Unsre verschwundenen Herzen

Roman

Das Leben des zwölfjährigen Bird und seines Vaters wird von Gesetzen bestimmt, die die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Als Bird einen Brief von seiner verschwundenen Mutter erhält, macht er sich auf die Suche – und trifft auf den Hort des Widerstands.

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Über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt
Unsre verschwundenen Herzen

Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Seit einem Jahrzehnt wird ihr Leben von Gesetzen bestimmt, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Vor allem asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er muss verstehen, warum sie ihn verlassen hat. Seine Reise führt ihn zu den Geschichten seiner Kindheit, in Büchereien, die der Hort des Widerstands sind, und zu seiner Mutter. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint möglich. Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt.

Unter den besten Büchern des Jahres 2022 u.a. in People, TIME Magazine, The Washington Post, Los Angeles Times und Oprah Daily

Ebenfalls von Celeste Ng bei dtv erschienen sind:
›Was ich euch nicht erzählte‹ 
›Kleine Feuer überall‹, die Romanvorlage zur Amazon-Serie ›Little Fires Everywhere‹

Bibliografische Daten
EUR 10,99 [DE]
ISBN : 978-3-423-44617-4
Erscheinungsdatum: 05.10.2022
2. Auflage
400 Seiten
Sprache: Deutsch, Übersetzung: Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit
Autor*innenporträt
Celeste Ng

Celeste Ng, geboren 1980, wuchs in Pittsburgh, Pennsylvania, und in Shaker Heights, Ohio, auf. Sie studierte Englisch in Harvard und Kreatives Schreiben an der University of Michigan. ›Was ich euch nicht erzählte‹ stand genauso auf der Bestsellerliste wie ›Kleine Feuer überall‹, das auch als Miniserie verfilmt wurde. Celeste Ng lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Cambridge, Massachusetts.

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Übersetzer*innenporträt
Brigitte Jakobeit

Brigitte Jakobeit lebt in Hamburg. Sie übersetzt u. a. William Trevor und Patti Smith und wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.

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113 von 113 Leserstimmen


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lovely_lila am 11.07.2024 10:07 Uhr
Ruhige Dystopie mit Anspruch und „schönem“ Schreibstil – hat mir gut gefallen…

* Spoilerfreie Rezension! * Inhalt Die nahe Zukunft: Nach einer Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch der gesellschaftlichen Ordnung wurde das Gesetz „PACT“ verabschiedet, das angeblich die amerikanische Kultur vor schädlichen asiatischen Einflüssen schützen soll und das die USA zur Diktatur macht. Es herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen Misstrauens, Nachbar*innen verraten sich gegenseitig, asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder werden ihnen weggenommen. In dieser Gesellschaft lebt Bird (12 Jahre), dessen Mutter vor zwei Jahren verschwunden ist und als Landesverräterin und Terroristin gilt. Als er einen rätselhaften Brief erhält, beschließt er, sich auf die gefährliche Suche nach ihr zu machen…Übersicht Einzelband oder Reihe: EinzelbandErzählweise: Figurale Erzählweise, hauptsächlich Präsens, aber auch Präteritum Perspektive: männliche (überwiegend) und weibliche PerspektiveKapitellänge: mittel Inhaltswarnung: (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen, Blut, tote Tiere, Trauer, Verlust, Diskriminierung, RassismusBechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Fo+++, Hu++Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:- Dystopien- eher anspruchsvoller Schreibstil - ruhige Erzählweise- wenig Spannung- Fokus auf das Innenleben der Figuren, auf ihre Entwicklung- Rassismus, Liebe zum Kind, Rebellion und Unterdrückung als zentrale Themen - viele lange RückblendenLieblingszitate„Niemand darf davon erfahren, erwidert sie. Wenn das ans Licht kommt, werden andere leiden – sehr leiden.“ Seite 139„Sein Vater ist seit Jahren kein Professor mehr, aber er kann es sich nicht abgewöhnen, den Lehrer zu spielen. Sein Gehirn ähnelt einem großen, in seinem Schädel eingesperrten Hund, der ruhelos auf und ab geht und sich nach Auslauf sehnt.“ Seite 40„Die Bibliothek ist eine Geisterstadt, und er, der noch lebt, dringt in das Land der Toten ein. Mit einem Finger fährt er ein leeres Regal entlang und hinterlässt in der dicken Staubschicht eine saubere helle Linie.“ Seite 72 „Ah, sagt die Bibliothekarin mit einem zufriedenen Seufzen, im Tonfall von jemandem, der ein Geheimnis gelüftet, ein Rätsel entschlüsselt und unter dem X den Schatz gefunden hat.“ Seite 78Meine RezensionVor einigen Jahren habe ich „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng gelesen (mittlerweile wurde es sogar verfilmt) und es ist mir recht positiv in Erinnerung geblieben. Deshalb war für mich klar, dass es nicht mein letztes Buch von dieser Autorin bleiben sollte – und „Unsre verschwundenen Herzen“ schien mit seinem dystopischen Setting wie für mich gemacht. Schnell landete es also auf der Wunschliste. Es folgten: zwei Versuche, das Buch zu lesen. Beide Male habe ich es jedoch nach einigen Seiten wieder abgebrochen, weil ich einfach nicht in die Geschichte gefunden habe. Beim dritten Mal hat es dann aber endlich geklappt und ich habe es (trotz lesetechnischer Höhen und Tiefen) durchgezogen. Doch hat sich das überhaupt gelohnt? Ich würde sagen: ja. Wie auch schon „Kleine Feuer überall“ hat mir „Unsre verschwundenen Herzen“ wieder gut gefallen – Lesehighlight war es allerdings (wieder) keines. Zuerst möchte ich über die Stärken des Romans sprechen: Auf ganzer Linie überzeugt hat mich hier der ruhige, anspruchsvolle, aber trotzdem sehr angenehm und flüssig lesbare Schreibstil mit seinen kreativen und wunderschönen Vergleichen. Ich habe mir hier einige Stellen markiert! Celeste Ng ist meiner Meinung nach eine unglaublich gute Geschichtenerzählerin! Auch das Setting (USA, Diktatur), die dichte Atmosphäre (man kann sich alles sehr gut vorstellen) und die Wahl und tiefgründige Behandlung der Themen (Liebe zum Kind, Verlust, Unterdrückung, Rebellion, Identitätsfindung, Diskriminierung, Rassismus) haben mir wirklich gut gefallen. Pluspunkte gibt es für die kreativen Protestformen, die im Buch beschrieben werden – sie alle wurden von realen Ereignissen inspiriert. Zudem werden die Figuren sehr liebevoll gezeichnet, bekommen alle ihre Eigenheiten und Kanten (sodass man das Gefühl bekommt, es mit echten Menschen zu tun zu haben) und entwickeln sich auf glaubwürdige Weise weiter. Aus feministischer Sicht bin ich mit diesem Buch weder ganz zufrieden noch von ihm wirklich enttäuscht: Ja, es gibt sie zwar, die positiven Vorbilder – die mächtigen, intelligenten und starken Frauen und den feinfühligen alleinerziehenden Vater (ein Linguist mit großer Liebe zu Sprache, deshalb meine Lieblingsfigur ♥), aber leider eben auch einige Rollenklischees, einen Fokus auf das erfüllende Leben als Hausfrau und Mutter und eine Frau, die ihre beste Freundin für einen Mann aus ihrem Leben streicht (sehr unsympathisch!). Folgende Dinge haben mich außerdem gestört und dafür gesorgt, dass es am Ende nur für ganz knappe 4 Sterne gereicht hat: Vor allem im Mittelteil fand ich „Unsre verschwundenen Herzen“ stellenweise zu langatmig und zu langsam, was das Erzähltempo betrifft. Besonders die (sehr) langen Rückblenden hätte man hier kürzen können. Ich konnte es problemlos ein paar Tage – ja, sogar eine Woche – komplett beiseitelegen, um in der Zwischenzeit etwas anderes zu lesen. Das ist meistens kein wirklich gutes Zeichen. Genervt haben mich außerdem die fehlenden Anführungszeichen (dadurch wird ein Buch nicht tiefgründiger, nicht cooler, nicht literarischer, also lasst es bitte einfach, liebe Verlage!), und das Ende war mir eine Spur zu offen, da manche Fragen auf unbefriedigende Weise unbeantwortet bleiben… Mein Fazit„Unsre verschwundenen Herzen“ ist ein solider Roman, der mich zwar gut unterhalten hat, aber für mich kein Lesehighlight war. Wer ruhige Dystopien mit Anspruch und Tiefe mag und Wert auf einen „schönen“ Schreibstil legt, wird mit dieser Geschichte sicher seine Freude haben. Und auch ich werde in Zukunft bestimmt wieder einmal zu einem Buch der Autorin greifen…BewertungCover / Aufmachung: 2 Sterne (gefällt mir nicht, sorry)Idee: 4 Sterne Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Sterne Umsetzung: 4 Sterne Worldbuilding: 4 Sterne Einstieg: 2 Sterne Ende: 3,5 Sterne Schreibstil: 5 Sterne ♥Protagonist: 4 Sterne Figuren: 4 Sterne Spannung: 3 SternePacing/Tempo: 2 SterneWendungen: 3 Sterne Atmosphäre: 4 Sterne Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne Feministischer Blickwinkel: 3 Sterne Einzigartigkeit: 4 Sterne Insgesamt:☆★☆★ SterneDieses Buch bekommt von mir vier Sterne!

schnuti2005 am 11.09.2023 19:09 Uhr
Lässt einen wahrlich erschaudern....

Diese Geschichte ist wirklich sehr interessant und wahrlich emotional. Bird, dessen Mutter seit langer Zeit verschwunden ist (heisst nun wieder Noah, da sein Vater die Erinnerung an seine Mutter auslöschen will :-( Bird lebt nun mit seinem Vater allein und bekommt eines Tages einen Brief, welcher von seiner Mutter ist - daraufhin macht er sich auf die Suche nach ihr. Allein fährt er nach New York um seine Mutter zu finden - doch will diese ihn überhaupt sehen? Es wird eine Szenerie erschaffen, die einen teilweise erschaudern lässt - und man denkt sich so manches Mal, dass diese politischen Hintergründe gar nicht so weit hergeholt sind, um die es geht - schlimm, dies zu realisieren. Das Buch liest sich wahnsinnig spannend und ist wirklich mitreissend.Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen und ans Herz legen - lest selbst und bildet euch eure Meinung.

kaffeeelse am 04.04.2023 14:04 Uhr
Die Gefahr des Gleichschritts

Mit diesem Buch erreicht mich Celeste Ng vollkommen. Mit ihrem vorigen Buch "Kleine Feuer überall" schafft sie eine 4-Sterne-Bewertung bei mir. Aber bei diesem nachhallenden Buch hier greife ich zum verdienten fünften Stern. Celeste Ng erschafft in mir fast sofort eine Verbindung und erreicht mich vollkommen. Die Autorin trifft mit ihrer Geschichte, mit Bird und seinem Vater, mit der fehlenden Mutter Margaret Miu und ihrem Weggang, mit den Gründen für diesen Weggang fast sofort mein Herz. Dieser dystopische Staat und die Einteilung seiner Bürger und die Überwachung des Einzelnen durch den Staat knipsen mich auch fast sofort an. Ich bin hin und weg, wie man so schön sagt. Der amerikanische Traum und dieses Amerika First, schon seit dem 11. September 2001 lässt sich eine Veränderung im amerikanischen Denken, im amerikanischen Tun bemerken. Wenn man dies denn will. Wie wird es dann wohl amerikanischen Autoren gehen, die in diesem Land leben, mit seinem Tun konfrontiert werden und damit auch mit eigenen Ängsten. Und was tun Autoren dann? Sie schreiben gegen die eigenen Ängste an. Und lassen die Kultur zu einer Waffe gegen Überwachung und Angst werden. Eine Kultur, die hoffentlich viel Aufmerksamkeit erfährt. Denn diese Veränderungen zu mehr Überwachung sind wohl in vielen Winkeln der Erde zu finden, diese Angst vor dem Bürger blüht an verschiedenen Orten und in verschiedensten Institutionen. Das ist etwas, was Angst macht, nicht nur den Autoren, auch den normalen Menschen, die mit offenen Augen durch ihre Zeit schreiten. Und auch aus diesem Grund kann man nur hoffen, dass eben diese dystopischen Werke, die altbekannten, wie auch die neueren nie in Vergessenheit geraten und der Mensch wachsam gegen gewisses Tun in der Welt, in der Politik ist. Damit nicht erst die Kultur eine Waffe werden muss, wie in diesem beeindruckenden Buch von Celeste Ng.

pawlodar am 05.02.2023 10:02 Uhr
Lebensthema der Autorin in neuem Gewand

Lebensthema der Autorin in neuem GewandCeleste Ng bleibt ihrem Thema treu: selbst betroffen, lotet sie immer wieder die Lebenssituation der asiatisch-stämmigen Minderheit in den USA aus. In ihrem letztem Buch allerdings wendet sie sich einem neuen literarischen Genre zu: der Dystopie. Die Gesellschaft lebt unter dem Gesetz PACT, das unamerikanische Tendenzen und Gefährdungen unterbinden soll, die in erster Linie den Mitbürgern asiatischer Herkunft unterstellt werden. Der zwölfjährige Bird, dessen Mutter einer aus China eingewanderten Familie entstammt, führt mit seinem WASP-Vater eine depravierte Existenz, da das Misstrauen der Umgebung auch nach dem Verschwinden der Ehefrau und Mutter nicht beschwichtigt wird. Die Autorin bemüht allerlei aus der literarischen Tradition bekannten Motive und Versatzstücke, die beim Leser durchaus Erinnerungen an bekannte Werke der Weltliteratur wachrufen. Manche Figuren erscheinen in ihrer Gestaltung psychologisch überzeugend, so der seine wahren Überzeugungen verbergende Vater, dessen vorrangiges Lebensziel ist, seinen Sohn zu schützen. Andere Protagonisten geraten allzu plakativ. So leidet insgesamt die Plausibilität unter dem intendierten Effekt, manche Wendungen sind allzu melodramatisch. Lesenswert ist Ngs „Die verschwundenen Herzen“ jedoch allemal, da immer wieder ungemein poetische Momente aufscheinen, die den Kampf um Menschenwürde und Existenzberechtigung in einer bornierten und intoleranten Gesellschaft illustrieren.

caro.booklover am 01.02.2023 15:02 Uhr
Dystopie Amerikas

Der präpubertäre Bird wächst im Amerika der Zukunft auf. PACT kontrolliert und bestimmt das Leben der Menschen, asiatisch-stämmige Amerikaner:innen werden diskriminiert und mit großem Argwohn betrachtet. Übergriffe sind an der Tagesordnung, auch wenn dies in jeglicher Hinsicht negiert und verschleiert wird. Bird lebt mit seinem Vater ein möglichst unauffälliges und angepasstes Leben, insbesondere, weil Bird Halb-Asiate ist. Seine Mutter, von der er diese Gene hat, ist verschwunden und gilt als Verräterin.Der Schreibstil von Celeste Ng ist sehr schön zu lesen. Sie erzählt hier eine erschreckende Geschichte, eine Dystopie, die nicht unwahrscheinlich erscheint angesichts patriotischer Bewegungen auf der ganzen Welt. Bird ist ein ganz wundervoller Protagonist, der aufgrund seines jungen Alters und der verschleierten Hintergründe der "Krise" und der Entstehung von PACT fast genauso uninformiert ist, wie die Leser:innen. Insofern erfährt man mit ihm gemeinsam Stück für Stück mehr über die Hintergründe. Birds Vater löste dagegen sehr zwiespältige Gefühle bei mir aus. Letztlich weiß man nicht, wie man selbst in einer Situation reagieren würde, in der man mit einer moralisch richtigen Entscheidung das eigene Leben und/oder das seines Kindes gefährden würde.Die Geschichte schwächelte leider im Mittelteil etwas, wo die Spannung deutlich zurückging, obwohl dort nun die Hintergründe zur Entstehung/Entwicklung der Gesellschaftsform sowie auch das Verschwinden von Birds Mutter beleuchtet und erklärt wurden. Dieser Mittelteil ist nicht aus Birds Perspektive beschrieben, vielleicht war es deswegen so ein großer Unterschied für mich. Das Ende bleibt offen und ist der Geschichte insgesamt angemessen. Wer vollständige Auflösungen mag, wird hier aber wahrscheinlich nicht glücklich.Fazit:Was für ein Zukunftsszenario! Ich vergebe vier Sterne, da mir das Buch abgesehen von ein paar etwas langweiligeren Abschnitten im Mittelteil gut gefallen hat.

whatbabsreads am 19.01.2023 20:01 Uhr
Ein dystopischer Roman - erschreckend nahe an der Realität!

Ich habe zwar schon zwei weitere Romane der Autorin im Bücherregal stehen, jedoch war das neueste Werk von Celeste Ng schließlich das erste, das ich auch tatsächlich gelesen habe. Der dystopische Roman erzählt quasi eine alte Geschichte in neuem Gewand. Amerikaner chinesischer Abstammung werden verschmäht. Wir folgen dem Jungen Bird, der auf der Suche nach seiner Mutter (einer Dichterin) ist, die sich dem vorherrschenden autoritären Regime (PACT) in den USA widersetzt. Die Autorin schafft es fast durchgängig den Spannungsbogen zwischen Macht, Rassismus und Diskriminierung in einer durchwegs ungerechten und bedrohlichen Welt aufrecht zu erhalten. Mit dem 12-jährigen Bird im Mittelpunkt ist ihr die Zeichnung einer sehr authentischen Figur gelungen. „Unsre verschwundenen Herzen“ ist für mich insgesamt ein äußerst glaubwürdiger Roman, der mir mit seiner erschütternden Geschichte sehr nahe ging. Die Story ist meiner Meinung nach sehr gut umgesetzt und das Buch sehr solide geschrieben, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle einige Längen und zu viele Details hat (daher leider ein Stern Abzug). Ich habe nun noch mehr Lust, endlich die anderen Werke der Autorin zu lesen (insbesondere „Kleine Feuer überall“)!

ellinorliest am 10.01.2023 12:01 Uhr
Durchaus realistische Dystopie

Unsre verschwundenen Herzen ist eine Dystopie, die in naher Zukunft spielt und deren Szenario durchaus realistisch ist: Als Folge von Unruhen und einer Wirtschaftskrise wird PACT eingeführt, ein Gesetz, dass alles unamerikanische erbarmungslos unterdrückt. Besonders betroffen sind alle chinesch- und asiatischstämmigen Amerikaner. Ihnen wird anti-amerikanische Propaganda vorgeworfen, egal wie sie sich verhalten und in wievielter Generation sie sich im Lande befinden. Auch sämtliche asiatische Literatur, Filme etc. wird verbannt. Gleichzeitig verschwinden immer mehr Kinder aus ihren Familien, wenn die Eltern als Bedrohung für deren Wohl angesehen werden.Der zwölfjährige Bird ist chinesischstämmig und lebt in ständiger Furcht. Seine Mutter - die im Untergrund lebt - schrieb vor Jahren ein Gedicht, dessen Zeile "all unsre verschwundenen Herzen" zum Slogan einer Widerstandsbewegung wurde. Bird möchte sie wiederfinden und macht sich auf eine gefährliche Reise.Das Setting fand ich sehr gelungen. Anfeindungen gegen Asiaten gibt es schon lange, durch die Corona-Pandemie haben sie noch zugenommen. Ein Gesetz wie PACT ist daher etwas, dass unter den entsprechenden Umständen durchaus denkbar ist. Ähnliches gilt für die verschwundenen Kinder.Die Handlung an sich fand ich jedoch manchmal etwas schleppend. Der zweite Teil, der aus der Sicht von Birds Mutter erzählt wird, hat mir deutlich besser gefallen. Hier wurde viel darüber erzählt, wie es eigentlich zu PACT kam und wie es eigentlich dazu kam, dass sie in den Untergrund ging. Ihre letzte Handlung fand ich jedoch etwas schwach, da hätte ich mir mehr erwartet.Insgesamt habe ich das Buch jedoch gerne gelesen, auch wenn es ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

gisel am 05.01.2023 23:01 Uhr
Bittere Geschichte über den Fremdenhass

Bird ist 12 Jahre alt. Er lebt mit seinem Vater in Harvard, seine Mutter ist vor drei Jahren verschwunden. Als er einen Brief von seiner Mutter findet, ist er fest entschlossen, sie zu finden. Es ist eine schwierige Welt, in der Bird lebt, denn die amerikanische Gesellschaft ist davon geprägt, die „amerikanische Kultur“ zu bewahren. Von den asiatischen Ländern wird vor allem China als Feind angesehen, und so haben alle zu leiden, die ein asiatisches Aussehen haben: Sie werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Birds Mutter hat asiatische Wurzeln, und auch Bird selbst wird in der Schule gemobbt. Zusammen mit seinem Vater ist der Junge sehr auf der Hut, ja kein falsches Verhalten zu zeigen und dann in den Fokus der Polizei zu geraten. Diese Geschichte über den Fremdenhass geht unter die Haut, ich habe mit Bird mitgelitten und nach Antworten auf seine Fragen gesucht. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die handelnden Personen tiefgründiger beschrieben werden, hat mir die Ausgrenzung der asiatischen Bevölkerung mit all seinen bitteren Folgen bitter aufgestoßen. Als Dystopie geschrieben, enthält diese Geschichte doch sehr viele realistische Anteile, dass es mir immer wieder den Atem genommen hat.Dieser Roman hat mich sehr berührt, auch wenn er nicht immer ganz einfach zu lesen war. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

monalena am 04.01.2023 15:01 Uhr
Vision oder Wirklichkeit ...

Inzwischen schon mein dritter Roman der Schriftstellerin Celeste Ng. Die Geschichte von Bird, der durch das Verschwinden seiner chinesischen Mutter zu Noah wird. In einem Amerika in dem Einwanderer und in diesem Fall alle Menschen aus China verdächtig werden, gegen die Regeln von PACT zu verstoßen lebt der kleine Noah mit seinem Vater, der seine chinesische Frau verleugnet in einem kleinen Appartement auf dem Unicampus von Harvard. Sein Leben ist sehr eingeschränkt aufgrund der Angst des Vaters, dass er wie viele andere asiatische Kinder seinen Eltern weggenommen wird und in eine weit entfernte Pflegefamilie gegeben wird.Als er 12 wird hinterfragt er das Verschwinden seiner Mutter. Er geht auf die Suche nach ihr. Dabei stößt er an viele verschlossene Türen.Der Roman überzeichnet ein Thema, dass aber jederzeit in einem Staat, angestoßen durch eine Propaganda, die vom Volk getragen wird eine tragische Rolle spielen kann. Eine Geschichte von Mutter und Sohn, die einen zum Teil sprachlos werden lässt.Ich kann dieses Buch und jedes weitere der Autorin uneingeschränkt weiterempfehlen.

Tanja am 04.01.2023 14:01 Uhr
Eindringliche Parabel über den Niedergang einer Gesellschaft

Dass Celeste Ng es absolut beherrscht, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Nuancen fein beobachtet und eindringlich charakterisiert in Geschichten darzustellen, hat sie bereits mit ihren Vorgängerromanen deutlich bewiesen. Diese Eigenschaften machen auch "Unsre verschwundenen Herzen" wieder zu einer fesselnden und ergreifenden Lektüre, in leiser Sprache mit poetischen Bildern verfasst, die ihre Botschaft einer dystopischen, aber ganz und gar nicht fernen Realität doch eindeutig und kraftvoll vermittelt. Politisch und gesellschaftlich sind die Handlung und die erschaffene Welt sehr spannend und beklemmend aufschlussreich, vor allem über die Perspektive von PAO (People of Asian Origin) in den USA, als auch über die grundlegende menschliche Beobachtung, wie viel Unrecht eine Gesellschaft gegenüber einer Gruppe akzeptiert, so lange man als Individuum nicht betroffen ist. Die Charaktere selbst bleiben vor diesem Hintergrund eher blass, was ich für mich allerdings als Ausdruck der Universalität der Geschehnisse gelesen habe - es sind eben nicht nur Bird und Sadie und Margaret, die aufgrund der politisch geschürten Atmosphäre von Angst und Hass ihre Familien verloren haben, sondern hinter ihnen stehen unzählige weitere Familien, Erfahrungen und Schicksale. So wie es für so viele andere Gruppen, an so vielen anderen Orten, zu so vielen anderen Zeiten auch schon so oft passiert ist, und jederzeit überall wieder geschehen kann, wenn nur genug Menschen wegschauen. Weniger ein Roman, als vielmehr eine eindringliche Parabel.

Aktuelle Rezensionen

Pressestimmen

Freundin

Welche Rolle in Zeiten der Angst die Kraft der Liebe und die Magie von Geschichten und Gedichten sp...ielen kann – darüber hat Celeste Ng eine eindringliche Geschichte geschrieben. Und wie die meisten Dystopien enthält auch diese eine Warnung. Freiheit, Menschenrechte – dies sind kostbare Werte, auf die wir aufpassen sollten. Immer. mehr weniger

02.11.2022

Elle

Berührender Roman über eine Zeit voll Diskriminierung.

01.11.2022

Madame

Bestseller-Autorin Celeste Ng entwirft in „Unsre verschwundenen Herzen" (dtv) eine überzeugende Dyst...opie, in der die Macht der Geschichten und menschlicher Zusammenhalt als Hoffnungsschimmer aufleuchten. mehr weniger

01.11.2022

Emotion

Celeste Ng erzählt von politischer Kontrolle und Widerstand und setzt ihrer Dystopie unabdingbare Li...ebe und die Kraft der Poesie entgegen. mehr weniger

Imke Weiter, 01.11.2022

Die Presse am Sonntag

In »Unsere verschwundenen Herzen« beschreibt Celeste Ng eine von Angst erfüllte Gesellschaft, die ih...re Legitimation erst durch einen gemeinsamen Sündenbock erhält. mehr weniger

Antonia Barboric, 23.10.2022

Münchner Merkur

In "Unsre verschwundenen Herzen" schafft Ng es, Diskriminierung und andere politische Missstände in ...eine einfühlsame Familiengeschichte zu packen. mehr weniger

19.10.2022

Augsburger Allgemeine

Ngs Roman trifft den Nerv der Zeit.

Lilo Solcher, 15.10.2022

The Washington Post

Ganz in der Tradition von "Der Report der Magd" und "1984" ist auch "Unsre verschwundenen Herzen" im... Kern eine Parabel über die Früchte der Angst, wie sie in Fanatismus, Rassismus und institutionalisiertem Hass münden kann […]. Die Vorstellung des zufälligen Helden ist nur einer der vielen hoch- und barmherzigen Aspekte von Ngs Geschichte: der Gedanke, dass in jedem etwas Mutiges schlummert – es muss nur geweckt werden. mehr weniger

04.10.2022

Reese’s Book Club Pick

Zum Nachdenken anregend, herzzerreißend.

Reese Witherspoon, 04.10.2022

Boston Globe

"Unsre verschwundenen Herzen" ist genau das Buch, das wir jetzt brauchen: ein geradezu therapeutisch...es Mittel, um mit frischem Blick auf unser kollektives Trauma zu schauen. mehr weniger

04.10.2022

Vogue, US Ausgabe

Ng hat eine gnadenlos düstere Fabel geschmiedet für eine Welt, die keinen Sinn mehr ergibt.

04.10.2022

Der Spiegel

In Celeste Ngs Romanen brodelt es unter der Oberfläche sauberer Vorstädte. (...) Sie schreibt Bestse...ller über Rassismus, in denen es hoch hergeht. (...) In ihrem neuen Roman verwandelt sie die USA in eine Dystopie. mehr weniger

Elisa von Hof, 01.10.2022

DONNA

Geschichten können eine Zuflucht sein. Davon erzählt Celeste Ng in ihrem neuen dystopischen Roman.

01.10.2022

The New York Times

"Unsre verschwundenen Herzen" ist ein eindringliches Nachsinnen über die – manchmal zufällige – Kraf...t von Worten. (...) Ein Roman mit einem mutigen und glaubhaften Held, der uns in eine Welt entführt, die mit jedem Tag mehr unserer eigenen erschreckend ähnelt. mehr weniger

Stephen King, 22.09.2022

Publishers Weekly

Ng entwirft ein berührendes Familiendrama, das von einer aufgeladenen Atmosphäre geprägt ist, und gl...änzt ganz besonders, wenn sie von der Macht der Kunst und der Geschichten erzählt. mehr weniger

20.07.2022

Frizz

Die Kraft der Worte und Poesie, eine berührende Mutter-Sohn-Geschichte, Widerstand, Kämpfer:innengei...st und politische Kontrolle sind die Zutaten für Celeste Ngs neuen dystopischen Roman. mehr weniger

01.12.2022

Bücher Magazin

Eine ungewöhnliche Mutter-Sohn-Geschichte, die man mit Spannung und Anteilnahme liest.

01.12.2022

Meins

Die perfekte Herbst-Lektüre!

23.11.2022

B.Z. am Sonntag

Berührend!

22.11.2022

Kölner Stadt-Anzeiger

Celeste Ng, bekannt geworden durch ihren Roman „Kleine Feuer überall“, beschreibt ihn ihrem neuen Bu...ch (...) sehr genau, wie dünn der Firnis der Demokratie ist. mehr weniger

04.11.2022

Freundin

Wie die meisten Dystopien enthält auch diese eine Warnung. Freiheit, Menschenrechte - dies sind kost...bare Werte, auf die wir aufpassen sollten. Immer. mehr weniger

02.11.2022

Morawa.at

Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die unverbrüchliche Liebe zwischen einer Mutte...r und ihrem Sohn in dunklen Zeiten. mehr weniger

01.11.2022

Münchner Merkur

In „Unsre verschwundene Herzen“ schafft sie es, Diskriminierung und andere politische Missstände in ...eine einfühlsame Familiengeschichte zu packen. mehr weniger

19.10.2022

Flow

Eine so spannende wie berührende Geschichte über die Liebe und die Macht von Geschichten in einer vo...n Angst zerfressenen Welt. mehr weniger

01.10.2022

Booklist

So lyrisch wie spannend, so verblüffend wie einfühlsam erreicht „Unsre verschwundenen Herzen“ litera...rische Perfektion. mehr weniger

20.07.2022