Über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt
Unsre verschwundenen Herzen

Der zwölfjährige Bird lebt mit seinem Vater in Harvard. Seit einem Jahrzehnt wird ihr Leben von Gesetzen bestimmt, die nach Jahren der wirtschaftlichen Instabilität und Gewalt die »amerikanische Kultur« bewahren sollen. Vor allem asiatisch aussehende Menschen werden diskriminiert, ihre Kinder zur Adoption freigegeben. Als Bird einen Brief von seiner Mutter erhält, macht er sich auf die Suche. Er muss verstehen, warum sie ihn verlassen hat. Seine Reise führt ihn zu den Geschichten seiner Kindheit, in Büchereien, die der Hort des Widerstands sind, und zu seiner Mutter. Die Hoffnung auf ein besseres Leben scheint möglich. Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die Liebe in einer von Angst zerfressenen Welt.

Unter den besten Büchern des Jahres 2022 u.a. in People, TIME Magazine, The Washington Post, Los Angeles Times und Oprah Daily

Ebenfalls von Celeste Ng bei dtv erschienen sind:
›Was ich euch nicht erzählte‹ 
›Kleine Feuer überall‹, die Romanvorlage zur Amazon-Serie ›Little Fires Everywhere‹

Bibliografische Daten
EUR 10,99 [DE]
ISBN : 978-3-423-44617-4
Erscheinungsdatum: 05.10.2022
2. Auflage
400 Seiten
Sprache: Deutsch, Übersetzung: Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit
Autor*innenporträt
Celeste Ng

Celeste Ng, geboren 1980, wuchs in Pittsburgh, Pennsylvania, und in Shaker Heights, Ohio, auf. Sie studierte Englisch in Harvard und Kreatives Schreiben an der University of Michigan. ›Was ich euch nicht erzählte‹ stand genauso auf der Bestsellerliste wie ›Kleine Feuer überall‹, das auch als Miniserie verfilmt wurde. Celeste Ng lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Cambridge, Massachusetts.

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Übersetzer*innenporträt
Brigitte Jakobeit

Brigitte Jakobeit lebt in Hamburg. Sie übersetzt u. a. William Trevor und Patti Smith und wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.

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10 von 113 Leserstimmen

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begine am 07.10.2022 11:10 Uhr

Erschreckende Zukunft

Die Schriftstellerin Celeste Ng schreibt immer über aktuelle Themen. Sie gehört zu einer meiner Lieblingsautoren.Der neue Roman, Unsere verschwundene Herzen, spielt in der nahen Zukunft, deren Anfang man schon miterlebt.In Amerika zeichnet sich der Rassismus schon immer stark aus. Dieses Mal werden die Personen, die einen asiatischen Hintergrund haben, diskriminiert. Die Regierung hat Pakt ins Leben gerufen, die wollen alle nichtamerikanischen Elemente vergraulen. Es wurden oft die Kinder einfach abgeholt.Vor 9 Jahren ist Margaret, Mutter von Noah verschwunden. Sie war eine Tochter von chinesischen Einwanderen. Sie hat ein Gedichtband geschrieben und ein Gedicht wurde von Demonstranten Paktgegner zum Slogan, das war unsere verschwundenen Herzen. Noahs Vater ist Amerikaner. Als Noah 12 Jahre alt ist, geht er auf die Suche nach seiner Mutter.Die Autorin spricht ernst und mit Poesie in diesem Roman. Der ist ihr wieder spannend und aufrüttelnd gelungen.Es ist ein wahres Leseerlebnis, zwar eine ernste Geschichte, aber einfach brillant.

Tanja am 04.01.2023 14:01 Uhr

Eindringliche Parabel über den Niedergang einer Gesellschaft

Dass Celeste Ng es absolut beherrscht, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Nuancen fein beobachtet und eindringlich charakterisiert in Geschichten darzustellen, hat sie bereits mit ihren Vorgängerromanen deutlich bewiesen. Diese Eigenschaften machen auch "Unsre verschwundenen Herzen" wieder zu einer fesselnden und ergreifenden Lektüre, in leiser Sprache mit poetischen Bildern verfasst, die ihre Botschaft einer dystopischen, aber ganz und gar nicht fernen Realität doch eindeutig und kraftvoll vermittelt. Politisch und gesellschaftlich sind die Handlung und die erschaffene Welt sehr spannend und beklemmend aufschlussreich, vor allem über die Perspektive von PAO (People of Asian Origin) in den USA, als auch über die grundlegende menschliche Beobachtung, wie viel Unrecht eine Gesellschaft gegenüber einer Gruppe akzeptiert, so lange man als Individuum nicht betroffen ist. Die Charaktere selbst bleiben vor diesem Hintergrund eher blass, was ich für mich allerdings als Ausdruck der Universalität der Geschehnisse gelesen habe - es sind eben nicht nur Bird und Sadie und Margaret, die aufgrund der politisch geschürten Atmosphäre von Angst und Hass ihre Familien verloren haben, sondern hinter ihnen stehen unzählige weitere Familien, Erfahrungen und Schicksale. So wie es für so viele andere Gruppen, an so vielen anderen Orten, zu so vielen anderen Zeiten auch schon so oft passiert ist, und jederzeit überall wieder geschehen kann, wenn nur genug Menschen wegschauen. Weniger ein Roman, als vielmehr eine eindringliche Parabel.

lisaliestviel am 29.11.2022 19:11 Uhr

Poetische Dystopie - Ergreifend, erschreckend und fesselnd zugleich

"Unsre verschwunden Herzen" der Autorin Celeste Ng, ist ein Roman welcher mir definitiv unter die Haut ging und mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Meisterhaft erzählt die Autorin von einer Welt, welche erschreckender weise gar nicht so unglaubwürdig erscheint. Nach einer Krise, wird ein Schuldiger gesucht und in Amerikas langjährigem Kontrahenten China gefunden. Was folgt ist eine glaubhafte und stufenweise Verfestigung von Hass und Rassismus gegen alle asiatisch gelesenen Personen. Celeste Ng beleuchtet in ihrem Roman sowohl die staatlichen Maßnahmen (welche in Form des PACT auftreten), als auch die oft sehr persönlichen Reaktionen von unterschiedlichen Menschen. Ungeschönt, aber dadurch umso glaubhafter geschildert, waren nicht alle Szenen leicht auszuhalten.Aufgeteilt in drei unterschiedliche Erzählperspektiven ergibt sich im Gesamten ein stimmiges Bild. Am liebsten mochte ich den ersten Teil des Buchs, welcher aus Sicht des 12-Jährigen Bird erzählt wird. Diese kindliche Perspektive, geprägt von einer ordentlichen Portion Naivität, ist wirklich großartig gelungen. Aber auch der zweite Teil, welcher anschließend aus Sicht von Birds Mutter erzählt, macht Sinn und bringt wertvolle Einsichten mit sich. Einzig am Ende verlor mich die Autorin aufgrund der erzwungenen Dramatik etwas. Trotzdem ist ihr Werk für mich ein absolutes 5- Punkte-Buch. Thematisch holte es mich absolut ab und trotz der teils poetischen Sprache, blieb der Schreibstil durchgehend angenehm lesbar. Gerne vergebe ich dafür volle 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!Mein Fazit: Lesenswert, vielschichtig, wenn auch keine leichte Kost. Für diese Lektüre sollte man sich definitiv Zeit nehmen.

an_der_see am 04.11.2022 13:11 Uhr

Große und bewegende Literatur...

Nachdem Bird´s Mutter vor drei Jahren ihre Familie verlassen hat, findet Bird eines Tages einen Brief von ihr. In dem Brief nur eine Zeichnung von Katzen. Kein einziges Wort. Bird beginnt, diese Zeichnungen zu entschlüsseln, ihren Sinn zu deuten und geht zurück in die Zeit, als seine Mutter noch bei ihnen lebte, erinnert sich an die Märchen und Geschichten, die sie ihm erzählte. Er kommt hinter den Sinn der Zeichnungen und begibt sich auf den Weg seine Mutter zu suchen. Bird lebt in einem Amerika der Zukunft, in dem es ein Gesetzt namens PACT gibt, das mehr oder weniger besagt, dass alles bekämpft werden sollte, was gegen Amerika spricht, gegen den Patriotismus. Dazu gehört auch, dass Kinder aus Familien genommen werden, von denen man der Meinung ist, sie würden ihre Kinder nicht im Sinne dieses Gesetzes, sie antiamerikanisch erziehen.„Unsere verschwundenen Herzen“ erzählt von Diskriminierung, von Angst, Gewalt, manipulierte Meinungen, zeigt auf wie gewisses menschliches Verhalten entsteht, welche Auswirkungen es haben kann, wie leicht sich Menschen einspannen und manipulieren lassen, welch große Rolle Angst in einer Diktatur spielt, wie diese als Machthebel missbraucht wird. Der Roman erzählt aber auch von der Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn, die einen ungewöhnlichen Weg wählt, um ihn zu schützen, von der Liebe zweier Menschen, von Selbstaufgabe, Freundschaft und wie wichtig es ist, nicht nur das Große und Ganze zu sehen, sondern auf Einzelschicksale aufmerksam zu machen, diesen Schicksalen Namen zu geben, in der Hoffnung, dass dadurch ein Verständnis in der Bevölkerung entsteht, dass vielleicht sogar zur Wandlung der Geschehnisse führt. Mich hat dieser Roman sehr bewegt, traurig gestimmt und gleichzeitig auch voller Hoffnung zurück gelassen. Hoffnung darauf, dass es immer Menschen geben wird, die mehr machen als andere, die einen Schritt weiter gehen, die sich selber nicht in den Mittelpunkt setzen, die ungewöhnliche Wege gehen und damit großes bewirken können. Bird´s Mutter ist ein solcher Mensch. Eine mutige und selbstlose Frau, die dafür kämpft, dass ihr Sohn nicht der Familie entrissen wird, dass er wenigstens bei seinem Vater bleiben kann. „Unsere verschwundenen Herzen“ hat mir auch mal wieder die Wichtigkeit von Literatur, vom Umgang mit Worten aufgezeigt. Wie wichtig Wörter sein können, ihre Wahl, welche große Wirkung sie haben kann, im Positiven wie auch im Negativen. Und wie wichtig, das eigenständige Denken ist, das Hinterfragen, nicht nur hinnehmen, nachplappern ohne selber zu denken. Wie viel Unheil der Menschheit erspart bleiben könnte, wenn es mehr Menschen gäbe, die wirklich selbständig denken, die lieber einmal mehr hinschauen und nicht beginnen wegzuschauen, wenn es für sie unangenehm werden könnte. Wie auch die beiden Vorgängerromane von Celeste Ng ist „Unsere verschwundenen Herzen“ für mich große und bewegende Literatur, die sich nicht nur tief in die Seele des lesenden Menschen eingräbt, sondern dazu auch noch spannend und fesselnd ist, hinter der ich stehe und die ich jedem an den Themen Interessierten sehr gerne weiter empfehlen möchte.

evelyn heger am 23.09.2022 21:09 Uhr

Verstörende Story

Celeste Ng hat uns mit ihrem neuen Roman „Unsere verschwundenen Herzen“ erneut in ihren Bann gezogen. Ein Junge, „Bird“, wird von seiner Mutter verlassen und von seinem Vater geschützt. Geschützt, weil er asiatisch aussieht und die Gesellschaft von einer Regierung beherrscht wird , die auf Diskriminierung und Ächtung von fremd aussehenden Menschen aufbaut. Das klingt utopisch und macht uns aber auf unnachahmlicher Weise deutlich, wie schnell eine Gesellschaft in undemokratisches Verhalten umschlagen kann. Kinder werden von ihren Eltern getrennt und zu Pflegeeltern gebracht. Um das zu verhindern, verlässt Birds Mutter die Familie und Birds Vater taucht mit ihm unter, wird unsichtbar, wortlos und wehrlos. Bird jedoch wird die Erinnerung an seine Mutter nicht verlieren und wird sie suchen. Celeste Ng baut eine eigentümliche Spannung auf, sie erzählt die Geschichte in der Gegenwart und wir sind mittendrin in dem Geschehen. Es ist so verstörend, weil wir beim Lesen erkennen, wie nah die Utopie an der Wirklichkeit sein kann. Ein wichtiger Roman, literarisch und inhaltlich wertvoll!

evaczyk am 14.10.2022 16:10 Uhr

Dystopie nahe am wirklichen Leben

Mit "unsere verschwundenen Herzen" hat Celeste Ng eine zugleich verstörende als auch ermutigende und hoffnungsvolle Dystopie geschaffen, die ich, nachdem ich das Buch angefangen hatte zu lesen, kaum aus der Hand nehmen konnte. Verstörend, weil die Zukunftsversion eines von antiastiatischem Rassismus geprägten amerikanischen Überwachungsstaats, der missliebigen Eltern ihre Kinder entzieht und zu Gesinnungsschnüffelei und Denunziation ermutigt, so realistische Parallelen in der nicht so weit zurückliegenden Geschichte hat. Seien es die Kinder von Migranten an der Südgrenze der USA die während der Präsidentschaft Trumps von ihren Eltern getrennt wurden, die indigenen Kinder in Nordamerika oder in Australien, die in Heimen und Internaten zwangsassimiliert und häufig gebrochen wurden, sei es das Schicksal der Kinder von Regimegegnern in der DDR, die zwangsadoptiert wurden oder in der stalinistischen Sowjetunion. Und auch die Schubladisierung von Menschen, hysterischer Patriotismus, der vor allem von der Schaffung von Feindbildern lebt - das klingt alles nur zu vertraut und ist noch gar nicht lange her."Sie war lang, die Geschichte von Kindern, die man ihren Lieben entrissen hatte - die Vorwände unterschieden sich, aber die Gründe waren dieselben. Ein wertvolles Pfand, ein Damoklesschwert über den Köpfen der Eltern. Es war das Gegenteil dessen, was ein Anker ist: der Versuch, etwas Andersartiges, etwas Gehasstes und Gefürchtetes zu entwurzeln.Eine Fremdheit, die als invasives Kraut galt, etwas, das vernichtet werden musste."Im Fall des zwölfjährigen Bird, Sohn eines weißen Vaters und einnn er chinesischstämmigen Mutter, war es allerdings etwas anders: Die Mutter, eine Dichterin, hat die Familie verlassen. Seitdem wird sie regelrecht totgeschwiegen, die offizielle Lesart des Vaters ist: Wir wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben. Dass sein Vater, vom Hochschullehrer zum Büchereigehilfen degradiert und in prekären Verhältnissen in einem Studentenwohnheim lebend, seinen Sohn damit vor allem schützen will, wird Bird erst später erkennen. Vorerst ist er wütend, ratlos, unsicher, warum die Mutter gegangen ist, bis seine Schulfreundin Sadie ihm erzählt, die Mutter sei im Widerstand gegen die Regierung aktiv. Als ein Brief in ihrer Handschrift auftaucht, macht sich Bird auf die Suche - und stößt ebenso wie die Ausreißerin Sadie nach und nach auf ein Netzwerk, in dem Bücher eine wichtige Rolle spielen, um das Schicksal auseinandergerissener Familien aufzuklären."Das Gehirn einer Bibliothekarin war ein geräumiger Ort. Jede von ihnen hatte ihre eigenen Gründe, warum sie dieses Risiko auf sich nahm, und auch wenn die meisten diese Gründe nie mit anderen teilen und sie auch nie persönlich treffen würden, teilten sie alle dieslbe verzweifelte Hoffnung, einen Treffer zu landen und eine Notiz mit dem neuen Aufenthaltsort des Kindes zwischen den Seiten zurückschicken zu können. Eine Nachricht, die der Familie versicherte, dass ihr Kind noch existierte, wenn auch in weiter Ferne, und die dem tiefen Loch ihres Verlustes einen Boden gab."Und hierin liegt denn auch das Hoffnungsvolle und Optimistische bei aller Düsternis des Romans. Es gibt sie eben doch, die Anständigen, dir Gerechten, die Hinsehenden, die sich mit den Umständen nicht abfinden wollen, die ihrer eigenen Angst trotzen und versuchen, etwas zu tun, auch wenn sie in ihrem Widerstand so klein, so einsam, so gefährdet sind. Kunst, Bücher, Bibliotheken werden Orte der Erinnerung, des Bewahrens von Werten, der Ausgangsort von Handlungen und Hoffnung.Der Schreibstil von Ng erinnert an chinesische Tuschezeichnungen oder Kalligraphie - mit weniger Worten und Sätzen gelingt es ihr, die Stimmung und Atmosphäre zu skizzieren, den Gemütszustand von Bird, die Einsamkeit seines Vaters, die Aktionen des Widerstands. Manche Elemente sind geradezu märchenhaft, andere erinnern nur zu sehr an Realitäten. Seit "Vox" und "Paradies" habe ich keine ähnlich beeindruckende Dystopie gelesen.

skandinavischbook am 30.10.2022 13:10 Uhr

Ein absolutes Highlight!

Meine Meinung: Dies war tatsächlich die erste Geschichte der Erfolgsautorin Celeste Ng und ich war wirklich mehr als begeistert. Dieses Buch ist für mich eines der literarisch überzeugendsten Bücher in diesem Jahr. Denn selten habe ich eine so faszinierende Art erlebt, wie eine Geschichte erzählt wird, so emotional, spannend und von literarischem Können geprägt, dass man voller Erstaunen dem Geschehen des Buches entgegen blickt und dieses kaum mehr aus der Hand legen kann.Ng erschafft eine Geschichte, die komplex und durch viele Personen geschildert wird. Dabei lösen die so fein und präzise, beinahe minutiös ausgearbeiteten Charaktere eine solche Sogkraft, durch ihre Ambivalenz aus, dass man erstaunt vor der Geschichte verweilt. Denn das großartige ist, ihre Charaktere sind keinesfalls perfekt, oder leicht zu durchschauen, sie sind zutiefst menschlich und dabei manchmal hassens- und liebenswert zugleich. Dabei setzt sie sich mit streitbaren, wichtigen und aktuellen Themen wie Rassismus auseinander, ohne dabei eine Meinung aufzuzwingen oder einseitig auf dss Geschehen zu blicken. Vielmehr macht sie dies mit viel Empathie und Glaubwürdigkeit!Mein Fazit:Ein unglaubliches spannendes Buch, das beinahe die Qualitäten eines Pageturners hat. Welches streitbare Themen und Charaktere hervorbringt, die ebenso vom Leben geprägt und vielschichtig gezeichnet sind, wie es das echte Leben ist. In meinen Augen ein zutiefst kluges und literarisch mehr als lesenswertes Buch!

girdie am 17.10.2022 18:10 Uhr

Dystopischer Roman mit Nähe zur Gegenwart

In ihrem Roman „Unsre verschwundenen Herzen“ beschreibt Celeste Ng, warum die Protagonistin Margaret Miu, die Mutter von Bird, in einer nahen Zukunft ihren Sohn in der Obhut ihres Ehemanns zurücklässt. Sie hat dabei das Bestmögliche für Bird im Sinn und ist damit nicht die Einzige, die sich von ihrer Familie absetzt. Mütter und Väter sind voller Angst vor der staatlichen Kontrolle, die über angemessenes Verhalten urteilt. Sie kommen unangemeldet zum Wohnort der Familie, nehmen die Kinder mit und geben sie in Pflegefamilien. Doch die Liebe der Eltern bleibt in den Herzen ihres Nachwuchses. Das Cover spiegelt eine Situation wider, wie manche besorgte Person der Erzählung sie inzwischen tagtäglich wiederholt: Ein vorsichtiger Blick durch die Gardine nach draußen, ob Gefahr in Form der Ordnungshüter im Anmarsch ist.Margaret hat asiatische Vorfahren. Vor mehreren Jahren hat sie ungewollt die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen und schließlich in Konsequenz dazu Ehemann und Sohn verlassen. Inzwischen ist Bird zwölf Jahre alt. Sein Vater hat dafür gesorgt, dass sie an einem neuen Wohnort innerhalb der Stadt einen Neuanfang starten können. Eines Tages erhält Bird einen Brief mit einer Zeichnung. Er erkennt, dass seine Mutter sie für ihn gemalt hat. Zum Glück ist die Post nicht konfisziert worden. Bird glaubt fest daran, dass Margaret ihm etwas mitteilen möchte. Darum beginnt er damit einen Plan für die Suche nach seiner Mutter zu erdenken, den er schließlich umsetzt.Celeste Ng schafft ein beängstigendes Szenario. Die Geschichte ist zwar eine Dystopie, basiert aber auf einer Vergangenheit, die die unsere ist. Beim Lesen wurde mir klar, dass bestimmte Begebenheiten nicht mehr auf sich warten lassen, sondern bereits jetzt Realität sind. Im Roman fordert die USA dazu auf, Gründe für die Wirtschaftskrise zu finden. Irgendwann kanalisiert sich die Meinung, dass Mitbürger mit asiatischen Wurzeln die Schuld tragen. Bereits ihr Aussehen erregt das öffentliche Ärgernis. Es ist erschreckend darüber zu lesen, aber auch bei uns gegenwärtig, dass so viele sich eine solche Ansicht unreflektiert zu eigen machen.Von Beginn an entwickelt sich eine hintergründige Spannung darüber, ob die Suche von Bird erfolgreich sein wird. Er entdeckt Bibliotheken als einen Ort, an dem sich Widerstand regt, wodurch ein Stück Hoffnung gegeben wird. Die Autorin zeigt, welche Macht Worte ausüben können, im positiven wie im negativen Sinne. Sie nutzt einen Schreibstil, der die wörtliche Rede nicht mit Anführungszeichen versieht. Aber sie ist nah an ihren Figuren und es gelang ihr, mir deren Gefühle zu übermitteln. Ich empfand die Ohnmacht und Hilflosigkeit der zu Unrecht Beschuldigten. Einige Male überraschte mich der Roman mit einer Wendung.„Unsre verschwundenen Herzen“ von Celeste Ng ist ein dystopischer Roman mit einer unerwartet großen Nähe zu unserer Gegenwart. Die Autorin zeigt auf berührende Weise anhand des Beispiels einer Mutter-Sohn-Beziehung, was Blindgläubigkeit in Verbindung mit Stigmatisierung bewirken kann. Es war ein beeindruckendes und ergreifendes Lesen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

medsidestories am 05.10.2022 02:10 Uhr

Mutterherzen

Inhalt:
Drei Jahre sind vergangen seit der zwölfjährige Bird von seiner Mutter verlassen wurde. Seit Margaret fort ist, hat sich nicht nur sein Name geändert, sondern sein ganzes Leben. Bird ist umgeben von einem dystopischen Amerika, dessen politisches und gesellschaftliches Leben von einem Gesetzt namens PACT bestimmt wird. PACT erklärt alles Asiatische zum Feindbild. Margaret, eine chinesisch-amerikanische Dichterin, gilt plötzlich als gesellschaftsfeindliche Terroristin. Doch dann erhält Bird eine rätselhafte Postkarte, die vielleicht einen Hinweis auf den A Aufenthaltsort seiner Mutter verborgen hält. Er ist nun wild entschlossen, sie endlich zu finden. Meine Meinung:Ich habe lange keine richtig gute Dystopie gelesen, das hat sich nun geändert. Celeste Ng greift in „Unsre verschwundenen Herzen“ aktuelle politische Bewegungen in den USA, sowie strukturell rassistische Verfehlungen der Vergangenheit auf, und verwebt sie zu einem Szenario, das nicht real, aber seltsam realistisch wirkt. Anhand von wenigen handelnden Personen wird eindrücklich ein ganzes Gesellschaftskonstrukt zum Leben erweckt. „Unsre verschwundenen Herzen“ ist eine leise Dystopie. Die Autorin braucht keine Kriege, keine Straßenschlachten, keine Hightechwaffen, um deutlich zu machen, was passiert, wenn Rassismus gesellschaftsfähig wird, und politische oder mediale Feindbilder sich in den Köpfen einer Bevölkerung festsetzen. Die Geschichte von Bird und Margaret hat mich bewegt und emotional aufgewühlt. Ich konnte kaum aufhören zu lesen. Unabhängig von der politischen Relevanz, ist es einfach unglaublich spannend Bird auf der Suche nach seiner vermissten Mutter zu begleiten. Die Sprache, in der das geschieht, ist poetisch und schön (Sehr passend zu Margarets Beruf!). Ich mochte die Atmosphäre, die im Text erzeugt wird, und die Detailverliebtheit. Bücher solcher Art sind nämlich oft sehr handlungszentriert, hier kommt nichts zu kurz. Ganz besonders hervorheben muss ich an dieser Stelle die außerordentlich gelungene Übersetzung aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Selten lese ich ein Buch, das so auffällig gut übersetzt wurde. „Unsre verschwundenen Herze“ steckt voller guter, Reis anrührender Ideen. Besonders gefallen haben mir die immer wiederkehrenden Assoziationen mit Märchen oder der asiatischen Sagenwelt. Manchmal erinnert mich das Buch ein wenig an einen Studio Ghibli Film, aber das ist wohl eine sehr eigenartige Assoziation. Der Verlauf der Handlung war für mich folgerichtig und zu jeder Zeit stimmig. Das Ende und die Auflösung der Geschichte werden dieser auf den Punkt gerecht.Fazit:Ich kann „Unsre verschwundenen Herzen“ nur empfehlen. Ich finde das Buch in jeder Hinsicht großartig. Die Geschichte von Bird und Margaret ist so universell und berührend. Ich kann mir vorstellen, dass sie eine große Zahl an Lesenden begeistern wird.

lea am 04.10.2022 10:10 Uhr

Erschreckend und berührend

Im Buch geht es um Bird, welcher eigentlich Noah heißt. Noah heißt er aber erst wieder, seit seine Mutter vor einer Weile verschwunden ist. Bird weiß, dass ihr Verschwinden etwas mit PACT zu tun hat. Dies ist ein Gesetz, welches nach einer schweren Krise den Frieden in der Gesellschaft bewahren soll. Daher sollen unamerikanische Werte verboten werden. Und um dieses Ziel zu wahren, ist in den Augen der Regierung jedes Mittel recht, was vor allem zur Diskriminierung asiatischer Menschen führt. Als Bird einen Brief von seiner Mutter bekommt, brechen alte Wunden plötzlich wieder auf und er muss sich entscheiden: Den Kopf gesenkt halten und nicht auffallen oder seine Mutter finden.Das Buch hat eine sehr beunruhigende Stimmung. Das Unwohlsein der Hauptcharaktere wird sehr gut herübergebracht. Man merkt, dass sie viele ihrer ganz alltäglichen Handlungen hinterfragen müssen, um keine negative Aufmerksamkeit zu erregen.Vor allem die Sichtweise durch Bird, der ja noch ein Kind ist, ist sehr spannend. Es macht das Ganze noch einmal interessanter, weil die Möglichkeiten eines Kindes noch beschränkter sind, wodurch man sich in dieser Welt noch etwas hilfloser fühlt.Die Welt, welche die Autorin aufbaut, wird stetig etabliert, umso weiter wir in die Geschichte eintauchen. So wird uns das Ausmaß des Schreckens konsequent weiter aufgezeigt. Man sieht immer mehr hinter die Fassade, an der Birds kindliches Ich zuerst noch festhielt.Die Story ist sehr erschreckend und es wird wirklich gut dargestellt, wie langsam aber sicher sich die Veränderungen einschleichen, bis sie so extrem sind, wie sie sind.Und selbst mit dieser Extremität ist es erschütternd, welche Parallelen man zur Geschichte und Gegenwart unserer Realität wahrnehmen kann.Die Geschichte ist herzzerreißend und berührend und zeichnet eine extreme, aber nicht unrealistische Welt ab, bei der jedem von uns daran liegen sollte, Schrecken wie diese zu verhindern.

Aktuelle Rezensionen

Pressestimmen

Freundin

Welche Rolle in Zeiten der Angst die Kraft der Liebe und die Magie von Geschichten und Gedichten sp...ielen kann – darüber hat Celeste Ng eine eindringliche Geschichte geschrieben. Und wie die meisten Dystopien enthält auch diese eine Warnung. Freiheit, Menschenrechte – dies sind kostbare Werte, auf die wir aufpassen sollten. Immer. mehr weniger

02.11.2022

Elle

Berührender Roman über eine Zeit voll Diskriminierung.

01.11.2022

Madame

Bestseller-Autorin Celeste Ng entwirft in „Unsre verschwundenen Herzen" (dtv) eine überzeugende Dyst...opie, in der die Macht der Geschichten und menschlicher Zusammenhalt als Hoffnungsschimmer aufleuchten. mehr weniger

01.11.2022

Emotion

Celeste Ng erzählt von politischer Kontrolle und Widerstand und setzt ihrer Dystopie unabdingbare Li...ebe und die Kraft der Poesie entgegen. mehr weniger

Imke Weiter, 01.11.2022

Die Presse am Sonntag

In »Unsere verschwundenen Herzen« beschreibt Celeste Ng eine von Angst erfüllte Gesellschaft, die ih...re Legitimation erst durch einen gemeinsamen Sündenbock erhält. mehr weniger

Antonia Barboric, 23.10.2022

Münchner Merkur

In "Unsre verschwundenen Herzen" schafft Ng es, Diskriminierung und andere politische Missstände in ...eine einfühlsame Familiengeschichte zu packen. mehr weniger

19.10.2022

Augsburger Allgemeine

Ngs Roman trifft den Nerv der Zeit.

Lilo Solcher, 15.10.2022

The Washington Post

Ganz in der Tradition von "Der Report der Magd" und "1984" ist auch "Unsre verschwundenen Herzen" im... Kern eine Parabel über die Früchte der Angst, wie sie in Fanatismus, Rassismus und institutionalisiertem Hass münden kann […]. Die Vorstellung des zufälligen Helden ist nur einer der vielen hoch- und barmherzigen Aspekte von Ngs Geschichte: der Gedanke, dass in jedem etwas Mutiges schlummert – es muss nur geweckt werden. mehr weniger

04.10.2022

Reese’s Book Club Pick

Zum Nachdenken anregend, herzzerreißend.

Reese Witherspoon, 04.10.2022

Boston Globe

"Unsre verschwundenen Herzen" ist genau das Buch, das wir jetzt brauchen: ein geradezu therapeutisch...es Mittel, um mit frischem Blick auf unser kollektives Trauma zu schauen. mehr weniger

04.10.2022

Vogue, US Ausgabe

Ng hat eine gnadenlos düstere Fabel geschmiedet für eine Welt, die keinen Sinn mehr ergibt.

04.10.2022

Der Spiegel

In Celeste Ngs Romanen brodelt es unter der Oberfläche sauberer Vorstädte. (...) Sie schreibt Bestse...ller über Rassismus, in denen es hoch hergeht. (...) In ihrem neuen Roman verwandelt sie die USA in eine Dystopie. mehr weniger

Elisa von Hof, 01.10.2022

DONNA

Geschichten können eine Zuflucht sein. Davon erzählt Celeste Ng in ihrem neuen dystopischen Roman.

01.10.2022

The New York Times

"Unsre verschwundenen Herzen" ist ein eindringliches Nachsinnen über die – manchmal zufällige – Kraf...t von Worten. (...) Ein Roman mit einem mutigen und glaubhaften Held, der uns in eine Welt entführt, die mit jedem Tag mehr unserer eigenen erschreckend ähnelt. mehr weniger

Stephen King, 22.09.2022

Publishers Weekly

Ng entwirft ein berührendes Familiendrama, das von einer aufgeladenen Atmosphäre geprägt ist, und gl...änzt ganz besonders, wenn sie von der Macht der Kunst und der Geschichten erzählt. mehr weniger

20.07.2022

Frizz

Die Kraft der Worte und Poesie, eine berührende Mutter-Sohn-Geschichte, Widerstand, Kämpfer:innengei...st und politische Kontrolle sind die Zutaten für Celeste Ngs neuen dystopischen Roman. mehr weniger

01.12.2022

Bücher Magazin

Eine ungewöhnliche Mutter-Sohn-Geschichte, die man mit Spannung und Anteilnahme liest.

01.12.2022

Meins

Die perfekte Herbst-Lektüre!

23.11.2022

B.Z. am Sonntag

Berührend!

22.11.2022

Kölner Stadt-Anzeiger

Celeste Ng, bekannt geworden durch ihren Roman „Kleine Feuer überall“, beschreibt ihn ihrem neuen Bu...ch (...) sehr genau, wie dünn der Firnis der Demokratie ist. mehr weniger

04.11.2022

Freundin

Wie die meisten Dystopien enthält auch diese eine Warnung. Freiheit, Menschenrechte - dies sind kost...bare Werte, auf die wir aufpassen sollten. Immer. mehr weniger

02.11.2022

Morawa.at

Eine genauso spannende wie berührende Geschichte über die unverbrüchliche Liebe zwischen einer Mutte...r und ihrem Sohn in dunklen Zeiten. mehr weniger

01.11.2022

Münchner Merkur

In „Unsre verschwundene Herzen“ schafft sie es, Diskriminierung und andere politische Missstände in ...eine einfühlsame Familiengeschichte zu packen. mehr weniger

19.10.2022

Flow

Eine so spannende wie berührende Geschichte über die Liebe und die Macht von Geschichten in einer vo...n Angst zerfressenen Welt. mehr weniger

01.10.2022

Booklist

So lyrisch wie spannend, so verblüffend wie einfühlsam erreicht „Unsre verschwundenen Herzen“ litera...rische Perfektion. mehr weniger

20.07.2022