie ist verzweifelt weil Ludwig einen Tag zuvor mit ihr Schluss gemacht hat. Anna teilt so gar nicht Ludwigs Lebensstil und auch ihr Versuch sich ihm anzupassen scheiterte. Ludwig führt das scheinbar perfekte Leben doch in Wirklichkeit führt er ein sehr einsames Leben als Außenseiter, was er erst jetzt gemerkt hat, denn sein Leben läuft aus dem Ruder. Sein Job, das Einzige was ihm wirklich etwas bedeutet hat, droht ihm, nachdem aufgeflogen ist, dass er viel an seinen Artikeln frisiert hat, vor dem Aus zu stehen. Anna erzählt Ludwig von ihrem Leben, ihrer schwer kranken Mutter, dem Vater der Selbstmord begangen hat, ihren Drogengeschichten, ihrem Leben in Südafrika und allem, was in ihrem Leben nicht perfekt ist, doch Ludwig liegt nur da. Für ihn ließ Anna ihren besten Kumpel Hannes fallen und auch ihr normales Leben. Annas Mutter ist schwer krank und wohnt in einem Altenheim hier merkt Anna wie schlecht die Bewohner behandelt werden und ihre eigentlichen, guten Charaktereigenschaften kommen zum Vorschein, wenn sie mit "dem Berliner" redet oder "der Gräfin" eine Waffel bringt. Manchmal fiel es mir schwer in die Geschichte reinzufinden. Häufig konnte ich auch Zusammenhänge nicht erkennen trotzdem kann ich aber sonst nicht viel schlechtes an dem Buch finden, denn viele Passagen sind sehr tiefgründig und haben mich wirklich zum Nachdenken angeregt. Deshalb ziehe ich nur einen Stern ab.

textmarker am 21.08.2012 10:08 Uhr
Ein schönes Piece.....

Mit einem Monolog beginnen die 224 Seiten des ersten Romans von Arezu Weitholz: Wenn die Nacht am stillsten ist.Eine junge Frau sitzt am Bett ihres Freundes, er scheint sich mit Schlaftabletten betäubt zu haben- wollte er gar sterben? Am Morgen hatte er sich von ihr getrennt.Anstatt Notfallmaßnahmen einzuleiten, sitzt Anna nun da und spricht, so wie sie nie mit Ludwig sprechen konnte, als er bei Bewußtsein war. Solche Dinge von Elend, Leid, Opfer, Krankheit wollte er nie hören, er der taffe, disziplinierte Redakteur, stilsicher, skrupellos, gefühlskalt.Es ist bedrückend zu erleben, dass einer erst reden kann, wenn der andere faktisch ausgeschaltet ist.In den nächsten Kapiteln wird aus der Perspektive von Anna zurückgeblickt auf die acht Monate der heimlichen Beziehung zu Ludwig, ihrem Vorgesetzten.Es entsteht ein stimmiges Bild einer Berufsgruppe, aber auch einer Generation.Anna hat ein völlig anderes Schicksal als Ludwig hinter sich, Schicksalsschläge, Flucht, Entgleisungen, aber auch Verantwortungsgefühl und Menschlichkeit. Sie kümmert sich um ihre Mutter im Pflegeheim, auch hier ist der Tod gegenwärtig, wie auch in ihrer Zeit als DJ in Afrika. Ludwig dagegen geht auf seinem allglatten Karriereweg als Redakteur bei einem Trendmagazin scheinbar unaufhaltsam nach oben. Da bleibt so einiges auf der Strecke.Es ist ein völlig ungleiches Paar, deren Beziehung nur dadurch bestehen konnte, dass sie schwieg.Was zog sie an diesem Mann an?Zunächst hatte ich Sorge, dass es zu viel um Musikrichtungen und Kults gehen könne. Es werden zwar zahlreiche Bands genannt -mir so gut wie alle völlig unbekannt- aber für das Verständnis sind keine Fachkenntnisse erforderlich.Mir hat der Roman gut gefallen, insbesondere die gelungene Form, aber auch der dezente Stil.Ich mochte Anna sofort, Ludwig dagegen erschien mir sehr schnell als seelischer Krüppel.Wenn der Roman tatsächlich unsere heutige Zeit widerspiegelt, es kann einem das kalte Grauen kommen....

uteliest am 20.08.2012 16:08 Uhr
so still kann die Nacht sein

Anna sitzt am Bett ihres Freundes, der eine Überdosis Schlaftabletten genommen hat. Während sie darüber nachdenkt den Arzt zu holen – versucht sie die Tat zu verstehen. Wo, er Ludwig, der Freund, doch so ein Cooler ist. Anna ergreift die Chance dem bewusstlosen Ludwig eine Lebensbeichte abzulegen. Ob er sie hört?Das erste Kapitel ist vor dem Bett Ludwigs, nachher holt das Buch den Tag zuvor nach und Annas Leben wird vorgestellt – etwas weiter weg von der vermeintlichen Glamourwelt in der sie sich bewegt. Eine kranke Mutter, einen Selbstmord in der Familie und eine Drogenkarriere.Das erste Kapitel liest sich wie im Rausch, ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, danach wird es ein wenig langsamer und man beschäftigt sich noch intensiver mit der Frage: Was findet Anna an Ludwig, den Kotzbrocken?Anna hat Tiefe, Ludwig ist flach. Anna hat ein Leben Ludwig nur eine Idee davon.Es gibt wunderschöne Sätze in diesem Buch, die mich sehr berührt haben. Das Cover gibt es ganz gut wieder, man weiß was man sehen soll aber man kann es nicht sehen, wenn man genau hinguckt.Das Buch ist interessant und lesenswert und schön geschrieben. Die Autorin werde ich weiterverfolgen.

melange am 19.08.2012 17:08 Uhr
Schein und Sein

Zum Inhalt: Ludwig, der "Freund" der Hauptperson Anna, begeht einen Selbstmordversuch und wird an der Grenze zwischen Leben und Tod von ihr aufgefunden. Ihr daraufhin startender Monolog in Richtung Ludwigs als Ich-Erzählerin bildet den ersten Teil des Buches. Der zweite, längere Teil befasst sich mit Annas Tag davor und schildert ihren Lebensweg bis zum Zeitpunkt "wenn die Nacht am stillsten ist" in der dritten Person.Zum Cover: Eine schemenhafte Umarmung. Das trifft zwar die Grundstimmung der Geschichte, in der Anna Ludwig auf eine unwirkliche Weise nah ist, obwohl sie eine dauerhafte Beziehung mit ihm hat, mich würde so ein Titel jedoch nie zum Kauf animieren.Mein Eindruck: Der Kunstgriff, den Roman aus der Ich-Perspektive in der Gegenwart beginnen zu lassen, um dann die Vergangenheit der Erzählerin in der dritten Person aufzuzeigen, führt dazu, dass sich der Leser subjektiv und objektiv der Hauptperson annähern kann. Dadurch werden Handlungen oder auch Versäumnisse plausibel und verständlich. Zusätzlich verschieben sich Charakterzüge und angenommene Eigenschaften der beiden Hauptfiguren von Schein zu Sein, stark zu schwach, Kraft zu Zweifeln und Aktion zu Reaktion. Anna erkennt schließlich ebenfalls zum Zeitpunkt, als es "auf den Moment ankommt", was dem Leser klar wird: Wer Sieger und Verlierer im Spiel des Lebens ist.Fazit: Eine interessante und berührende Selbstfindung4 Sterne