Ich, Sperling

Roman

Sperling wächst in einem Bordell im spanischen Carthago Nova im 4. Jahrhundert n. Chr. auf. Anfangs hilft er in der Küche, später wird er aber ins Obergeschoss geführt, wo die Prostituierten arbeiten. Ein furchtbares Schicksal erwartet ihn dort.

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»Niemand weiß, wer ich bin, am allerwenigsten ich selbst.«
Ich, Sperling

Ein alter Mann blickt zurück auf seine oft unmenschliche Kindheit: Als namenloser Waise wächst er in einem Bordell inmitten der sogenannten „Wölfinnen“ im spanischen Carthago Nova im 4. Jahrhundert n. Chr. auf. Eine von ihnen, Euterpe, wird seine Ziehmutter: „Sperling“ nennt sie ihn liebevoll. Sperling weiß nicht viel von der Welt: Anfangs hilft er Euterpes geheimer Geliebten in der Küche, später schuftet er in der Taverne, bis er schließlich in das ominöse Obergeschoss geführt wird, wo die Prostituierten ihre Betten haben. Ein furchtbares Schicksal erwartet ihn dort. Doch wie ein kleiner Sperling entfliegt er in seiner Vorstellung der brutalen Realität immer wieder und vermag es, mit seinem Lied auch anderen Hoffnung zu geben.

Mit großer Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen lässt James Hynes in ›Ich, Sperling‹ das spätrömische Reich in den Geschichten der Desklassierten und Ausgenutzen auferstehen, dort, wo Gewalt und aufrichtige Liebe in einer dem Untergang geweihten Welt direkt nebeneinander existieren.

»Diese verborgende Welt stellt Hynes unbeschreiblich kraftvoll und lebendig dar.« The Times

»Meisterhaft in seiner Darstellung von Liebe, Sexualität und Freundschaft.« The Observer

Bibliografische Daten
EUR 15,00 [DE] – EUR 15,50 [AT]
ISBN : 978-3-423-14918-1
Erscheinungsdatum: 17.10.2024
1. Auflage
592 Seiten
Format : 11,5 x 19,0 cm
Sprache: Deutsch, Übersetzung: Aus dem Englischen von Ute Leibmann
Autor*innenporträt
James Hynes

James Hynes ist Absolvent des Iowa Writers' Workshop und veröffentlichte bisher drei hochgelobte Romane sowie eine Kurzgeschichtensammlung. Weitere Texte erschienen u. a. in der New York Times und Washington Post. Er lehrte Kreatives Schreiben an diversen Universitäten. Hynes lebt in Austin, Texas.  

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Übersetzer*innenporträt
Ute Leibmann

Ute Leibmann arbeitet seit vielen Jahren als freie Lektorin und Literaturübersetzerin aus dem Englischen, u. a. von Sarah Waters. Sie lebt in Düsseldorf.

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su-sun am 08.01.2024 19:01 Uhr
Schwere Kost

In seinem Roman „Ich, Sperling“ entführt James Hynes den Leser in das 4. Jahrhundert nach Carthago Nova - eine antike Hafenstadt auf der Iberischen Halbinsel - und erzählt die Geschichte eines Sklavenjungen.In einem kurzen Prolog stellt sich Jakob vor. Jakob ist ein alter Mann, der seine Lebensgeschichte niederschreibt. Es sind seine Kindheitserlebnisse, um die es in diesem Roman geht. Jakob beginnt seine Erzählung mit seinen ersten zusammenhängenden Erinnerungen - er sitzt im Dämmerlicht auf dem Boden in einer Küche. Es ist drückend heiß. Eine zornige Frau entgrätet Fische.Einen Namen hat Jakob als Kind nicht. Man erklärt ihm, dass er ein Niemand ist. Namenlos. Elternlos. Herkunft unbekannt. Ein Ding, kein Mensch. Man ruft ihn Pusus, Maus oder auch Kleiner. Eine seiner Ziehmütter, die Prostituierte Euterpe, erzählt ihm eine Geschichte vom gelehrigen Sperling. Der Sperling wird für den Jungen nicht nur zu einem heimlichen Namensvetter, sondern auch zu einem Sinnbild für Hoffnung.Die täglichen Aufgaben des Jungen beschränken sich zunächst auf die Arbeit in der Küche. Später muss er auch zum Brunnen und Wasser holen, andere Botengänge erledigen, die Taverne putzen und kellnern. Und schließlich wird auch das Bordell zu seinem Arbeitsplatz.Es treibt einem beim Lesen die Tränen in die Augen, weil dieser wissbegierige Junge von Anfang an keine Chance hat. Obwohl er schnell lernt und sich den groben Gepflogenheiten in der Taverne anpasst, es versteht, Faustschlägen zu entgehen und Tritten auszuweichen, kann er dem Sklavendasein nicht entkommen. Er ist der Willkür und den Launen seines Umfelds schutzlos ausgeliefert. Immer wieder wird ihm klar gemacht, dass sein Leben und sein Körper nicht ihm gehören. Nur der Sperling spendet ihm in den schlimmsten Momenten Trost.James Hynes versteht es ganz ausgezeichnet, die Straßen der antiken Stadt mit Leben zu füllen. Er schildert die Lebensumstände der Deklassierten, die Geschäftigkeit auf dem Markt und am Hafen, die Brutalität des Alltags und die rauen Sitten in Taverne und Bordell genauso intensiv wie die kurzen Augenblicke der harmlosen Fröhlichkeit, wenn Euterpe Sperling das Lesen und Rechnen lehrt und Geschichten erzählt über das Geschehen auf der anderen Seite des Gartenzauns. Carthago Nova ist schmutzig und bunt zugleich. James Hynes nimmt beim Erzählen kein Blatt vor den Mund. Er scheut sich nicht, eine derbe, dem Milieu angepasste und mit Obszönitäten gespickte Sprache zu verwenden. Diese grobschlächtige Ausdrucksweise rundet die vielschichtige Handlung perfekt ab.„Ich, Sperling“ ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte. Zum einen, um die außerordentlich gut gelungenen Beschreibungen, Schilderungen und Formulierungen ausgiebig genießen zu können, zum anderen aber auch, weil der Inhalt schwere Kost ist, die man nur häppchenweise verdauen kann.„Ich, Sperling“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Ich habe mit Sperling gelebt und gelitten, habe mit ihm gebangt und gehofft und habe Kummer und Leid genauso mit ihm geteilt, wie die kleinen Glücksmomente. Eine fesselnd erzählte, herzzerreißende Geschichte, die lange nachklingt. Ein Volltreffer!Das Cover zieht einen wirklich an, das ist total gelungen.

lesemaus9821# am 06.01.2024 22:01 Uhr
Ein Meisterwerk der Erzählkunst!

Dieses Buch ist meiner Meinung nach ein Meisterwerk der Erzählkunst, denn es hat mich nicht nur über fast 600 Seiten komplett gefesselt, sonder hat es auch geschafft, dass ich Tage später immer wieder dran denken muss.Erzählt ist die Geschichte aus der Sicht eines kleinen Jungens, wobei sein älteres/ altes Ich immer Mal wieder Kommentare und Erklärungen einwirft. Dabei ist es das ältere/ alte Ich, der seine Lebensgeschichte aufschreibt, ohne dass er wirklich daran glaubt, dass jemand jemals seine Geschichte zu lesen bekommt. Die Erzählweise ist durchweg unglaublich klar und schnörkellos, was das Buch nicht nur sehr angenehm und flüssig zu lesen macht, sondern es auch trotz, oder gerade wegen der schweren Kost des Themas/ Inhalts, unglaublich fesselnd macht.Absolut zu empfehlen! Tolle Arbeit von James Hynes und der Übersetzerin Ute Leibmann.

kristall am 30.12.2023 18:12 Uhr
Dramatisch

Das Buch spielt im 4. Jahrhundert nach Christus und bietet einen spannenden und teilweise brutalen Einblick in die damalige Zeit, vor allem aus der Sicht der Unterschicht. Im Mittelpunkt steht Sperling, ein Waise, der in einem Bordell aufwächst, dort arbeitet und später Unaussprechliches erlebt. Doch mit Hilfe seiner Gedanken und Lieder gelingt es ihm, der brutalen realen Welt zu entfliehen. Als alter Mann blickt er auf sein Leben zurück. Schon das Cover hat mich gleich fasziniert. Ebenso der Titel und auch die kurze Inhaltsangabe. Beim Lesen wurde ich nicht enttäuscht. Das Buch besitzt eine große erzählerische Kraft und die Figur des Sperling und auch die Menschen, die sein Leben begleiten, sind interessant und vielschichtig. Es ist auch von Anfang an eine gewisse Spannung da, die bis zum Ende hin so bleibt. Ich fand das Buch sehr gut und empfehle es deshalb gerne weiter.

kado am 30.11.2023 19:11 Uhr
Flieg, kleiner Sperling

Ich finde es total schwierig bei Büchern mit traurigen oder brutalen Inhalten oder ähnlich schwierigen Themen von einem schönen Buch zu sprechen.So geht es mir gerade bei 'Ich, Sperling' von James Hynes.Aber was mir nicht schwer fällt ist zu sagen das es ein richtig gutes Buch ist. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen weil ich so mitgefiebert habe und unbedingt wissen wollte wie es dem kleinen 'Sperling' wohl weiterhin ergehen wird.Das ganze spielt im 4 Jahrhundert n.Chr. und erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen der nicht weiß woher er kommt, wer er ist, wie er heißt und was sein Leben für Ihn bereit hält. Das gesamte Buch über befinden wir uns in dem Bordell wo der kleine 'Pursus' aufwächst. Seine Familie sind die sogenannten Wölfinnen, die Huren des Hauses.Das so ein Etablissement nicht der beste Ort ist um als kleiner Junge und dazu noch Sklave aufzuwachsen, versteht sich von alleine.Vieles ist sehr hart, direkt, vulgär und ungeschönt beschrieben, aber das macht das Buch auch so gut. Jeder weiß was passiert und keiner braucht ein blumiges drumherum Gerede. Gleichzeitig ist die Geschichte auch liebevoll, ehrlich und hoffnungsvoll.Der Schreibstil ist toll und trägt einen gerade zu durch die vielen Seiten.Ich kann nicht wirklich was mit Triggerwarnungen anfangen, aber denke man sollte seiner Intuition beim lesen des Klappentextes ruhig trauen und sich dementsprechend für oder gegen das Buch entscheiden. Mir hat der Roman sehr gut gefallen und die CoverLiebe hatte eh von Anfang an zugeschlagen. Von mir gibt es deshalb auf jeden Fall ein Daumen hoch??.

raschke64 am 29.11.2023 08:11 Uhr
Römisches Reich von unten

Carthago Nova im Römischen Reich im 4. Jahrhundert nach Christus. Das Reich zerfällt langsam und das Christentum wird als führende Religion gehandelt. Daher werden alle Bordelle geschlossen. Nur eines existiert noch, denn der Besitzer ist der Bruder des Bischofs. Mit einigen Auflagen und offiziell im Verborgenen müssen vorwiegend Sklavinnen als sogenannte Wölfinnen arbeiten. Ein kleiner Waisenjunge wird aufgenommen und auch er wird später eine Wölfin werden …Das Buch ist eigenartig und schwer zu beschreiben. Ein sehr spezielles Thema wird aus der Sicht von „unten“ – also von betroffenen Sklaven und Sklavinnen erzählt. Das Thema ist schwierig, aber der Autor schafft es, es verständlich, gut und ohne Skandale, aber mit viel Empathie und Verständnis zu beschreiben. Mir persönlich war es an manchen Stellen ein wenig zu episch. Doch man kann sich dem Sog der Zeilen schwer entziehen, auch wenn es sehr heftig wird. Es ist eine Sicht auf das Römische Reich aus sehr persönlicher, aber ganz anderer Perspektive. Das ist eine große Leistung. Allerdings war mir das Ende dann ein wenig zu schnell und nicht ganz glaubwürdig. Und mir fehlte der großen Zwischenteil, auch wenn man weiß, dass es Sperling geschafft hat. Aber was ist dazwischen passiert und was hat er gemacht? Und wie konnte er mit seinem Trauma weiterleben. Hier würde ich mir eine Art Fortsetzung wünschen.

stella-sophie am 28.11.2023 17:11 Uhr
Intensiv und historisch

Dieser Roman entführt uns in lang vergangene Zeiten als Sklavenhaltung noch stark verbreitet war und es in weiten Teilen der Welt eine Mehrklassen-Gesellschaft gab. Schauplatz der Handlung ist ein Bordell in dem nicht nur junge Frauen sondern auch ein Junge mit vielen Namen, darunter Sperling und Antinoos, arbeitet. Als Leser bekommen wir einen Einblick in den Alltag der Dienstleister welcher neben der abendlichen Bewirtschaftung des Freudenhauses auch aus ausgedehnten Termenbesuchen besteht. Freud und viel mehr Leid sind an der Tagesordnung.Der Schreibstil ist teils sehr vulgär und unerschrocken was allerdings das Thema nicht verweichlicht. Somit entsteht der Eindruck es handelt sich gleichzeitig um eine Art Aufklärungsroman mit historischem Bezug.Ich würde das Buch all denen empfehlen, die gern in ferne Zeiten eintauchen und auch vor unangenehmen Themen nicht zurückschrecken. Eine gewisse Abgebrühtheit sollte man allerdings mitbringen um die derbe Sprache nicht misszuverstehen.

kunterbunt79 am 22.11.2023 18:11 Uhr
Ich, Sperling – Rezension

Es handelt sich hierbei um ein gebundenes Buch und dabei gefällt mir der Umschlag sehr gut. Finde es dazu sehr passend zu der Geschichte und der Zeit gestaltet.Doch um was geht es in diesem Buch eigentlich? Die Geschichte spielt im 4. Jahrhundert nach Christus, also schon sehr arg in der Vergangenheit. Mit den Namen der einzelnen Charakteren und auch der Schreibweise tat ich mich zu Beginn echt schwer. Aber weil ich vorab so neugierig auf das Buch war, kämpfte ich mich durch die ersten 70-80 Seiten und dann, ja war ich angekommen in dem Buch und fand mich auch bei dem Schreibstil zurecht. Und dann war es auch echt super.Es geht hierbei um einen Jungen, bei dem man das Alter nur so erahnen kann, der in einer Taverne unter Wölfinnen aufwächst. Diese Wölfinnen gehen der Prostitution nach, da ihnen als Sklaven nichts anderes übrig bleibt. Euterpe nimmt sich dem Jungen an und auch ihre Geliebte, die in der Küche arbeitet kümmert sich im ihn. Der Junge versteht erst nach und nach sein „Leben“ und flüchtet sich in den Gedanken des Sperlings. Dieser „hilft“ ihm auch dabei, als auch er in der oberen Etage „arbeiten“ soll. Unvorstellbar und sehr emotional wird dies beschrieben, in der recht eigenen Schreibweise und Darstellung des Autors.Der Sperling wird dem Jungen von Euterpe nahe gebracht, sie erzählt im viele Geschichten und dazu ist ihre Aussage über den Sperling sehr passend zu der Situation des Jungen, namens Pusus ( ein allgemeiner Name für Junge): „ Er ist in nichts herausragend gut, aber in allen gerade gut genug. Das bezeichnen die Philosophen als goldene Mitte.“War der Junge zu Beginn doch nur die Küchenhilfe, so wird er dann im Schrankraum eingesetzt, bis er dann zu einem der Wölfinnen wird. Das Ende ist dann eine ganz andere und diese mag ich euch nicht verraten. Etwas offen ist sie schon zum Ende hin, wenngleich die Geschichte von dem erwachsenen Pusus geschrieben wird.Es ist gelungen geschrieben, so dass man bei diesem Buch nicht einfach nur runter ließt, sondern es wirkt auf einen, man denkt über diese vergangene Zeit nach, die Sklaven, den Missstand und vielem mehr. Sexualität, Brutalität, der Kampf ums Leben / Überleben, dies alles wird hier über 592 Seiten erfasst und an uns getragen.Auch wenn ihr einen Blick ins Buch tätigt und zu Beginn denkt, puh schwer zu lesen, so gibt ihm eine Chance, denn es ist ein erstklassiges Buch, welches besonders geschrieben ist.

frimada am 21.11.2023 07:11 Uhr
Nichts für schwache Nerven

Für dieses Buch habe ich ungewöhnlich lange gebraucht. Und das lag nicht nur an den fast 600 Seiten.In diesem Buch erzählt uns der Protagonist, der im Laufe des Buches viele Namen hat (aber keinen wirklich eigenen) rückblickend seine Lebensgeschichte. Aufgewachsen im 4. Jahrhundert in Hispanis, in einer Taverne mit Bordell, ohne Familie.Der Schreibstil ist großartig, denn es gelingt dem Autor, unheimlich viele Grausamkeiten auf knallharte Art zu schildern und dennoch immer wieder kleine Momente des Glücks einzufangen, die dadurch noch besser wahrgenommen werden.Ich konnte mit den wirklich gut ausgearbeiteten Charakteren mitfühlen, konnte die Liebe und Sorge der Hure Euterpe für den kleinen Pusus (= Junge) spüren und war fasziniert davon, wie die ganze Geschichte erzählt wurde.Als der Junge 10 Jahre alt wurde, war er gezwungen, im Bordell mitzuarbeiten. Und diese Szenen waren wirklich hart, so dass ich das Buch immer mal wieder weglegen musste. Ich finde es spannend, mit diesem Buch der Frage nachzugehen, was es mit einem Menschen macht, nicht zu wissen, wer er ist und woher er kommt. Wie kann man solche Traumata verarbeiten, die Sperling erfahren hat?Ein wahrlich beeindruckendes Buch, das mir sehr gefallen hat.

alexandros am 06.11.2023 23:11 Uhr
Ein Wolf unter Wölfinnen

Ich habe mich lange sehr schwer damit getan, dieses Buch zu rezensieren, weil ich so hin und her gerissen bin. Einerseits ist es eine gute Geschichte: Ein kleiner Junge wird fälschlicherweise für ein Mädchen gehalten und in ein Bordell verkauft. Dort fällt der Irrtum natürlich schnell auf. Doch er bleibt dort, wird größer und hilft nach und nach im Haus, in der Küche und später auch in der Stadt, bis er schließlich doch zu einem Prostituierten wird resp. einem Wolf unter Wölfinnen.Wölfin, so werden die Prostituierten in der römischen Antike genannt. Und hier befinden wir uns im 4. Jahrhundert n.Chr. in der südspanischen Provinz, in der Stadt Carthago Nova. Der kleine Junge, dem die Menschen um ihn viele Namen geben, gibt sich selbst seinen geheimen Namen "Sperling", denn er projiziert seine Sehnsucht nach Freiheit auf den kleinen Vogel.Während der Geschichte, die aus der Sicht des Jungen erzählt wird, lernen wir mit ihm seine Umgebung kennen. Die Wölfinnen sind seine Mütter und Lehrerinnen. Sie teilen sein Schicksal, und sind natürlich trotzdem anders als er. Audo, der Herr des Hauses und "Dominus", der Herr des Hausherrn, sind die Tyrannen, die es zu überwinden gilt. All das ist gut und durchaus authentisch geschrieben.Dennoch gibt es ein großes Manko, was für mich das Lesevergnügen etwas schmälert. Die Erzählung ist ein Bericht des älteren Sperlings, der mittlerweile irgendwo in Britannien lebt und dort in einer Bibliothek schreibt. Alle paar Seiten wendet sich der Ich-Erzähler an seine möglichen Leser, von denen er glaubt, dass es sie nie geben wird. Das ist eine Art Mantra, das mir mehr und mehr auf die Nerven ging. Außerdem stört es die Erzählung, unterbricht die Handlung. Bis zu dem Punkt, ab dem es für mich fast unerträglich wurde.Fazit: Die Idee ist gut, der Unterbau authentisch, die Begebenheiten bildhaft erzählt. Das Schicksal des Wolfs unter Wölfinnen kann sich so abgespielt haben. Die sprunghaften Adressate an den Leser empfand ich als störend. Im Ganzen jedoch gut und durchaus empfehlenswert.

langeweile am 06.11.2023 16:11 Uhr
Ein hartes Leben

Ein alter Mann,schreibt am Ende seines Lebens, seine Geschichte auf. Er bezeichnet sich selber, als unwichtiges Nichts ,das keinerlei Wert hat.Er heißt nun, Jakob, hatte aber in seinem Leben viele Namen (Maus, Antinoos, Antiochos, Pusus),sind die geläufigsten.Im 4. Jahrhundert kam er mit einem Sklavenschiff in Cartagena / Spanien an und wurde von dem Dominus eines Bordells gekauft. Er wächst zusammen mit den Prostituierten (die man damals Wölfinnen nannte)auf.Zwei der Wölfinnen fühlen sich als seine Ziehmütter berufen ,von ihnen erhält er Zuwendung und lernt viel über die wichtigen Dinge im Leben.Er muß von frühester Kindheit an hart arbeiten und erhält dafür kaum Wertschätzung.Der Autor schont seine Leser/Leserinnen in keiner Weise und breitet in schonungsloser Offenheit, das Leben in der damaligen Zeit aus.Dabei ist die Ausdrucksweise sehr rüde und teilweise ordinär,nichts für zartbesaitete Leser.Obwohl die Geschichte weit in die Vergangenheit ging,vergaß man das beim Lesen manchmal völlig und wähnte sich in der Gegenwart.Die Geschichte ließ kaum etwas an menschlichen Abgründen aus und läßt mich nachdenklich zurück.