Martin Mosebach gelingt es, aus einem Märchen voll alter Mythen ein eindrucksvolles modernes Versdrama zu gestalten. Rotkäppchen ist »halb Licht und halb Schatten«, halb Alice im Wunderland, halb Iphigenie, halb Kind und auch halb Frau. In freien und gereimten Rhythmen, Songs und volksliedhaften Gedichten wird das ganze Märchen zur handelnden Person: der Wald mit den Tannen und Tieren, Pilzen und Blumen, der Wolf und seine auf Rotkäppchen eifersüchtige Frau, der Förster und natürlich Großmutter, Mutter und Rotkäppchen, die drei Generationen von Frauen repräsentieren.
Das Stück ist für das Theater geschrieben, Mysterienspiel und Zauberposse. Die ganze Fülle aber, Zartes und Empfindsames, Vitalität und Poesie, Musikalität und Sprachphantasie, erschließt sich erst beim Lesen.
1. Auflage
Martin Mosebach, geboren 1951 in Frankfurt am Main, war zunächst Jurist, dann wandte er sich dem Schreiben zu. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, dazu Erzählungen, Gedichte, Libretti und Essays über Kunst und Literatur, über Reisen, auch über religiöse, historische und politische Themen. Über die Jahre erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise, etwa den Kleist-Preis, den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, den Georg-Büchner-Preis und die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Er ist Mitglied der Akademie für Sprache und Dichtung, der Deutschen Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg sowie der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zuletzt veröffentlichte er den Roman ›Taube und Wildente‹. Er lebt in Frankfurt am Main.